Red Velvet

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Es dauerte Gott sei Dank nicht lange bis V an Archies Seite auftauchte und sich der Gruppe anschloss, in der Reggie mit mir stand.
Sie war total verblüfft darüber, dass ich mit Reggie hier war und sah mich mit strahlenden Augen und breitem Grinsen an. Ihr schien nicht aufzufallen, wie unangenehm mir diese Situation war.

Der Abend zog sich schleichend hin, ich blieb immer an Reggies Seite. Das war ja was ein Date bei sowas machte...oder? Ich kam mir endlos bescheuert vor. Wie gerne hätte ich ihn an die Wand genagelt und Klartext geredet, damit er endlich mit dieser Liste rausrückte. Ist aber generell nicht so gesellschaftlich gängig, hab ich gehört. Ich biss also die Zähne zusammen und hielt durch. Zwei Stunden und 17 Minuten um genau zu sein. Mein sozialer Interaktions-Akku wurde langsam leer und lief auf Notreserve, er bedurfte einer kleinen Aufladessession, deshalb entschuldigte ich mich und wollte ins Bad. Davor war dann aber die altbekannte Schlange angetrunkener Mädels. Classic. Ohne ewig nachzudenken lief ich den Flur einfach weiter und ging in einen Raum ein paar Türen weiter. Ich schloss die Tür hinter mir und genoss die Stille. Ich war in einem recht kleinen Raum. Nach kurzem Suchen hatte ich den Lichtschalter gefunden, der eine einzelne Glühbirne an der Decke erleuchten ließ. Es war sowas wie eine Besenkammer, um mich herum standen Feudel, Staubsauger und son Kram. "Immer noch besser als da drin bei Reggie." murmelte ich leise und genervt. Ich drehte einen Putzeimer um und setzte mich drauf. Bei aller Genervtheit tat Reggie mir irgendwie leid. Menschen sind nicht einfach so. Er hatte bestimmt einen Vater mit gescheiterten Sport Träumen, die er jetzt auf seinen Sohn projizierte und der wiederum tat alles damit sein "Dad" stolz auf ihn ist, was extrem "männliches" Verhalten bestimmt beinhaltete. Muss nicht so sein, aber vorstellen konnte ich es mir durchaus. Vielleicht war er auch einfach ein Idiot. Vielleicht hat ihm auch noch nie jemand einen Spiegel vorgehalten und gesagt, dass es so einfach nicht geht. Woher sollte er es dann besser wissen? Ich war total in meinen inneren Monolog vertieft, da ging auf einmal die Tür auf. Die Person war nichtmal halb durch die Tür hindurchgetreten, da wusste ich schon, dass es Cheryl war. Sie schloss die Tür hinter sich. "Ach... Lana. Bist ja wirklich du, die hier reingeschlichen ist. Versteckst du dich hier etwa? Vor deinem Date? Reggie?" fragte sie mit einem seltsamen Unterton in der Stimme, es war kein richtiger Sarkasmus..aber etwas in die Richtung. "Ich..äh. Nein. Ich wollte nur." stammelte ich. "Hätte mich auch gewundert, wenn es jemand wie du aus freien Stücken länger als zehn Minuten mit Reggie aushält." lachte sie. Ich sah sie skeptisch an: "Wieso denkst du...warte was meinst du damit? Jemand wie ich?" Sie trat näher an mich heran, so dass ihre Hand mein Gesicht erreichte und strich die Falten, die sich auf meiner Stirn gebildet hatten sanft glatt. Cheryl ignorierte meine Frage schlicht und musterte mich: "Das Portrait hat dich wirklich gut getroffen." Ich brauchte einen Moment. "Hat es dir nicht gefallen?" fügte sie fast etwas besorgt hinzu. Meine Augen wurden groß "Du?!", "Das hast du wohl nicht erwartet was?" sagte sie mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, wir sagten beide nichts. "Und Lana. Jemand wie du. Damit meine ich eben dich. Jemand, der nicht mit dem Strom schwimmt. Keine 0815 basic bitch. Eine, die sagt, wenn ihr was nicht passt und sich nicht von dieser Männergesellschaft unterkriegen lässt. Eben eine starkes, unabhängiges Mädel. Du brauchst keinen Typen wie Reggie oder wen auch immer um deinen Wert zu bestimmen oder sowas. So wie ich das sehe ist es nicht deine Art mit Footballtypen zu Highschoolpartys zu gehen, das wird einen anderen Grund haben. Was auch immer es ist, ich hoffe ich hab recht und du stehst nicht auf diesen Reggie." Sie sah mich mit ihren großen Augen an und blinzelte mit ihren langen Wimpern. Ich konnte gar nicht fassen, wie sehr sie es auf den Punkt gebracht hatte. Sie las mich wie ein offenes Buch. Ich war so beeindruckt und fasziniert. Ich trat einen Schritt näher an sie heran. Ich konnte nicht anders. Mein Blick fiel kurz auf ihre roten Lippen und ich küsste sie.

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Sorry Leute, dass es so lange gedauert hat. Bei mir ist im Moment ziemlich viel los. Emotional ne ziemliche Achterbahnfahrt.
Ich hoffe das wird alles bald wieder, 2018 war bis jetzt nicht ganz so soft.

Nun zu dem Kapitel:
Ich hoffe natürlich es hat euch gefallen! Habt ihr sowas erwartet oder eher nicht?
Einige von euch wetzen wahrscheinlich schon wieder die Mistforken und Küchenmesser, ich werde demnächst mal Reggies Image etwas aufpolieren... also ich versuch es. Er wird mir leider auch von Folge zu Folge unsympathischer. Mal schauen was wir so mit ihm anstellen werden 😂

Zum Titel: so heißt die Farbe des roten Lippenstiftes, den Cheryl immer trägt (Lime Crime Matte Velvetine in "Red Velvet")

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Red lips always lie?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt