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Der Taxifahrer hörte indische Volksmusik und wippte im Takt mit. Es war schon längst dunkel, weshalb das etwas gruselig war.

Ich bat ihm uns schon etwas früher raus zu lassen. Sicher ist sicher.

Ich drückte ihm mein Geld in die Hand und stieg mit Malu aus.

„Nein, ich kann das nicht. Du kennst mich nicht. Ich will dir nicht zu aufdringlich sein.“

Ich zog meine Augenbrauen hoch.

„Passt schon und außerdem kennst du mich auch nicht.“, sagte ich schulterzuckend.

Sie kratzte sich an ihrem Hinterkopf und stotterte:

„Doch, eigentlich schon ein bisschen.“

Berühmt zu sein hatte halt auch seine Schattenseiten. Zumindest war sie vor mir nicht der größte Fan und belagerte mich. Sie war cool.

Ich wollte cool wirken, und sprach ohne nachzudenken lachend:

„Dann weißt du wenigstens, dass ich dich nicht vergewaltigten werde!“

Sie zuckte zusammen und biss sich auf ihre Unterlippe.

Ich sollte bevor ich etwas sage, lieber nachdenken. Toll. Danke, Hirn.

„Alles ok?“, hakte ich nach.

Sie nickte zögerlich. Nop, bei ihr war nichts ok. Sie war genauso zerbrochen, wie ich. Ich kann Menschen gut einschätzen.

Wurde sie auch vergewaltigt?
Ich bin nicht dumm. Ja, bestimmt. Sonst hätte sie gerade anders reagiert.

Sensibles Thema. Nicht nur bei mir.

Omg.

Vielleicht konnte sie mich verstehen. Ich wollte sie direkt darauf ansprechen. Aber ich ließ es, denn wie schon gesagt: Es war ein sensibles Thema.

Zerknirscht lief sie neben mir her.
Wir mussten noch diese eine Straße entlang und dann waren wir vor meinen Haus.

Mein Handy klingelte. Ich schaute auf das Display auf den Lucas Name aufleuchtete. Doch ich drückte ihn weg.

Keine Minute später klingelte Malus Smartphone. Es war Jonas. Sie zögerte. Sie schaute verängstlich zu mir rüber.

Ich schüttelte den Kopf. Sie drückte ihn zwar nicht weg, aber sie ging auch nicht dran.

Ich schloss meine Haustür auf und machte eine einladende Handbewegung, die ihr signalisieren sollte, dass sie eintreten sollte.

Sie tat es auch und streifte sich ihre Turnschuhe von den Füßen.

„Bist du müde?“, fragte ich Malu.

Sie zuckte mit den Schultern. Also ja.

Ich zeigte ihr mein Gästezimmer und ihr Bad. Ihr gab ihr Schlafkleidung von mir und sagte ihr 'Gute Nacht'.

Ich selber machte mich für mein Bett fertig.

Ich legte mich in mein eigenes Bett und rief Luca zurück.

„Wo bist du?“, schrie der Junge am anderen Ende.

„Zuhause.“, antwortete ich ihm.

„Alta, ich hab mir mega Sorgen gemacht, wo ihr beiden seid oder ob euch was passiert ist. Kann ich heute bei dir pennen? Hab keine Lust nochmal nach Köln zu kommen.“

„Ja, klar.“

„Danke, Baby!“

„Unter einer Bedingung: Jonas bleibt bei sich. Malu geht es gut.“

Ich legte auf und schloss meine Augen. Ich döste so vor mich hin bis es klingelte.

Ich lief durch den langen Flur, wobei ich auch an meinem Gästezimmer vorbeikam. Gerade in dem Moment, als ich an der Tür vorbei lief, öffnete sie sich und Malu streckte ihren Kopf raus.

„Wer ist das?“, wisperte sie.

„Luca!“

„Mit Jonas?“, sagte sie verunsichert.

„Nein, ich will nicht, dass er mein Haus betritt.“

Ich ließ ihr keine Zeit genauer nachzufragen, da ich zur Haustür lief um sie Luca zu öffnen. Ich hörte wie sich ihre Tür wieder schloss.

„Na!“

„Na, Baby.“

Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange.

Ich zog ihn in mein Schlafzimmer. So als hätte er darauf gehofft bei mir pennen zu können, holte er aus seinen Rucksack Zahnbürste und Zahnpasta raus.

Ich legte mich schon ins Bett. Nach kurzer Zeit hörte ich erst Schritte und spürte dann, wie sich die andere Bettseite senkte. Ich drehte mich zu ihm um und lächelte ihm direkt ins Gesicht. So perfekt.

Ich hob meine große Decke hoch und legte sie ihm über seinen Oberkörper. Er richtete sie sich noch etwas und rückte näher an mich heran.

Ich schloss meine Augen. Ich hörte sein schweres Atmen. Er legte seinen Arm um mich.

„Baby, ich liebe dich!“, flüsterte er.

Ich sagte nichts. Ich liebte ihn auch. Aber er zog Jonas vor. Warum glaubte er nicht mir?

Umso öfter, ich mir diese Frage stellte, umso trauriger machte sie mich. Er müsste doch eigentlich mich unterstützen, mir helfen. Es machte mich immernoch fertig. Und dieser Gedanke, neben meinem Freund, der meinen Angelegenheiten keinen Glauben schenkte, einzuschlafen, ließ mich wach bleiben.

Er schlief tief und fest, weshalb er auch nicht merkte, wie ich aufstand und den Raum verließ. Ich war auf dem Weg in die Küche, doch ich hörte ein Wimmern aus dem Gästezimmer.

Ich klopfte an.
Keine Antwort.

„Kann ich reinkommen?“
Keine Antwort.

„Malu? Alles gut?“
Ich erwartete wieder keine Antwort, doch ich hörte ein Räuspern.

„Nein, absolut nichts ist gut. Ich hasse ihn. Er ist ein verlogenes Arschloch.“

Ich drückte die Türklinke herunter und schaute auf ein blondes zierliches Mädchen mit roten verheulten Augen. 

Sie wischte sich die Wangen mit ihrem Handrücken trocken.

Ich nahm neben ihr auf dem Bett Platz und strich ihr sanft über den Rücken.

Zu meiner Erleichterung beruhigte sie das.

Ich stand auf.

„Nein! Geh bitte nicht!“, flehte sie mich an.

„Ich wollte uns Kakao holen, denn ich glaube, das wird eine lange Nacht!“

Sie zog einen Mundwinkel hoch.

Jetzt war ich aber gespannt.

Eines Nachts {Concrafter FF} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt