Wegen uns

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IV

Erzähler

Stumm half Kostas seinem Sohn seine Jacke auszuziehen und aufzuhängen und zog ihm die Schuhe aus, um ihn kurz drauf auf sein Zimmer zu schicken, nicht aber vorher seine Stirn zu küssen und ihn aufmunternd anzulächeln. Seufzend sah er dem kleinen hinterher und suchte dann Mik.
"Mik? We need to talk."
Sein Freund stand in der Küche am Herd und war gerade dabei für die drei zu kochen. Normalerweise betrachtete Kostas ihn immer mit einem Lächeln und schenkte ihm jedesmal mindestens einen Kuss auf die Wange, wenn er mit Toby, dem Sohn der beiden heim kam oder auch nur, wenn er für zehn Minuten beim einkaufen war und mit einer Packung Karotten und Nudeln wieder heim kam.
Aber nicht heute. Nicht jetzt.
"Hat Toby sich verletzt? Ist irgendwas passiert?"
Tränen glitzernden in den Augen des jüngeren und sofort wischte er sie weg. Er wollte nicht weinen und trotzdem tat er es. Besorgt drehte Mik sich um und sah, wie schon vermutet, die geschwollenen Augen und die nassen Wangen.
"Wann hattest du vor es mir zu sagen?" flüsterte Kostas und unterdrückte ein Schluchzen. Verwirrt musterte Marik seinen Freund. Das klang fast so, als wäre er ihm fremd gegangen, aber das war er nicht. Selbst wenn er wirklich mal betrunken war und seinen Babyboi aus irgendwelchen gründen nicht mehr erkannte, hielt er sich fern von anderen Männern. Immer.
"Wann hätte ich dir was sagen sollen?"
Verächtlich lachte der Braunhaarige und ignorierte die Tränen, die mittlerweile vereinzelt über seine Wangen liefen. Ihm war egal wie er aussah. Mik hatte ihn schon schlimmer gesehen. Krank, verheult, verschwitzt. Und trotzdem waren sie noch zusammen. Die paar tränen würden an seiner Liebe auch nichts ändern.
"Mary hat heute mit mir geredet. Dachtest du ich merk das nicht?"
Seufzend ging der Ältere der beiden einen Schritt auf seinen Freund zu und wollte ihm die Tränen weg wischen.
"Kostas.. Ich.."
Sofort aber schlug eben genannter seine Hand weg und stand vom Tisch, an den er sich gelehnt hatte, auf.
"Fass mich nicht an! Ich will deine Nähe nicht!"
Erschrocken lies Mik seine Hände sinken und betrachtete seinen Babyboi. Egal, wann sie sich sonst gestritten hatten, er hatte sich immer in den Arm nehmen lassen. Wirklich immer. Aber nicht heute. Genau dann, wenn Dennis die Nähe seines Freundes am meisten brauchte, wollte er sie nicht. Nur deswegen stritten sie doch überhaupt erst. Weil sie nicht normal sind.
"Babyboii.. Bitte.." flüsterte Mik und betrachtete ihn traurig. Er konnte ihn nicht so sehen... So traurig und verletzt. So zerbrechlich..
"Ich bin nicht dein Babyboii. Ich will das nicht mehr sein! Das ist alles so falsch!" schluchzend sah er seinen Freund an, der mittlerweile auch den Tränen nahe war.
"Verdammt, Mik! Denk doch mal nach. Toby wird gemobbt. Und warum? Weil wir nicht normal sind. Weil er zwei Väter hat. Weil wir Schwuchteln und schlechte Menschen sind."
Verletzt sah dieser seinen Freund an und wischte sich die Tränen weg. Ihm machte es mittlerweile nichts mehr aus, wenn Leute ihn so nannten. Es gab immer Arschlöcher, aber das die Person die er liebte ihn so nannte, tat weh. Verdammt weh.
"Nimm das zurück.. Du weist, dass das nicht stimmt! Du weist genauso gut wie ich, dass man sowas nicht steuern kann.."
Verzweifelt sah der Jüngere der beide ihn an und lies sich an der Wand auf den Boden sinken. Kostas zog die Beine an seinen Körper und begann zu weinen. Er wollte nicht der Grund sein, warum sein Sohn gemobbt wird. Und trotzdem war er es.
Stumm kniete der Schwarzhaarige sich vor seinen Freund und strich ihm die Tränen weg, was jener diesmal auch zuließ, auch wenn Mik selbst mit den Nerven am Ende war und am liebsten heulen würde.
"Deswegen hab ich dir nichts gesagt. Ich wusste, dass du uns die Schuld geben wirst und das wollte ich nicht.."
Weinend sah der Kleinere auf und blickte in die feuchten Augen seines Miks. Der Mik, der sonst immer strahlte. Der immer so glücklich war. Und jetzt? Jetzt weinte auch er fast. Kostas wollte ihn in den Arm nehmen, ihn beschützen und gleichzeitig seine Nähe genießen, aber er konnte nicht. Noch nie hatte er so ein Gefühl. In 11 Jahren Ehe und gesamt 17 Jahren Beziehungen nicht. So allein und verloren, obwohl er sich nur nach vorne hätten beugen müssen und Mik ihn in den Arm nehmen würde.
"Aber wir sind Schuld! Toby wird wegen uns gemobbt! Er ist im Kindergarten! Er hat keine Freunde und wird beim spielen ausgeschlossen. Er sitzt stundenlang alleine in der Ecke und erzählt am Mittag von irgendwelchen ausgedachten Sachen, die er angeblich den Tag über getan hat. Und warum? Weil die anderen Kinder ihn ausschließen und glauben sie werden wie wir, wenn sie mit Toby spielen. So wie wir.. Solche schwuchteln, Abschaum der Gesellschaft. Ekel-" redete sich Kostas in Rage, wurde aber von seinem Freund unterbrochen:
"Wag es nicht! Das sind wir nicht! Und das weist du ganz genau!" schwer schluckte Mik, um nicht zu schluchzen, "Wir sind nicht normal, ja, aber normal sein ist langweilig. Das hast du doch immer gesagt...
Es ist gut so wie es ist. Solche Menschen finden immer einen Grund.
Wir schulen Toby wo anders ein und es wird besser. Ich verspreche es dir. Aber sag sowas nie wieder. Mir egal, wenn andere mich so nennen, aber nicht du. Das tut noch mehr weh, als alles andere. Ich will nicht von der Liebe meines Lebens, von meinem Babyboii, als Schwuchtel und Abschaum, als ekelhaft bezeichnet werden."
Stumm nickte der kleinere und betrachtete Mik. Tränen glitzernden auf dessen Wangen und hart presste er seine Lippen aufeinander, um nicht zu schluchzen. Was hatte Kostas bloß angerichtet? Sanft wischte er ihm die Tränen weg und küsste seine Stirn.
"Tut mir leid.. Ich.. Ich wollte das nicht.. Ich wollte dich nicht verletzten. Du bist kein Abschaum und keine Schwuchtel. Und auch nicht ekelhaft. Ich liebe dich doch.."
Schwach lächelte Mik
"Ich liebe dich auch. Mehr als alles andere." zwar stimmte das nicht ganz, das wussten beide. Denn Vaterliebe war doch noch mal etwas stärker als die Liebe zu Kostas, aber wenn man Toby nicht mitzählte, stimmte es. Lächelnd lies sich eben genannter von seinem Freund in eine Umarmung ziehen und kuschelte sich nah an ihn. Legte einen Arm über seinen Bauch, ein Bein über Mik's Bein und betete seinen Kopf auf seiner Brust. Eng ineinander verschlungen langen die beiden alleine und schweigend auf dem weichen Teppich, bis Toby nun doch wieder aus seinem Zimmer kam und sich zu den beiden legte.
Lächelnd legte Mik beschütztend einen Arm um ihn und küsste seine Stirn. Lange lagen sie einfach nur da, unterhielten sich über alle möglichen Dinge und genossen die Nähe der jeweils anderen beiden. Zwar hatte sowohl Kostas als auch Mik kurz überlegt sofort mit Toby zu sprechen, dass er zum neuen Jahr den Kindergarten wechseln würde und somit auch auf eine andere Schule, als geplant kommen würde, aber nicht jetzt. Sie wollten im Moment beide einfach nur kuscheln und glücklich sein. Das Gefühl genießen. Das Gefühl einer Familie^^

1171 Wörter// 21. September

Kostory Oneshot BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt