Smoke

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XXXI.

Erzähler

Genervt seufzte Kostas und beobachtete seinen Freund, der auf der Feuertreppe saß und rauchte.
"Gott, irgendwann bring ich ihn noch um." murmelte er und ging zum Fenster, um hinaus zu klettern. Mik hatte seit vielen Jahren nicht mehr geraucht, also warum jetzt wieder? Und warum entschied er sich für Zigaretten, wenn er auch einfach zu Kostas kommen könnte und mit ihm reden könnte? Okay, bei den beiden lief es im Moment nicht gerade gut. Sie hatten seit mehreren Wochen immer wieder mal kleinere und größere Streits, aber so schlimm, dass er nicht zu ihm kommen konnte, war es doch nun auch wieder nicht.
"Was genau tust du da?" fauchte Kostas, der selbst mit den Nerven am Ende war und seinen Freund zum ersten mal seit langem überhaupt nicht verstehen konnte. Mik hob den Kopf, während er den Rauch ausatmete, und musterte den Jungen vor sich. Zumindest vermutete er das, denn eine verspiegelte Sonnenbrille verdeckte die Augen des älteren.
"Nach was sieht's denn bitte aus?" gab er sarkastisch zurück und Kostas hörte sofort, dass er geweint hatte. Viel geweint hatte, nicht nur ein paar kleine Tränen. Die Wut, die Kostas davor gespürt hatte, verrauchte und ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er sich neben seinen Freund und nahm ihm die Zigarette weg, was jener nur zuließ, da er überrascht von Kostas Handeln schien, denn begeistert war er ganz und gar nicht.
"Geht's noch? Gib die wieder her!" Beschwerte Mik sich, nachdem der jüngere seine Zigarette ausgedrückt hatte und die Schachtel, die zu ihren Füßen lag, in die Jackentasche steckte,  unternahm aber keinen Versuch einzugreifen. Sanft nahm er ihm auch die Sonnenbrille ab und seine Vermutung bestätigte sich, als er die geschwollenen Augen seines Freundes sah.
"Was ist passiert?" fragte er ruhig und keine Minute später hielt er sanft den Schwarzhaarigen im Arm, der wieder weinte. Lange Zeit saßen die beiden zusammen gekuschelt, schweigend da, bis Miks Tränen versiegt waren.
"Hat dich jemand verletzt?" fragte Kostas leise, weshalb Mik den Kopf schüttelte und die Nähe und die Wärme genoss, die in den letzten Wochen so selten war.
"Nein, alles gut. Ich hab nur einfach keine Kraft mehr." flüstere Mik und klammert sich leicht an Kostas, als wollte er sicher gehen, dass er ihn auch wirklich nicht verließ.
"Wie meinst du das?" fragte Kostas leise.
"Ich weiß auch nicht. Ich hab mir das total schön vorgestellt ein Buch zu schreiben, aber im Moment ist es nur noch schrecklich und stressig. Ich komm einfach nicht weiter, weil ich mich nie richtig konzentrieren kann.  Meine Gedanken sind die ganze Zeit bei dir, egal ob ich hier bin oder in das Cafe gehe. Ich kann einfach nicht mehr. Ich vermisse dich. Ich brauche dich. Ich..'
Sanft drückte Kostas seinem Freund einen Kuss auf den Kopf, als dieser mitten im Satz stoppte.
"Ich liebe dich. Und ich bleibe immer bei dir. Ich weiß, dass es zurzeit irgendwie komisch zwischen uns ist, aber ich lass dich trotzdem nicht alleine wenn du mich brauchst. Egal, wie viel wir uns streiten, ich bin immer für dich da. Und wenn du wirklich nicht mehr kannst, dann lass dich fallen und ich verspreche dir dazu sein und dich aufzufangen und so lange festzuhalten, bis du wieder auf eigenen Beinen stehst. Du musst das nicht alleine schaffen."
Der kleinere der beiden löste sich leicht aus der Umarmung um seinen Freund kurz, aber liebevoll zu küssen.
"Danke."  nuschelte er und ließ sich wieder gegen Kostas sinken, der ihm durch die Haare strich.
"Aber irgendwas ist noch, oder? Selbst als wir diesen riesen Streit während Tubeclash hatten, warst du nicht so fertig. Irgendwas ist passiert." flüsterte er, weshalb Mik schwach nickte.
"John.. er.. er liegt im Krankenhaus.", gibt er stockend von sich, "Er.. war auf dem Heimweg von einem Freund, als irgendein betrunkenes Arschloch die Kontrolle über sein Auto verloren hat und ihn angefahren hat."
Tränen traten in die Augen des kleineren und zitternd klammert er sich näher an Kostas, der ihn einfach nur im Arm hielt.
"Sein Schädel ist komplett zersplittert und.." Mik stoppte mitten im Satz, da er schluchzte und auch einfach nicht aussprechen konnte, wie schlimm es wirklich um seinen Bruder stand.
"Mama hat gesagt sie ruft an, sobald er aus dem Op ist, aber bis jetzt weiß keiner ob er.. ob er überhaupt durchkommt."
Auch Kostas traten Tränen in die Augen, die er vergebens versuchte zurück zu halten. John war mittlerweile auch ihm an Herz gewachsen.
"Willst du zu ihm?" fragte er leise und wischte sich unauffällig die Tränen weg. Mik löste sich und sah den jüngeren etwas verwundert an.
"Wie meinst du das?"
"Wir fahren hin. Ich weiß, wie wichtig John dir ist und wenn du willst, schau ich nach einem Hotel, geh noch mit Ivy raus, du packst solange paar Sachen ein und dann setzten wir uns ins Auto und fahren hin."
Kurz sah Mik ihn unsicher an, nickte dann aber und keine Stunde später saßen die beide im Auto auf der Autobahn. Zwar anders als geplant ohne Ivy, da eine Freundin zugestimmt hatte auf sie aufzupassen, aber das war eh besser so. Sie hatten Musik laufen, zu der sie am Anfang leise mitgesungen hatten, bis Mik mit dem Kopf am Fenster und in die Jacke seines Freundes eingekuschelt eingeschlafen war. Kostas hatte die Musik leiser gemacht, schielt sie aber nicht ganz auf, um das nervige Geräusch des Motors etwas zu überdecken und hatte eine Hand auf Miks Oberschenkel liegen.  Immer wieder beobachtete er seinen Freund kurz, wenn er sich im Schlaf regte, aber im großen und ganzen schlief er ruhig. Erst als die beiden am Krankenhaus ankamen, weckte Kostas den schwarzhaarigen sanft mit einem Kuss auf die Wange.
"Aufwachen, Schlafmütze." meinte er lächelnd, als Mik sich grummelnd umdrehte, jedoch die Augen dann öffnete.
"Sind wir da?" fragte er verschlafen.
"Ja, sind wir. Willst du gleich rein?"
Kurz mustere der kleinere seinen Freund verschlafen, nickte dann aber, weshalb die beiden rein gingen.
Sie entdeckten Mik's Eltern auf einer kleinen Couch in der sonst leeren Cafeteriá, wo sie aneinander gelehnt da saßen und beide die Augen geschlossen hatten, da es doch schon realtiv spät am Abend war.
"Mama? Papa?" sprach Mik sie leise an, weshalb beide kurz erschracken, dann aber lächelten
"Mik. Du bist hier." gab Marie, Mik's Mutter sichtlich erleichtert von sich und stand auf, um ihren Sohn zu umarmen. Lächelnd stand Kostas etwas Abseits und beobachtete die drei, ehe auch er in eine Umarmung gezogen wurde.
"Danke, dass du mitgekommen bist. Ich glaube nicht, dass Mik das ohne dich schaffen würde." flüsterte die kleinere der beiden, weshalb Kostas lächelte.
"Ist doch selbstverständlich. Ich lass ihn bei sowas doch nicht alleine hierher fahren."
Lächelnd lösten die beiden sich wieder, worauf Kostas von Kai, Mik's Vater, in eine Umarmung gezogen wurde und sich dann auf die zweite Couch zu seinem Freund setzte, der sofort nach seiner Hand griff und ihre Finger verschränkte.
"Weiß man schon irgendwas von John?" fragte Mik unsicher.
"Kurz bevor ihr gekommen seit, war eine Schwester da. Sie haben mittlerweile erfolgreich die inneren Blutungen gestoppt, den Schädel mit allen möglichen Schrauben und Platten wieder hinbekommen und jetzt sind es nur noch kleinere Sachen, wie der gebrochene Arm. Aber im Moment sieht es danach aus, dass er es schafft und wahrscheinlich auch keine bleibenden geistigen Schäden tragen wird." erklärte Kai und lächelte schwach, weshalb auch Mik lächelte. Zwar war es hart, dass gebrochene Knochen im Moment als kleinere Sachen galten, aber immerhin war es eher unwahrschelich, dass er seinen Bruder wirklich verlieren würde und das war das einzige was im Moment zählte.
Sichtlich erleichtert lehnte er sich mehr gegen Kostas und legte seinen Kopf auf dessen Schulter, der sanft ihre Hände voneinander löste, um ihn in den Arm zu nehmen. Kurz unterhielten sie sich noch über oberflächliche Dinge, da sowieso keiner so richtig bei der Sache, sondern mit den Gedanken bei John, war, ehe es still wurde und kurz darauf erst Mik und dann seine Mutter jeweils in den Armen ihres Mannes einschliefen.
Jetzt, da John zumindest nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, waren sie alle sichtlich entspannter und nach der halbe Stunde Schlaf im Krankenhaus fühlte sich Mik viel ausgeruhter, obwohl er ja schon auf der Autofahrt geschlafen hatte.
Eine eher kleine, zierliche Krankenschwester teilte Ihnen irgendwann mit, dass John auf die Intensivstation verlegt wurde und es ihm soweit gut ginge, er aber selbstverständlich noch Ruhe bräuchte. Nach einiger Diskussion einigten sie sich darauf, dass sie ihn sofort morgen früh besuchen dürften, da er im Moment sowieso noch nicht wach war. Die Frau verschwand wieder und lächelnd musterte Marie die beiden.
"Kommt ihr mit zu uns?" fragte sie, weshalb Mik den Kopf schüttelte.
"Nein, danke. Wir haben uns ein Hotelzimmer gemietet. Und bevor du irgendwas sagst, ich weiß, dass du uns sofort aufnehmen würdest, aber du brauchst auch deine Ruhe. Sehen wir uns morgen um zehn hier?"
Seufzend nickte Marie und umarmte die beiden nochmal, bevor sich ihre Wege trennten.
Einige Zeit später lag Mik wieder in den Armen seines Freundes und obwohl die Umstände einfach nur scheiße waren, waren beide doch froh über die Nähe zum jeweils anderen. Sichtlich entspannter und ruhiger als noch vor einer Stunde,  kuschelte sich Mik näher an seinen Freund und schloss die Augen. Die ganzen Probleme der letzten Wochen drängten sich in den Hintergrund, während Kostas sanft dem kleineren über den Rücken strich. Zwar machte er sich immer noch Sorgen um seinen Bruder und würde so schnell wohl auch nicht einschlafen können, aber trotzdem fühlte er sich geborgen.
"Ich hab einen Wecker auf zwanzig nach neun gestellt, okay? Ich geh davon aus, dass du sowieso nicht frühstücken willst, oder?" fragte Kostas leise, wofür er von Mik ein leises "nur Tee." als Antwort bekam. Lächelnd stellte er den Wecker auf neun und nahm sich vor etwas früher als Mik aufzustehen, um seinen Freund mit Tee wecken zu können, an den er sich jetzt wieder kuschelte.
Die letzten Wochen waren nicht einfach für die beiden und die nächsten würden es sicher auch nicht werden, aber irgendwie hatten sie alles immer zusammen geschafft und würden auch das schaffen.^^

1683 Wörter// 6. April

Kostory Oneshot BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt