Schmerz der Trennung

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XVII

P.o.V Kostas

Lächelnd umarmte ich kurz Myriam zum Abschied, ehe sie aus der Tür verschwand. Sie hatte jetzt ein Treffen mit Mik und den anderen, wegen des neuen Animationsprojektes. Seines neuen Animationsprojektes. Ich war kein Teil mehr davon, kein Teil mehr von Mik's Leben. Nach außen hin ging es mir wahrscheinlich gut. Immer hin war die Trennung jetzt vier Monate her. Vor vier Monaten hatten wir uns getrennt. Genau an Silvester. Und jetzt? Jetzt ist April und der Frühling hat begonnen. Die Jahreszeit der frisch verliebten Pärchen. Man geht zusammen spazieren, sitzt Arm in Arm am Wasser und sieht alles durch eine rosa Brille. Tja, die harte Realität ist anders. Du lachst vor Freunden, bist wie immer. Egal wann, du musst funktionieren. Du musst einfach.
Und dann? Dann schließt du die Tür deiner Wohnung oder vielleicht auch nur deines Zimmers und du spürst förmlich wie deine Maske zu bröckeln beginnt. Du bist alleine, merkst du das nicht? Ganz alleine. Sie denken alle es geht dir gut, tja, falsch gedacht.
Naja, so ganz stimmt das auch nicht. Nicht alle. Meistens gibt es eine einzige Person die dir in die Augen sieht und weis dass etwas nicht stimmt. Die dich in den Arm nimmt, obwohl du nichts gesagt hast und alle dir glauben, dass es dir gut geht. Sie beschützt dich vor dir selbst und deinen Gedanken. Sie weiß, wann man dich wie in den Arm nehmen muss und dich ablenken muss und wann man deine Tränen akzeptieren muss, weil es nichts bringt immer einfach von dem schlechten abzulenken. Vielleicht habt ihr so eine Person. Vielleicht auch nicht. Aber irgendwann trifft sie jeder. Vielleicht als Mutter, als Onkel, als bester Freund oder als Partner.
Meine Person? Marik Aaron Roeder. Mein Miki. Nein, nicht mehr mein Miki, einfach nur Mik oder Marik. Keine Beziehungen, keine Verniedlichung. Ende der Diskussion.
Leise seufzte ich und stand auf, um mir meine Zigarette zu holen und auf die Feuertreppe zu klettern. Eigentlich war es ja verboten hier zu sitzen, aber kommt schon. Wer macht das denn nicht? Und außerdem hab ich nun wirklich keine Lust, dass meine ganze Wohnung nach Rauch stinkt. Am Ende würde es irgendjemand bemerken und dann wäre meine ganze scheiß Maske weg. Dann würde jeder wissen, wie scheiße es mir ohne ihn geht. Wie scheiße mein gesamtes Leben ohne ihn ist. Ohne Mik..
Genervt von mir selbst zündete ich eine Zigarette an, lies mich auf den Boden sinken und lehnte meinen Kopf gegen die Wand.
Wie konnte es eigentlich so weit kommen? Wie konnte es überhaupt zu der Trennung kommen? Ich.. Ich weis es nicht mal. Mik war Heilig Abend noch bei mir, wir hatten zusammen gefeiert. Alles war gut. Dann war er bei seiner Familie und selbst da war am ersten Tag noch alles gut und wir hatten Abends telefoniert. Hatten gelacht, uns gegenseitig von unserem Tag erzählt, hatten leise 'Ich liebe dich und ich vermisse dich' geflüstert und zu allem Überfluss noch dieses dumme 'Nein, du legst zuerst auf' Zeug gemacht. Und ich hatte mich gefühlt wie ein kleiner, verliebter Teenie. Wie damals kurz nachdem einer von uns wieder nach Hause gefahren war und wir bis zum nächsten Treffen warten mussten oder kurz bevor wir uns wieder sehen würden. Es war alles perfekt, auch wenn ihn vermisst hatte.
Und dann? Dann wurde alles irgendwie komisch. Eigentlich hatte er erst kurz vor Silvester zurück kommen wollen, aber so war er schon am zweiten Weihnachtsfeiertag, wieder da. Schien völlig fertig mit den Nerven zu sein. Er hatte sich komplett zurück gezogen und kaum mehr gesprochen, bis es eben zu diesem dummen Streit kam und wir uns an Silvester kurz vor Mitternacht trennten. Anstatt einem süßen Kuss um Mitternacht, dann eben Tränen und Wut. So beginnt man doch gerne ein neues Jahr. Ohne meinen Mik in ein neues Jahr. Und ich hatte es noch zugelassen.
Leise fluchend stand ich wieder auf und drückte den Zigaretten Stummel am Fensterbrett aus, während ich den Himmel beobachtete. Es war mittlerweile ca halb acht Abends. Um acht schließt der kleine Laden in meiner Nähe und ich musste dringend noch einkaufen. Erstens kam morgen Ali vorbei und er sollte vielleicht nicht erfahren, dass ich kaum esse und somit nichts zu essen zuhause habe und zweitens brauche ich dringend neue Zigaretten. Und vielleicht Wein. Ja, Wein klingt gut.
Stumm kletterte ich wieder rein und zog mir Jacke und Schuhe an, ehe ich ein Lächeln aufsetzte und mich auf den Weg machte. Angekommen nahm ich mir einen kleinen Einkaufskorb und holte schnell alles nötige. Gut, fehlt noch Alkohol. Viel Alkohol.
Lächelnd griff ich nach einer Flasche Wein und machte mich auf den Weg zur Kasse, als ich irgendjemanden anrempelte, weil ich Trottel natürlich mehr auf die Flasche als auf den Weg geachtet hatte.
"Sorry, ich hä-" begann ich, unterbrach mich aber selber, "Mik..." flüsterte ich und versuchte gleichzeitig nicht zu heulen, oder zu hyperventilieren, oder ihn zu umarmen und zu küssen oder was auch immer. Er ist mein Ex. Da dürfen keine Gefühle mehr sein. Keine einzigen. Niemals. Nie wieder. Unter keinen Umständen. Nev-
"Kostas." erwiderte er und musterte mich unsicher. Okay, ich nehme alles zurück. Ich liebe ihn und Gott, ja, ich will wieder in seinen Armen liegen und mit ihm kuscheln. Seine Lippen zuerst auf meinen und dann an meinem Hals zu spüren. Mich tagelang immer wieder darüber beschweren, wenn er mir einen Knutschfleck verpasst hatte und insgeheim doch lächelnd vorm Spiegel zu stehen und mich zu freuen, weil er mich als 'seins' markiert hatte.
Kurz presste ich meine Lippen aufeinander und schluckte schwer. Beruhig dich. Es ist nur Mik. Erschrocken zuckte ich leicht zusammen, als neben uns eine Frau ein Glas Marmelade zu Boden fallen lies und somit mich und anscheinend auch Mik aus den Gedanken holte.
"Ich.. Man sieht sich.." flüsterte er und verschwand so schnell wie er gekommen war, wieder hinter den Regal Reihen. So schnell wie nur irgendwie möglich, ging ich zur Kasse, holte mir noch Zigaretten und verschwand aus dem Laden. Fuck, Fuck, Fuck. 'Du kommst über ihn hinweg'
Immer wieder versuchte ich mir das alles einzureden und dann steht er einmal vor mir und ich reagiere so. Sicher, komm ich über ihn hinweg.
mhm, ich merk's.
Zitternd lies ich mich in einer kleinen Seitenstraße am Boden nieder und zündete mir eine Zigarette an. Alles wird gut. Mik, ist weg. Für immer. Also akzeptiere es endlich und benimm dich nicht so, als würdest du ihn am liebsten sofort küssen.
Immer noch völlig neben der Spur nahm ich den ersten Zug und blies den Rauch in die Luft. Ein leicht beruhigendes Gefühl überkam mich und leicht lächelte ich, während ich die Augen schloss und meinen Kopf gegen die Wand lehnte. Das ist doch alles absolut beschissen. Kaum treffe ich einmal auf Mik hab ich nichts besseres zutun, als innerlich komplett am Rad zu drehen. Und das nur wegen einer minimalen Berührungen. Stumm blies ich den Rauch in die Luft vor mir, als sich jemand neben mich setzte. Oh bitte nicht. Ich will doch einfach nur meine Ruhe von allem
"Du rauchst?" flüsterte er, weshalb ich die Augen öffnete und ihn musterte.
"Hilft zu vergessen." murmelte ich und schloss wieder die Augen, um ihm ausblenden zu können.
Beruhig dich. Tief durchatmen. Es ist nur Mik. Es ist nur dein Ex. Nur die Liebe deines Lebens. Alles gut. Alles wird gut. Alles ist gut.
Fuck, Nein! Nichts ist gut. Ich will meinen Miki wieder!
"Was willst du bitte vergessen?"
Leise lachte ich bitter auf und schlug die Augen auf um ihm zu beobachten, wie er die Hälfte seines Tees mit wahrscheinlich irgendwas hochprozentigem mischte.
"Dich? Ist 'n echtes scheiß Gefühl, von einem Tag auf den anderen, aus dem Leben der Person, die du liebst, ausgeschlossen zu werden und dann an Silvester sitzen gelassen zu werden, ohne wirklich einen Grund zu erfahren.", meinte ich kühl und musterte ihn weiter, "Du trinkst?"
"Hilft den Schmerz und die Scheiß Gefühle zu unterdrücken, für die ich selbst verantwortlich bin. Ich hätte niemals gehen dürfen.."
Oh Nein, das hättest du wirklich nicht. Bzw wäre ein Grund ganz nett gewesen. Gut, wem mache ich was vor. Es muss ja an mir gelegen haben. An wem denn sonst?
"Darf ich.. Darf ich dir wenigstens erklären, wieso es soweit gekommen ist? Zumindest aus meiner Sicht. Ich weis, dass das keine Entschuldigung für mein Verhalten ist, aber trotzdem. Du hast es nicht verdient, dass ich so Schluss gemacht habe. Egal was davor war. Ich war ein absolutes Arschloch." flüsterte er und ich musterte die Flasche in seiner Hand, ehe er einen großen Schluck nahm.
Leicht verwundert zog ich die Augenbrauen hoch, nickte dann aber
"Mach einfach.. Ist mir mittlerweile eh schon egal."
Natürlich. Ist mir egal. Mhm. Und deswegen habe ich auch angefangen zu rauchen und immer wieder zu trinken, deswegen spiele ich allen Freunden etwas vor und heule, sobald ich alleine bin. Und deswegen sitze ich jetzt auch hier und würde ihm sofort alles verzeihen, solange ich dafür einen Kuss bekommen würde. Nur einen einzigen.
"Ich.. Man, es war einfach nur richtig scheiße von mir. Ich hatte die Tage nach meiner Familie solche Angst, dass.. dass uns auch sowas passiert, obwohl dass niemals hätte passieren würden. Meine.. meine Mutter ist letztes Jahr Silvester mit.. keine Ahnung wem.. irgendeinem Typen, so'n Onenightstand, ins Bett gestiegen... Naja, mittlerweile ist es auch ihr neuer Freund.. war nicht geil von ihr, ja aber.. aber von mir aus, soll sie halt machen. Gibt nur so einen kleinen Hacken an der Sache. Naja, mittlerweile ist sie.. gar nicht mehr so klein. Und sie heißt Anna. Meine Mutter.. sie hat es wirklich geschafft schwanger zu werden und ich.. Ich hab jetzt eine Halbschwester, was an sich nicht so schlimm wäre, hätten sie es mir wenigstens im September gesagt, als Anna geboren wurde, aber Nein. Ich wurde Weihnachten vor vollendete Tatsachen gestellt. Am Anfang ging es ja noch und ich.. Ich bin einfach hoch und hab dann ja mit dir telefoniert und und eigentlich wollte ich dir alles erzählen, aber es war so schön mit dir zu telefonieren und keine Ahnung. Danach wollte ich eigentlich einfach ins Bett und schlafen, um das Bald alles hinter mir zu haben, aber.. dann.. dann hat Anna geschrien und meine Mutter und ihr Freund haben sich über Papa gestritten und ich musste da einfach nur noch weg.
Jedenfalls bin ich dann abgehauen und.. und zu Oma, die mir Tee gemacht hat und Suppe gekocht hat und mich in eine Decke eingewickelt und in den Arm genommen hat, obwohl es schon halb eins war. Diese Frau ist einfach ein Engel. Mehr als das. Sie ist einfach.. die beste Oma.. Ich mein, sie hat immer auf Urenkel gehofft, aber dann kam ich mit dir an und mein Bruder wollte erstmal keine Kinder und sie.. sie war trotzdem nett zu dir. Sie hat dich trotzdem behandelt wie.. wie ihren eigenen Sohn, obwohl du in ihren Augen am Anfang der Grund warst, warum sie keine Urenkel bekommt. Klar, das stimmt zwar nicht. Ich.. Ich hätte dich sofort geheiratet und mit dir Kinder adoptiert. Also vielleicht nicht sofort, sondern in ein paar Jahren. Aber sie war alt und sie ist in einer anderen Zeit aufgewachsen, aber keine Ahnung. Sie war trotzdem meine Oma und war immer für mich da und hätte auch dich immer aufgenommen, egal wann. Selbst wenn ich dich raus geworfen hätte und du dann zu ihr gekommen wärst. Sie war perfekt. Sie war mein Engel auf Erden."
Leise schluchzte Mik, während ich hin und her gerissen zwischen 'Nimm ihn in den Arm! Du liebst ihn' und 'Er hat mit dir Schluss gemacht! Du hasst ihn!' war. Aber ich hasste Mik nicht, egal was er getan hatte. Ich liebe ihn.
Aber wollte er überhaupt in den Arm genommen werden? Also von mir?
"Und dann.. dann ist sie umgekippt. Wahrscheinlich weil sie zu viel gearbeitet hat. Und das nur wegen mir. Wäre ich nicht gewesen, hätte sie schlafen können und wäre noch hier. Also saß ich Weihnachten heulend im Krankenhaus an ihrem Bett. Mit getrennten Eltern, meiner Schwester und dem neuen Mann meiner Mom. Und als sie am nächsten Morgen wirklich endgültig gestorben ist, konnte ich nicht mehr, hab meine Sachen geholt und wollte nur noch zu dir und in deinen Armen liegen. Aber ich.. ich hatte irgendwie solche Angst, dass ich dich nerve mit meinen Problemen und dass es uns irgendwann genauso geht, wie meinen Eltern, also.. hab ich dich lieber ignoriert und das.. das war das schlimmste was ich hätte tun können. Ich hätte mit dir reden sollen und können und alles wäre gut geworden. Aber so.. so hab ich alles zerstört und dich verletzt. Und glaub mir dich zu verletzen war das letzte was ich wollte. Ich liebe dich doch..."
Tränen liefen über seine Wangen, die er schnell wegwischte und weiter die Termoskanne in seiner Hand betrachtete, während ich die Zigarette komplett ausdrückte und ihn kurz musterte.
Ach, scheiß drauf. Ich brauche diesen Mann an meiner Seite!
Sanft zog ich Mik in meine Arme und wischte ihm die Tränen weg. Mein kleiner sollte nicht weinen. Er soll lachen und immer das beste in seinem Leben haben.
"Eigentlich sollte ich dich hassen, weil du gegangen bist, aber ich kann dich so nicht alleine lassen..nicht nachdem Ilse schon gegangen ist und deine Familie jetzt genauso scheiße und zerstritten ist, wie meine. Versprich mir nur, dass du bei mir bleibst, okay?" flüsterte ich und drückte ihn näher an mich.
"Ich verspreche es. Zu gehen war der größte Fehler meines Lebens. Ich werde dich nie wieder alleine lassen und ab sofort immer mit dir reden. Versprochen."
Stumm lächelte ich und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren, um eventuell auch meine Tränen zu verstecken. Seine Oma war wirklich eine wundervolle Frau und ein Engel auf Erden. Kraftlos kuschelte er sich an mich und beruhigte sich langsam wieder, wobei ich ihm immer wieder über den Rücken strich. Mein armer Miki. Mik, der sonst so stark ist, so traurig zu sehen ist grauenvoll.
"Kommst du mit zu mir? Ich will nicht schon wieder nachts alleine sein und erst recht nicht will ich dich jetzt alleine lassen." nuschelte ich und lächelte schwach, als er nickte.
"Bei dir immer doch, Babyboii.", flüsterte er, nachdem wir aufgestanden waren, und verschränkte unsere Hände,
"Aber ich muss morgen früh ins Büro. Wenn du willst, kannst du mitkommen oder zuhause bleiben. Was dir am liebsten ist."
"Ich komm mit! Ich will wieder Teil von deinem Team sein. Tubeclash war so anstrengend, aber so wunderschön."
Leise lachte er und stimmte mir zu, während wir den restlichen Weg nur noch schwiegen und froh waren den anderen wieder zu haben.
Lächelnd beobachtete er mich, wie ich die Tür aufschloss, um ihn mit rein-zuziehen. Endlich. Mein Mann.. mein Freund.. Mein Miki wieder bei mir. Erschrocken keuchte ich leise auf, als er mich gegen die Wand drückte und mich lächelnd musterte. Gott, das war wohl komplett klischeehaft. Aber irgendwie war es eben auch verdammt schön, also scheiß auf Klischees.
Sanft drückte er mir einen Kuss auf die Wange und legte seinen Kopf gegen meine Brust, lies meine Handgelenke wieder los und schlang seine Arme um meinen Bauch.
"Du stinkst nach Rauch." nuschelte er, was mich lachen lies.
"Du riechst auch nicht gerade besser. Aber wenn du willst können wir das ganz schnell ändern und zusammen duschen gehen." flüsterte ich.
"Uuuh.. Bin dabei."
Leicht grinste ich, während ich Mik etwas von mir weg drückte, um ihn mit ins Badezimmer zu ziehen.
Lächelnd schloss er die Tür und sperrte ab. Und was danach passierte geht so ziemlich niemanden was an. Also weder euch, noch sonst wen^^

Und da ich heute Geschenke bekommen habe, weil B-Day hier auch ein kleines an euch :3

Kostory Oneshot BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt