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Es war Sonntag Abend. Ich saß noch immer zusammen gekauert auf Lucas Bett und dachte nach.

Wie sollte ich es ihm sagen?
Sollte ich es ihn überhaupt sagen?
Natürlich sollte ich es ihm sagen.
Er wird mir glauben. Oder?

„Baby, ich gehe zu Jonas. Kommst du mit?“

Bei seinem Namen zogen sich alle erdenklichen Muskeln, die ich besaß, zusammen.

„Nein, komme ich nicht.“, sagte ich entschlossen.

„Ok. Ich penn' bei ihm. Fühl' dich hier, wie zuhause.“

Ich wollte ihn davon abhalten zu gehen. Aber wie?

„Warum bleibst du nicht bei mir?“

Er zuckte mit den Schultern.

Aua.

„Bitte geh nicht, Luca! Ich muss dir was wichtiges sagen!“

Nein. Ich wollte es ihm nicht jetzt sagen. Sehr unpassendender Moment.

„Sag es mir morgen! Bin spät dran! Du hast doch eh keine Lust dich zu unterhalten. Ich liebe dich! “, verabschiedete er sich.

Er machte nicht mal eine Andeutungen mich umarmen oder küssen zu wollen.

Wahrscheinlich hätte ich ihn abgewiesen. Aber vielleicht hätte er dann noch besser erkennen können, dass es mir verdammt scheiße geht.

Er sollte nicht gehen. Ich brauchte seine Anwesenheit.

War Jonas ihm wichtiger als ich? Seiner Freundin, der es sicherlich schlecht geht. Sonst hätte er doch solange nachgehakt, bis ich es ihm gesagt hätte. Aber jetzt...?

Die Tür war wieder ins Schloss gefallen.

Ich wollte ihn doch bei mir haben. Seine Anwesenheit war so beruhigend.

Ich wollte doch reden.
Aber irgendwie auch nicht.

Irgendwann rief mich Jill, meine Managerin, an.

„Hey, Jill!“, meldete ich mich in einem traurigen Ton.

„Na, wie ist es so bei Lucas Familie? Wie geht es dir? Ich hab auf Snapchat gesehen, dass ihr gestern ziemlich hart gefeiert habt. Und Jonas war auch dabei. Sind Luca und er jetzt beste Freunde oder was?“, redete sie in einer Tour.

„Mhm.“

„Ich muss dir unbedingt, was erzählen. Ich habe jemanden kennen gelernt! Er ist unglaublich süß, nett und ist einfach so perfekt.“

„Ah, okay. Wie heißt er?“, versuchte ich etwas interessiert zu wirken.

„Ben. Du musst ihn umbedingt kennenlernen. Er wird dir gefallen...“

Ich unterbrach sie.

„Du, Jill. Ich komm Montag und Dienstag nicht zu Set.“

„Oh, ok. Was ist los?“

„Lange Geschichte. Das sag ich dir irgendwann mal persönlich, aber jetzt nicht übers Telefon.“

Wir redeteten noch etwas miteinander.

Meine Stimmung besserte sich etwas, so dass ich nach dem Telefonat Lust bekam mit Lucas Familie zu Abens zu essen.

Sie hatten mich nämlich gefragt, ob ich auch Hunger hatte.

Und ich hatte extremen Hunger.

Ich saß dann also mit seinen Eltern und seiner Schwester am Esstisch und schaufelte mir Spaghetti mit Soße in mich rein.

Seine Mutter schaute mir belustigt dabei zu und fragte:

„Schmeckt's?“

Ich grinste und nickte.

Essen macht immer glücklich.
Mich zumindest.

Seine Familie unterhielt sich über alles mögliche. Ich hörte nur halb zu.

Beim Essen kam mir nämlich der Gedanke Finn anzurufen, welcher mich von den Gesprächen ablenkte, aber mich zugleich auch glücklich machte.

Ich musste niesen.

„Gesundheit!“, sagten sie im Chor.

Ich lächelte dankend.

Nach dem Essen wollte ich Finn anrufen, doch dieser Junge ging einfach nicht ran.

Ich schaute noch einen Film und legte mich früh schlafen.

Nach 12 Stunden traumlosen Schlafens wachte ich erholt auf.

Es war Montagmorgen.

Ich blieb, aber noch eine Weile in Lucas Bett liegen. Es duftete, obwohl ich schon so lange darin lag, nach ihm, seinem Lieblingsshampoo.

Ich dachte einfach nach.
Über mich.
Über mein Leben.
Über mich und Luca.
Über mein Leben mit Luca.

Ich dachte an diese eine Nacht. Er war doch eigentlich nur mein One-Night-Stand gewesen. Schon lustig, oder?

Und dann dachte ich an diese andere Nacht. Die grausame Nacht mit Jonas.

Ja, es war einer der schlimmsten Nächte meines Lebens. Wenn nicht sogar, die Schlimmste.

Ich wollte nicht weinen. Nicht Schon wieder. Es ist passiert. Es ist die Realität. Aber ich wollte es nicht. Ich wollte nicht, dass es passiert ist. Ich wollte nicht, dass es die Realität ist.

Ich wollte nie vergewaltigt werden.
Aber wer will das schon?
Aber warum ausgerechnet ich?

Ich bekam Gänsehaut. Ich kuschelte mich mehr in die Decke ein.

Ich atmete tief ein und aus. Ich wollte die Trauer wegatmen.

Das funktionierte nicht. Wer hätte es gedacht?

Ich schluchtzte.

Wann kommt Luca wieder?

Baby.

Eines Nachts {Concrafter FF} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt