Vergessen

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XIV

P.o.V. Kostas

"Alles wird gut. Ich bin bei dir, Babyboii."
Panisch zog ich meine Beine enger an meinen Körper, ignorierte das Zittern. Die Stimme klang so weit weg, unerreichbar für jemand wie mich. Jemand wie ich. Kalt. Zerbrochen.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als irgendjemand nach meiner Hand griff und wieder diese Stimme ertönte. Ich kannte sie, aber ich hatte sie lange nicht gehört. Es kann nicht sein, dass er jetzt hier ist. Er war im Krankenhaus. Ganz sicher.
"Kostas, hey. Augen auf, kleiner. Schau mich an. Du erinnerst dich nicht, ich weis. Aber ich bin hier."
Panisch schüttelte ich den Kopf und zog die Decke komplett über meinen Kopf. Er ist nicht hier! Niemals. Das ist nur eine Stimme.
Langsam spürte ich, wie wer auch immer die Decke wegzog und kurz darauf sah ich nun doch Mik, der vor meinem Bett kniete. Schwach lächelte er, während ich ihn nur weiter panisch musterte. Er war nicht hier. Genauso wie alle anderen Stimmen. Wie früher.
"Hab verschlafen. Tut mir leid. Mal wieder keine Erinnerungen?" flüsterte er und streckte sanft seine Hand aus, um mir die Tränen wegzuwischen. Schwach lächelte er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf, ehe er mir ein kleines Büchlein gab und aufstand.
"Lies und komm dann zu mir, wenn du willst, ja? Ich mach dir Frühstück."
Unsicher nickte ich und musterte das Buch in meinen Händen. Mik lag im Krankenhaus. Ich musste ihn mir fast eingebildet haben. Ich muss. Das ist wie früher, als Jugendlicher. Da hatte ich viele dieser Stimmen. Aber seit Mik da war, war es besser geworden. Viel besser. Nahe zu perfekt. Naja, anscheinend war es jetzt wieder schlimmer geworden. Viel schlimmer. Ich bildete mir nicht irgendjemand ein oder irgendwas, Nein, ich bildete mir meinen Mik ein.
Leise lachte ich und schlug das Buch auf. Ich war verrückt. Psychisch krank. Aber laut diesem Mik 2.0 sollte ich lesen, was ich auch tat.

Hey Kostas,
Ich weis nicht, wann du das liest. Oder zum wievielten Mal, aber ich weis, dass du mir kein Wort glauben würdest, also hab ich dich schreiben lassen. Und gut, ich nehme es zurück. Ich weis wann du es liest. Vermutlich liegst du gerade im Bett und ich hab dich geweckt oder ich hab verschlafen, du hattest eine kleine Panikattacke und hast dich selbst für verrückt erklärt. Das tust du immer, also lies dir alles Verliertdurch und komm danach in die Küche. Ich mach solange Frühstück, ja?
In ewiger Liebe
Dein Mik

Verwirrt musterte ich die Zeilen und strich einmal darüber. Okay, was war das bitte? Naja, würde sich schon alles aufklären. Hoffe ich mal. Ich blätterte auf die nächste Seite, erkannte meine Schrift und meine Unterschrift. Der Text war also von mir. Langsam schaffte ich es meine Atmung zu beruhigen und begann zu lesen.

Kostas. Um es kurz zu halten: Mik ist echt. Er ist keiner dieser Stimmen, die dir sonst was einreden.
Ich mein, ich.. Ich bin du. Nur in der Vergangenheit. Mik meinte, ich - oder du? Ach scheiß drauf. Wir.

Wir? Wirklich jetzt? Okay, wenn der Text nun wirklich von mir war, war wir wahrscheinlich die beste Lösung. Aber okay, weiter im Text

Mik meinte wir haben eine Amnesie. Wir haben kein Kurzzeitgedächtnis mehr. Ich weis, dass klingt komisch, aber es ergibt Sinn. Ich kenne die Stimmen, die du hörst oder gehört hast. Ich weis, dass du dich nur daran erinnerst, dass Mik im Koma liegt, aber zu meiner Zeit ist das anscheinend seit zwei Monaten nicht mehr so. Und bei dir, keine Ahnung, heute ist der 26. 7. 2016, also kannst du dir mal ausrechnen, wann es in deiner Zeit ist. Naja, zurück zum Thema. Mik ist echt. Wirklich jetzt. Deine, halt unsere Schizophrenie ist schon lange weg und sie kam auch nicht wieder. Bei mir zumindest nicht. Denn wenn er nicht echt ist, hatte ich gerade Sex mit der Luft. Naja, immerhin wäre ein Luft Orgasmus mal was neues, aber auch schon ganz schön verstörend.

Kostory Oneshot BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt