•Kapitel 62•

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Mit gesenktem Blick ging ich neben Jimin, der aufmunternd meine Hand hielt, her auf meine Brüder zu. Als wir zum Stehen kamen sah ich auf, mit meinem wahrscheinlich echt verheultem und hässlichem Gesicht, und ihnen direkt in die Augen. Doch anders wie ich es erwartet hatte lächelten die beiden mich mitfühlend an und schlossen mich sofort in ihre Arme. Ich erwiderte den plötzlichen Druck überrascht und sog ihren familiären Duft durch meine Nase auf, einfach um mich sicher zu fühlen.

Irgendwann aber ließen wir uns dann doch los und traten den Heimweg an. Es war kein schönes Gefühl, dass ich bekam, denn ich machte mir Gedanken darüber wie Mum reagieren würde, wenn wir kurz darauf das Café betraten.

An diesem Tag würde sie nicht arbeiten, so wie jedes Jahr, denn an diesem Tag war das Café auch geschlossen.

Und als wir letztendlich da waren, kam sie aus ihrer Wohnung gestürmt und direkt auf uns zu.

„Mum, es-es tut mir leid, dass ich vorhin so reagiert habe...", sagte ich leise und mit gesenktem Blick, bis ich dann auch ihre Arme um meinen Nacken spürte und mich überrascht auf die Umarmung einließ.

Ich dachte wirklich, dass sie mich dafür belehren würde, dass sie doch auch genau so oder sogar noch schlimmer litt, da es ihr Mann gewesen ist.

Doch sie streichelte mir behutsam über den Kopf, weswegen ich leicht lächeln musste.

„Schon okay, Yoongi. Wir sind wohl alle ein wenig aufgewühlt wieder. Vor allem heute. Aber dich trifft keine Schuld, mein Liebling, hörst du?" Und damit löste sie sich wieder von mir und sah mir tief in die Augen, so dass ich mit einem Schlucken zustimmend nickte.

Ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, was mich so unendlich erleichterte.

„Ich lass euch mal allein, ihr wollt sicher ein Familienabend machen.", meinte Jimin dann mit einem Mal und ich sah verlegen zu ihm, bevor er mir noch kurz zuzwinkerte und dann nach oben ging.

„Und wo wollen wir essen gehen?", fragte Kookie, doch Jin fiel etwas viel besseres ein.

„Lasst uns doch einfach was zusammen kochen. So als Familie."

Und damit landeten wir dann in der Küche unserer Mutter und hatten Spaß daran, dass Kookie und ich alles falsch machten und Jin von Mum noch einige Tipps bekam.

Später stellten wir dann alles im Café hin, setzten uns an einen der Tische und redeten über viele verschiedene Sachen. Mum und Jin auf einer Bank und Kookie am Fenster neben mir auf der gegenüber.

„Also Jungs.", räusperte sich unsere Mum irgendwann und wir sahen abwartend an. „Ich...ich habe ja jemanden kennengelernt und...naja ich weiß, der Zeitpunkt ist unpassend, aber ich würde ihn euch gerne morgen einmal vorstellen."

Mit großen Augen sahen wir drei sie an und schnell senkte sich ihr Blick mit leicht geröteten Wangen auf ihren Teller.

Ich konnte es nicht fassen. Sie wollte uns einen Tag nach Dads Sterbetag ihren neuen Lover vorstellen?

...Aber andererseits, hatte sie es verdient wieder glücklich zu sein und somit beschloss ich hinter ihr zu stehen.

Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre, wodurch sie aufblickte, und sagte als Erster etwas. „Mum. Du hast alles Recht der Welt dazu, das zu wollen und es kommt gar nicht mehr darauf an wann, denn du warst schon viel zu lange allein.", sagte ich ruhig und sofort bildete sich wieder ein Lächeln auf ihren Lippen.

Dann sprach Jin. „Wir werden immer hinter dir stehen und für dich da sein."

„Und wenn der Typ dir zu blöd kommt, dann machen wir ihn fertig!", meinte Kookie bestimmt, weswegen wir alle anfingen zu lachen, denn er sah dabei aus, als wäre er ein kleines Kind. Viel zu knuffig und dafür musste ich ihm einfach durch die Haare wuscheln.

„Ach Keks."

Er lachte und versuchte meinen Händen zu entkommen, doch ich hielt stand und begann ihn dann noch zu kitzeln, so dass die Stimmung noch mehr aufgelockert wurde und wir alle lachten.

Seufzend nahm Jin das Wort wieder auf. „Ich hab es echt vermisst mit euch mal wieder allein zu quatschen."

Mit einem Grinsen ließ ich von Kookie ab, der erleichtert aufseufzte. Ich zog zusätzlich noch eine Augenbraue hoch, bevor ich dann auf meinen älteren Bruder deutete.

„Meinst du etwa, dass du eigentlich immer nur redest und wir dir zuhören müssen?", fragte ich belustigt, was ihn empört gucken ließ.

„Immerhin habe ich interessantere Themen, die ich ansprechen kann, und nicht so wie du mit ‚Jimin hier' und ‚Jimin da'.", spottete er zurück.

Den Blick unserer Mutter ignorierte ich einfach mal, denn sie hatte tatsächlich noch nichts von der Beziehung mitbekommen. Vielleicht ahnte sie etwas, aber ich wollte damit nicht an diesem Tag ankommen und wartete auf eine bessere Gelegenheit - vielleicht wenn wir mal alleine waren.

„Okay.", grinste ich weiter und rieb mir spielerisch die Hände. „Die Challenge nehm ich an. Was ist mit Joonie? So wie ihr immer herum turtelt, könnte man ja fast Diabetes bekommen."

„Omo! Du bist ja süß! Danke für das Kompliment, dass die uns so entzückend findest.", meinte Jin augenklimpernd, wie so ein Mädchen.

Ich verzog das Gesicht. „Wenn du mit entzückend echt lästig meinst, dann sicher."

Der Sprücheaustausch ging bestimmt noch eine ganze halbe Stunde weiter, bevor Mum uns dann sagte, wir sollten mal langsam abräumen und ins Bett gehen.

Meine Brüder und ich machten uns noch Bett fertig und merkten, dass auch die anderen Jungs schon schlafen waren.

So wie Jimin es mir geraten hatte, nahm ich dann meine Brüder bei der Hand und führte sie zu dem Zimmer Sin, wie es genannt wurde.

„Yoongi, was wird das?", fragte Kookie müde und rieb sich mit seiner freien Hand die Augen.

„Du würdest die anderen nur wecken und heute ist ein Familientag.", sagte ich lächelnd, bevor wir uns alle zusammen in Jins Bett kuschelten.

Der Ältere legte die Decke über uns und sofort trat mir der Duft von Erdbeeren in die Nase.

„Jin?", murmelte ich durch die zwei Arme, die mich bedeckten, da ich in der Mitte lag.

„Hm?"

„Wieso riecht dein Bett nach einem Mädchentraum?"

Kleines Glucksen der beiden anderen kam hervor und auch ich grinste wieder breit.

„Halt die Klappe.", nuschelte er, bevor er seinen Kopf noch mehr an meinen legte. Auch Kookie kuschelte sich noch mehr an uns heran, so dass ich fast ganz unter ihm lag. Doch es war auszuhalten und ich war froh, dass sich der Tag noch so gewendet hatte, dass wir nicht mehr getrennt waren.

Serendipity [YOONMIN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt