XII

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Vom Klopfen an der Tür wurde ich wach. Herein kam Niklas, er wollte unbedingt nochmal nach mir sehen. Wir unterhielten uns gerade, als Ben aus dem Bad ins Zimmer kam. Seine Haare waren noch nass und standen verstrubbelt in alle Richtungen ab. Er sah wirklich süß aus. »Du schaust deinen Ben an, wie ein kleines Kind seine Schokolade«, merkte Niklas an und ließ mich wieder zu ihm sehen. »Was?« Fragte ich verwirrt, worauf er seinen Satz wiederholte. Glücklich drehte ich mich zu Ben und meinte nur: »Er löst in mir mehr Glückshormone aus, als es jede Schokoladentafel jemals könnte.« Auch Ben begann nun zu grinsen und gab mir einen Kuss. »Das will ich aber auch hoffen. Guten Morgen, mein Engel«, sagte er anschließend und streichelte mir kurz über die Wange. »Ich mach's ganz kurz: Ihr könnt zu Hause weiter machen. Deine Werte lassen eine Entlassung zu. Wir sehen uns dann am Donnerstag.« Mit diesen Worten verließ er auch schon das Zimmer.

»Na dann wollen wir mal«, lächelte Ben und gab mir meine Klamotten in die Hand, damit ich mich anziehen konnte. »Können wir?« Langsam drehte ich mich zu Ben um. »Ich will einfach nur noch mit dir alleine sein. Bei uns zu Hause.« Ben sah mich verständlicherweise irritiert an. »Hast ..., hast du gerade ›bei uns zu Hause‹ gesagt?« Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Gott, wie ich das liebte. »Ich habe nachgedacht und na ja, ich möchte mir nicht die Frage stellen, in welcher Wohnung du gerade bist oder bei wem wir uns treffen wollten. Ich will, dass ich nach Hause komme und du automatisch da bist. Ben, ich will mit dir zusammenziehen. Auch, wenn die Therapie anstrengend wird, ich will das jetzt und nicht irgendwann.« Ohne eine Miene zu verziehen, kam Ben auf mich zu, nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich. »Gut, dann fahren wir jetzt zu mir, holen einen Teil meiner Sachen und gehen dann zu uns.« Erstaunt sah ich Ben an. »Ich glaube, gerade jetzt ist es wichtig, dass du in deiner gewohnten Umgebung bist. Meine Wohnung war nie wirklich ein Wohlfühlort für mich, sondern einfach ein Platz zum Essen und schlafen. Ich habe dir das nie erzählt, aber ich war nicht immer so, wie ich heute bin. Vor dir war mein Leben geprägt von wilden Partys und One-Night-Stands in meiner Wohnung. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war ich verwirrt, da ich mich zuvor nie wirklich für das tiefere Privatleben einer Frau interessiert hatte. Als du mich zum ersten Mal geküsst hast, war mein Verlangen nach dir zwar da, aber auf eine ganz andere Art und Weise. Und als ich mit dir geschlafen habe, war mein Wunsch, für immer mit dir zusammen zu sein größer, als alles andere. Leyla. Ich, ich möchte dieses Leben von damals nicht mehr leben. – Gut, andern Falls hätte ich dich sicher nicht geheiratet – Ich will ein Leben mit dir. Ein neues Leben. All das, was ich einmal war, möchte ich hinter mir lassen und dazu gehört auch meine alte Wohnung. Ich würde verstehen, wenn dich das abschreckt, ich glänze nicht wirklich mit einem vernünftigen Leben oder dem, was du dir für dich vorgestellt hast, aber ich glaube, nein, ich weiß, dass ich mich durch dich verändert habe. Ich sage es jetzt knallhart, so wie es ist: früher, da war meine Priorität einfach nur Sex. Ob ich die Person kannte oder nicht, war mir egal. Hauptsache eine gute Nacht. Mit dir, interessiert mich das nicht mehr. Es geht mir nicht nur um das Vergnügen, sondern um das Wohlbefinden eines anderen Menschen. Und dieser Mensch bist du. Meine Priorität bist du. Deine Gesundheit, dein Wohlbefinden und vor allem deine Liebe. Denn ohne diese könnte ich nicht mehr existieren.« Aufmerksam hörte ich Ben zu und lies seine Worte in meinem Kopf arbeiten. Langsam näherte ich mich ihm, legte meine Lippen auf seine und zog ihn eng zu mir. Bens Arme umschlossen mich fest aber dennoch liebevoll. Als ich mich von ihm löste, begann ich zu sprechen: »Es geht nicht darum, wie du warst, sondern wer du heute bist. Ich liebe dich, egal wie du früher gelebt hast, ich war auch nicht mein ganzes Leben lang ein Engel. Auch ich habe meine Vergangenheit. Das einzige was zählt, ist das hier und jetzt, und ich wäre froh, dieses Leben mit dir, bei uns zu leben. Ab jetzt ist meine Wohnung unsere Wohnung. Und jetzt nimmst du bitte meine Hand und gehst mit mir gemeinsam nach draußen, ich habe genug von den Wänden hier gesehen.« Erstaunt sah Ben mich an. »Weißt du, dass du die beste Frau auf dieser Welt bist?« Verlegen lächelte ich Ben an und verließ gemeinsam mit ihm das Klinikum.

Don't make me leaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt