•Kapitel 89•

1.1K 74 5
                                    

Yoongi

Nach der ganzen Aktion mit dem Franzosen und dem Schlägertypen unserer Schule hatten wir tatsächlich ein paar freie Wochen bekommen. Mein einziges Problem jetzt war: mein Geburtstag rückte immer näher...und damit wurde auch der Schmerz wieder größer, der durch den Tod meines Vaters in mein Leben kam.

Es war immer noch ein heikles Thema für mich und immer noch schrieb ich diese Gedanken nur in meinem Notizbuch hinein. Auch wenn ich glücklicher geworden war, dieser Schmerz sollte mir wohl nie richtig genommen werden. Dabei rede ich auch von meinem Selbsthass, der durch den Unfall damals aufkam.

Ich wollte nicht, dass man mich feiert, weil ich älter geworden bin und mein Vater nicht. Es war ein seltsames Gefühl, ich konnte es nicht beschreiben, aber ich dachte immer wieder daran, dass...eigentlich ich das Opfer hätte sein müssen...

Ich schüttelte den Gedanken ab und stieg aus meinem Bett. Aus meinem Schrank holte ich mir ein frisches T-Shirt, das eigentlich Jimin gehörte und zog es mir über. Kurz schnupperte ich daran und erinnerte mich daran, dass es auch gute Seiten im Leben gab.

Ja...Jimin war mein kleiner Rettungsanker, der mir immer wieder half mich aufzurappeln und mich besser zu fühlen.

Danach trat ich aus dem Zimmer und sah, wie die anderen Members alle auf der Couch, dem Sessel oder dem Boden saßen. Ich ging zu ihnen und gab Jimin einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich neben ihn auf die Lehne des Sofas setzte. Er stützte seinen Arm auf meinem Bein ab und war mir dadurch noch ein wenig näher, was mir nur recht sein konnte. Zwar flog mir fast mein Herz aus der Brust, aber das war okay, so lange er da war.

Schnell gab ich ihm noch einen Kuss auf den Scheitel, bevor die anderen auch wieder sprachen.

„Ist alles okay, Yoongi?", fragte Jin besorgt, weswegen ich überrascht aufsah. Auch die anderen drehten sich sofort um und ich erkannte in ihren Gesichtern, dass sie genauso fühlten wie Jin.

„J-ja...alles gut.", gab ich nur leise von mir, was wohl nicht sehr überzeugend war.

Taehyung schien zu bemerken, dass es mir unangenehm war und schritt deswegen schnell ein. „Leute findet ihr nicht auch, dass Yoongi und Jimin irgendwie schlanker geworden sind?"

Nun überlegten alle deswegen und dafür sah ich Tae dankend an, worauf er nur mit einem belustigten Zwinkern zurückgab.

„Meinst du ‚noch schlanker'?", fragte Jimin grinsend, was die anderen lachen ließ.

Ich zuckte mit den Schultern. „Tja, TaeTae, das kommt vom vielen Sex."

„Yoongi!", rief Jimin aufgebracht aus und schlug mir auf meinen Oberschenkel, während sich Tae gar nicht mehr einbekam vor lachen und sich schon auf den Boden wälzte.

„Was denn, ist doch wahr.", tat ich ahnungslos, wofür ich eine rausgestreckte Zunge bekam.

Bevor wir aber irgendwie weiter reden konnten, kam Mum die Treppe hoch und blickte in die Runde.

„So Jungs, ich bin bis heute Abend weg. Tom holt mich ab, also wundert euch nicht wo ich bin.", verkündete sie stolz und mir entwich ein kleines Schmunzeln.

Sie hatte sich in letzter Zeit immer mehr mit Tom getroffen, weswegen sie auch glücklicher schien. Das war mit der einzige Grund warum ich den Kerl ertrug.

„Aber Eomma!", schmollte Kookie gespielt. „Ohne doch sind wir verloren!"

„Naww, mein kleines Baby.", sagte unsere Mutter süß. „Du hast TaeTae, also mach kein Drama draus, wir sehen uns nachher wieder."

Sie warf uns noch einen Luftkuss zu und war damit verschwunden. Ich drehte mich wieder zu den anderen, die schon wieder mich anstarrten, weswegen ich fragend eine Braue hochzog.

„Ist was?"

„Hyung, was willst du zu deinem Geburtstag machen?", fragte Kookie mit einem Lächeln, doch jegliche fröhliche Gesichtszüge bei mir verschwanden. Bei dem Gedanken an meinen Geburtstag, kam mir auch der Gedanke mit meinem Vater, wobei ich mich wieder schuldig bis ins Mark fühlte und am liebsten den Prozess vom Weihnachtsmarkt mit der Achterbahn wiederholt hätte.

„Äh, weiß nicht, denkt euch was aus.", sagte ich schnell und lenkte dann auf ein anderes Thema. „Namjoon, erzähl uns doch mal wie es auf eurer Musikschule läuft."

Zum Glück ging jeder sofort darauf ein und Joonie fing an zu erzählen. Doch als ich zu Jimin sah, blickte dieser nur mich an, mit gerunzelter Stirn.

Ich schenkte ihm schnell ein schwaches Lächeln, was er erwiderte und entschuldigte mich dann leise bei ihm, um aufstehen und nach unten gehen zu können.

Ich lief schnell in die Wohnung meiner Mum und schloss die Tür hinter mir, bevor ich mich daran abstützte und kurz zu Atem kommen musste.

Es war zu viel. Immer wieder würde ich irgendwie auf dieses Thema gelenkt, auch wenn die anderen es nicht mit Absicht machten.

Langsam ließ ich von der Tür ab und ging zum Klavier. Es war immer ein Ausweg, wenn ich diesen brauchte. Mit Musik konnte ich alles vergessen, auch wenn mir jemand anderes dabei noch besser half.

Ich setzte mich an den Flügel und ließ meine Finger langsam über die Tasten wandern, bevor ich ein paar Töne erklingen ließ.

Nach kurzer Zeit hörte ich ein paar Schritte die auf mich zukamen und hörte deshalb auf zu spielen. Jemand setzte sich neben mich und als hätte es das Schicksal mit uns beiden schon immer so vorgesehen, blickte mir Jimin mitfühlend in die Augen.

Serendipity [YOONMIN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt