Der Tag der Abreise kam schneller, als mir lieb ist. In der letzten Nacht hat Felix geweint. Wir waren an meinem letzten Tag alle zusammen an der Küste. Felix hat nicht ein einziges Mal meine Hand losgelassen.
Und nun stehen wir alle hier, Incheon Airport. Die Menschen laufen schnellen Schrittes an uns vorbei, viele mit Mundschutz, Tasche oder Koffer in den verschiedensten Farben. Hier ein schreiendes Baby, da ein knutschendes Paar, welches sich voneinander trennen muss.
Ich sehe die Jungs an, die vor mir versammelt stehen, fast vollkommen vermummt. Die Bodyguards sehen sich fast alle paar Sekunden panisch um, doch die Jungs interessiert nicht, dass ab und zu Fotos von ihnen gemacht werden. Ich glaube, sie sind froh darüber, dass sie nicht von einer wilden Meute kreischender Teenager eingeschlossen werden.
"Es ist bald soweit...", sagt Chan mit kratziger Stimme. Die Sonne fällt direkt auf sein Gesicht, in seinen Augen glänzen Tränen. "Haruka, verdammt, warum musst du nur gehen..." Er schließt mich fest in seine Arme, sein Geruch umgibt mich, vermutlich zum Letzten Mal für eine sehr lange Zeit.
"Ich habe mir vorgenommen, nicht zu weinen, Leute...", gestehe ich mit bebender Stimme, die Tränen halte ich mit aller Kraft zurück. "Deswegen möchte ich hier keine sentimentalen Reden hören."
Ich höre ein leises Schluchzen. Ganz sanft und zierlich, als käme es von einem Schuljungen. Doch ich weiß genau, wem diese Stimme gehört. Ihr Klang ist für mich der Schönste auf der ganzen Welt geworden. Ich drehe mich zur Seite und erblicke Felix. Ihm laufen die Tränen über die Wangen, es sind beinahe noch mehr als heute Nacht.
"Schatz..." Ich schluchze, als ich das sage und kann mich selbst nicht mehr halten. Der stechende Herzschmerz in meiner Brust lässt mich nachgeben, ich fange an, zu weinen und falle meinem Engel um den Hals. Chans Geruch allein hat mich schon traurig gemacht, doch der von Felix lässt mich die Welt von nun an nur noch ohne Farben sehen.
"Ich lasse dich nicht gehen, ich lasse dich nicht gehen...", murmelt er schluchzend und schließt die Arme fest um meinen Körper. Ich ersticke ein lautes Schluchzen mit meiner Hand.
"Mach es nicht noch schwerer...", bringe ich hervor. "Bitte, Felix... Bitte, mein Engel, mein wundervoller Schatz..."
"Mir reicht Snapchat nicht..." Felix schluchzt laut. Er spricht nun englisch. "Mir reicht auch WhatsApp nicht. Oder FaceTime. Ich brauche deine Nähe, dein Lachen, ich brauche deine Lippen... Haruka, ich brauche dich..."
"Wir kriegen das hin, in Ordnung?" Ich schlucke den großen Kloß Trauer herunter. Ich muss jetzt stark sein. Wenn Felix es nicht sein kann, muss ich es sein. Nun muss ich ihm Hoffnung zusprechen, und nicht nur ihm. Insgeheim spreche ich auch mir selbst Hoffnung zu. "Sobald der rechtliche Kram erledigt ist und alles sich beruhigt hat, komme ich zurück. Ich verspreche es."
Felix blickt auf und ich möchte meinen, einen Funken Hoffnung in seinen Augen zu sehen. Ich hauche ihm einen schnellen, flüchtigen Kuss auf die Lippen, weswegen die Bodyguards schon einschreiten wollen, doch Changbin hält sie mit einem Arm und seinem Killerblick zurück.
Ich halte noch ein paar Minuten lang seine Hand, bis er sich beruhigt hat. Dann wende ich mich an die anderen. Einige mustern bedrückt den Boden, andere verkneifen sich ernsthaft die Tränen. Ich will alle nach der Reihe umarmen.
Ich fange an bei Seungmin, lege die Arme um seinen Nacken und umarme ihn fest. "Danke für alles" flüstere ich. "Ohne dich hätte ich das nicht geschafft."
Er streicht mir durch die Haare und ich spüre förmlich sein wissendes Lächeln, das er nun zu hundert Prozent auf den Lippen tragen wird. "Immer doch, Süße."
Schweren Herzens löse ich mich von ihm und trete vor Changbin. "Schade, dass du nicht Meine geworden bist", sagt er mit einem sarkastischen Unterton und grinst mich breit an. Ich schüttle nur lachend den Kopf. Es fühlt sich gut an, in dieser bedrückten Situation lachen zu Können. Auch ihn umarme ich lange und mit geschlossenen Augen.
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Dance With Me » Stray Kids
FanfictionHaruka ist ein ganz normales Mädchen. Jedenfalls bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr. Ihre Eltern lassen sich scheiden und Zuhause fliegen ordentlich die Fetzen. Sie wird zu ihrem Onkel geschickt, zu einem Mann, den sie noch nie in ihrem Leben geseh...