VI

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»Guten Morgen, liebste. Schön, dass du wieder wach bist«, flüsterte Ben und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Leicht verschlafen sah ich zu Ben nach oben und lächelte ihn an. »Morgen«, murmelte ich und legte meine Lippen sanft auf seine. Es war ein wunderschönes Gefühl seine Küsse zu spüren und die Gewissheit zu haben, dass Ben mich liebt. »War Niklas gestern noch da?«, richtete ich mich fragend auf und musterte Ben, der sogleich sein Tablet am Tisch griff und mir hinhielt. »Deine Werte werden besser Mäuschen, auch, wenn es nur ein kleiner Anstieg ist, das ist ein Grund zur Freude«, meinte Ben fröhlich und nahm mich in den Arm. »Unsere kleine Unendlichkeit dauert wohl noch ein bisschen länger«, grinste Ben. ›Kleine Unendlichkeit‹, dieser Satz brachte mich zum Grübeln. Es dauerte nicht lange, bis ich mir meine Worte zurechtgelegt hatte und mich nun aufrichtete und in Bens Richtung drehte.

»Heirate mich!« Entschlossen blickte ich Ben an, welcher mich nur verwirrt ansah. »Du willst was?« Antwortete er, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte. »Ich will, dass du mich heiratest. Ich will mit der Liebe meines Lebens verheiratet sein, auch, wenn es nur eine sehr kurze Ehe sein wird. Ich will fest zu dir gehören. Noch fester als ohnehin schon. Außerdem will ich, dass du mich jederzeit besuchen darfst und im Notfall anstehende Entscheidungen für mich treffen darfst. Du bist der Einzige, dem ich so sehr vertraue«, völlig perplex sah Ben mich nun an und begann wohl sich zu sammeln. »Wow ... Ehm. Ja, also ... das kommt jetzt sehr überraschend. Ich hätte nie gedacht, dass mir eine Frau jemals einen Antrag machen würde und schon gar nicht, dass du diese Frau sein würdest. Aber ja. Natürlich heirate ich dich. Es wäre mir eine riesige Ehre.« Glücklich erhob ich mich vom Bett und fiel Ben um den Hals. »Ich habe jetzt leider keine Ringe, ich hoffe, das ist ...«, weiter kam ich nicht, da Ben seine Lippen sofort auf meine legte. Es war ein unglaublich schöner und gefühlvoller Kuss. Ben zog mich immer mehr zu sich, bis ich ihn von mir drückte. Verwirrt sah er mich an. »Ich liebe deine Nähe wirklich Ben, aber ich bekomme keine Luft, wenn du mich so fest an dich drückst.« Lächelnd stupste ich ihm erst auf die Nase und kniff ihn danach leicht in die Seite. »Entschuldige. Ich kann mich bei dir doch nie beherrschen.« Beschämt aber dennoch lachend zog er mich diesmal sanfter in seine Arme und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Direkt darauf verließ er mit den Worten »muss schnell was erledigen, komme später wieder«, mein Zimmer.

Verwirrt blieb ich zurück und setzte mich auf mein Bett. Gelangweilt ließ ich meine Beine von der Bettkante hängen und baumelte mit meinen Füßen wie ein kleines Kind hin und her. Immer wieder sah ich auf die Uhr und wartete darauf, dass Ben wieder zu mir kam, und ich muss zugeben, dass ich die Hoffnung fast aufgab, als ich plötzlich erschrocken zusammenzuckte.

Von rechts hatte eine Hand meine Augen verdeckt, die linke fasste meine Haare und strich diese zur Seite, worauf ich sofort Küsse in meinem Nacken spürte. Zufrieden atmete ich tief ein und drehte mich anschließend auf meinem Bett um. »Interessant, dass du sofort darauf vertraust, dass ich hier bin und nicht irgendjemand anderes«, merkte Ben an. »Dich und deine Küsse würde ich aus tausend Männern heraus erkennen«, schmunzelte ich und gab Ben einen liebevollen Kuss. »Ist das so, ja?« Während Ben das sagte, fasste er mit beiden Händen an meine Schultern und drückte mich rücklings in die Matratze. »Wo warst du denn so lange? Mir war ganz schön langweilig«, meckerte ich darauf tadelnd. »Ach Leyla, sei doch nicht immer so ungeduldig. Du weißt, dass ich dich nicht alleine lassen werde«, Bens Hand wanderte bei seinen Worten zart in meine Haare. »Ich weiß, ohne dich ist es nur so langweilig hier. Mit dir ist einfach alles besser. Also: was hast du gemacht?« Breit begann Ben zu grinsen. »Es ist schön zu wissen, dass wir beide nicht ohne einander können und uns brauchen. Ich war bei Dr. Ahrend.« Erschrocken starrte ich Ben an. Gibt es schlechte Neuigkeiten? »Ben bitte sag mir, wenn sich mein Zustand verschlechtert hat. Ich halte das aus!« Tränen bildeten sich in meinen Augen. Niklas sprach bei Hiobsbotschaften immer mit Ben und der überbrachte mir dann die schlechten Nachrichten. Wütend sah ich an Ben hoch. Alles was er tat, war teilnahmslos grinsen. Was war denn daran so lustig? Verzweifelt drehte ich mich Richtung Fenster und ließ meine Beine erneut baumeln.

Don't make me leaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt