Zusammen mit Jisung, Hyunjin und Felix, mache ich mich auf den Weg ins Gästezimmer. Dort steht der Rest der Band versammelt, starrt kritisch an die Wände. Diese sind völlig durchnässt, den Boden haben sie mit Handtüchern in allen erdenklichen Farben gepflastert.
"Leute, das ist Haruka", stellt mich Felix vor.
"Sie ist Jinyoungs Nichte", fügt Jisung hinzu.
"Und gleich hängt sie mit den Perverslingen von uns herum", scherzt ein rothaariger, wofür er gleich einen Rippenstoß von Hyunjin kassiert. "Rede nicht so einen Mist."
"Der kleine Idiot da ist Seungmin", klärt mich Felix auf und zeigt auf den Rothaarigen, der sich über die schmerzende Stelle reibt und mir flüchtig zuwinkt.
"Das da ist...", will Jisung anfangen, doch wird gleich unterbrochen.
"...Minho. Schön, dich kennenzulernen." Er lächelt mir zu und legt dann weitere Handtücher auf den Boden.
"Wen kennt sie denn jetzt noch nicht?", fragt Jisung nachdenklich.
"Kennt sie Changbin schon?"
"Nein", antwortet Hyunjin für mich.
"Ich glaube, er wollte neue Handtücher von Got7 holen", sagt Seungmin und Felix nickt.
"Wo ist der Kleine?"
"Oben am Lernen."
Felix dreht sich zu mir. "Komm, du lernst den Maknae kennen." Er nimmt vorsichtig meine Hand, was fast eine Art elektronische Welle durch meinen Körper zucken lässt, doch nach Außen hin kann ich mich beherrschen. Er führt mich zurück in den Flur und eine Treppe hinauf, läuft einen zweiten Flur entlang und hält an einer weißen Tür.
"Jeongin, bist du da drin?", fragt Felix, während er an die Tür klopft.
"Ja, komm ruhig rein", sagt eine etwas leise Stimme. Felix nickt mir lächelnd zu und betritt dann mit mir das Zimmer. Darin stehen zwei Hochbetten, alles sieht aus, wie in einer deutschen Herberge. Nur ohne die Flecken auf den Bettlaken, den Schimmel, gammelnden Gegenständen, oder dem Geruch nach Verwesung.
Auf dem unteren Bett des linken Hochbettes sitzt ein Junge mit verwuschelten, schwarzen Haaren, er lässt das Buch, dass er gerade liest, sinken. Als er mich sieht, lächelt er breit und freundlich, wobei man seine Zahnspange sehen kann. Er sieht echt total niedlich aus.
"Oh, hey", sagt er und lächelt. "Wer bist du?"
"Ich bin Haruka", stelle ich mich, ebenfalls lächelnd, vor.
"Schöner Name. Ich bin Jeongin." Jeongin schließt sein Buch und legt es aufs Bett, ich sehe mir den Einband etwas genauer an.
"The Fault in our Stars?", frage ich lächelnd. "Kannst du denn englisch?"
Neben mir schmunzelt Felix, schweigt aber. Jeongin reibt sich verlegen den Nacken.
"Ja, also... Ich versuche, es zu lernen. Es läuft ganz gut. Felix kann mich sogar schon verstehen!" Vollkommen glücklich über den Fakt, dass Felix ihn verstehen kann, sieht er mich mit funkelnden Augen an. Gott, der ist ja zum Knuddeln.
"Ich möchte mit den Fans reden können. Mit denen, die kein koreanisch können."
"Das ist echt ein schönes Vorhaben." Ich mag ihn jetzt schon. Er ist so ein Mensch, den man niemals hassen könnte. Ein Mensch, der, wenn du ihn weinen siehst, dir das Herz bricht.
"Danke. Außerdem finde ich die Geschichte schön." Er zeigt auf das Buch.
"Sie ist wirklich schön, das stimmt. Ich glaube, ich habe irgendwann in dem Buch sogar geweint. Hazel und Augustus sind ein schönes Paar, oder?"
"Ja, finde ich auch! Und ich finde die Metapher echt... clever? Dass er...-"
"...sich das tödliche Ding in den Mund schiebt, ihm aber nicht die Macht gibt, ihn zu Töten." Ich lächle. "Ja, die Metapher fand ich auch immer gut."
Jeongin lächelt mich an. "Wie lange bleibst du denn bei uns?"
"Die nächsten vier Tage, voraussichtlich."
"Wenn du dann nicht mehr hier wohnst, komme ich dich auf jeden Fall besuchen!", verspricht er mir und ich muss verlegen lachen.
"Das würde mich freuen."
"Essen, ihr Spasten!", brüllt Chan hoch. Jeongin steht auf.
"Redet er immer so mit euch?", frage ich und kann mir ein leises Lachen nicht verkneifen.
"Ja, eigentlich immer. Aber wir wissen ja, dass er uns lieb hat und so", erklärt Felix und zusammen gehen wir runter in die Küche, an die ein Esszimmer grenzt.
Hinter uns schwingt die Haustür auf und ein Schwarzhaariger Junge kommt hereingesaust. Als er mich sieht, bleibt er abrupt stehen und läuft ein paar Schritte rückwärts, bis er neben mir zum Stehen kommt.
"Hallo, schöne Frau", sagt er und grinst mich leicht an.
"Vergiss es gleich wieder, Changbin", entgegnet Felix genervt. Der Blick des Schwarzhaarigen huscht kurz zu Felix, dann wieder zu mir.
"Du bist doch nicht mit dem da zusammen, oder?", fragt er und zieht eine Augenbraue in die Höhe.
Augenblicklich laufe ich rot an, was total untypisch für mich ist. "N-Nein", stottere ich, meine Augen gleiten nervös durch die Gegend.
"Pabo, ich sollte dir die Haare rausreißen!", flucht Felix und geht auf Changbin zu. Wenn er entrüstet ist, hört man seinen Akzent noch deutlicher, was ihn definitiv noch attraktiver macht.
Er verpasst Changbin eine Kopfnuss. Dieser lässt augenblicklich die weißen Handtücher in seinen Händen fallen und die beiden stürzen sich aufeinander. Doch dabei lachen sie und das beruhigt mich. Aber wo soll ich nachher schlafen?
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Dance With Me » Stray Kids
FanfictionHaruka ist ein ganz normales Mädchen. Jedenfalls bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr. Ihre Eltern lassen sich scheiden und Zuhause fliegen ordentlich die Fetzen. Sie wird zu ihrem Onkel geschickt, zu einem Mann, den sie noch nie in ihrem Leben geseh...