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Es war hell. Die Sonne ließ ihre ersten Strahlen auf die Erde runter. Überall zwitscherten Vögel um die Wette.
Und es roch nach frischgebackene Brötchen.

Ein typischer Sonntagmorgen.

Ich ging die noch verschlafene Straßen entlang und betrachte die Hausfassaden.

Leise schloss ich die Haustür von Lucas Familie auf und schlich mich ins Badezimmer. Doch auch das Duschen wusch nicht dieses eklige Gefühl ab.

Dicker Hoodie, Leggings und Kuschelsocken. Ich versuchte so leise wie möglich zu sein.

Ich legte mich aufs Sofa und kauerte mich zusammen. Dicke Tränen flossen über meine Wangen.

Ich weinte. Aber nicht laut. Ich weinte in mich hinein.

Und dann schlief ich ein.

Irgendetwas streichelte meine Stirn.

„Baby, du bist ganz heiß. Hast du Fieber?“, hörte ich eine vertraute Stimme sprechen.

Ich öffnte meine Augen. Um mich herum standen Luca und seine Eltern und schauten besorgt auf mich herab.

„Oh Gott, was ist mit deinen Augen? Die sind ja ganz rot!“, platzte es aus seiner Mutter heraus.

Ich hab geheult, weil ich missbraucht wurde. Haha. Lustig, oder?

Ich richtete mich auf und zuckte als Antwort mit den Schultern.

Luca setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. Ich lehnte meinen Kopf an ihn an.

„Wo warst du die Nacht?“

Ich war in einer dunklen und dreckigen Gasse mit deinem so tollen Kumpel, welcher mich dann einfach mal so misshandelt hat.

„Nicht hier.“, sagte ich monoton.

„Was ist passiert?“, hakte Luca nach.

Ich wurde vergewaltigt. Luca, warum kannst du nicht Gedanke lesen? Das würde alles so viel einfacher machen.

„Nichts. War noch etwas unterwegs und habe jetzt einen Kater. Darf ich jetzt weiterschlafen?“

Ich stand auf, ging den Flur entlang in Lucas altes Kinderzimmer und legte mich in sein Bett.

Ich zog die Decke über mein Gesicht.

Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.

Ich wartete darauf, dass Luca kommt und für mich da ist, ich ihm alles erzählen konnte und wir irgendwas gegen dieses Arschloch unternehmen würden.

Aber ich wartete und wartete. Er kam nicht.

Also stand ich nach einer Ewigkeit auf. Und ging Richtung Wohnzimmer. Aus dem Raum kamen Stimmen. Die Tür war offen.

Ich stellte mich in den Türrahmen und räusperte mich.

Die sechs Augenpaare, anscheinend waren Großeltern oder Nachbarn oder so etwas da, richteten sich auf mich.

„Siehe da, die Prinzessin ist aus ihrem Schönheitsschlaf erwacht.“, scherzte Lucas Vater.

„Geht es dir besser, Baby?“, fragte Luca.

„Hast du 'nen üblen Kater?“, wollte Lucas Schwester wissen.

„Wer ist sie denn?“, fragte ein ältere Herr und musterte mich.

„Hübsch ist sie aufjedenfall, auch wenn sie ziemlich müde und krank aussieht!“, sagte die ältere Dame neben dem anderen Unbekannten.

„Hallo!“, gab ich kleinlaut von mir.

„Hast du Hunger? In der Küche steht noch was von Mittagessen.“, sagte seine Mutter.

Ich nickte.

Es war schon so spät, dass ich das Mittagessen verschlafen hat? Oh.

Ich kratzte mir am Hinterkopf.

„Ich wollte mir nur kurz meine Handtasche holen.“

Ich griff nach der kleinen schwarzen Tasche und verließ den Raum wieder.

Ich hörte, wie die Stimme des unbekannten Mannes aufgebracht redete:

„Das ist deine Freundin, Luca? Die ist aber wirklich sehr unsympathisch. Und so hübsch war sie jetzt auch nicht. Du könntest jedes Mädchen haben, aber du nimmst sie?“

Mir egal, was er von mir denkt.

Ich ging in die Küche und schüttete mir ein Glas Wasser ein. Danach schälte ich mir einen Apfel und schnitt ihn in kleine Stücke.

Plötzlich hörte ich ein husten hinter mir.

Ich drehte mich blitzschnell um.

Luca stand grinsend hintermir.

„Naa, Baby! Wie geht es dir? Du hast aber einen extremen Kater!“

Er lachte.

Ich versuchte zu lächeln.

Er trat einen Schritt näher an mich ran und breitete seine Arme aus um mich zu umarmen.

Ich wich zurück.

„Komm her! Ich will nur einen Kuss! Ich will dich.“

Er will mich. Jonas wollte mich auch.

In meinem Kopf spielte sich die ganze Szene ab.

Mein Blick wurde ängstlicher und ich schüttelte mit dem Kopf.

Ich wurde ängstlicher.

Ich huschte an Luca vorbei und platzierte mich wieder mit dem Teller Äpfeln und dem Glas Wasser auf seinem Bett.

Was war mit mir los?

Ich entsperrte mein Handy: drei verpasste Anrufe und 13 Nachrichten von Jill, neun verpasst Anrufe von Luca und 22 Nachrichten.

Außerdem ein paar Nachrichten der Gruppe meines Teams.

Ich biss in einen der Apfelstücke und kaute.

Irgendwann war ich vertieft in meinen Instagram Feed, als Luca an der Tür klopte und rein kam.

„Wollen wir ein Video aufnehmen?“

Ich lehnte ab.

„Was ist mit dir?“

Ich zuckte mit den Schultern.

Ich wollte es ihm ja sagen, aber...

Naja... Ich wusste nicht, wie.

Eines Nachts {Concrafter FF} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt