18. Lost

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Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Sie brannten förmlich und William Byers fühlte sich zerbrochen. Das ganze, diese Küsse mit Mike hätten niemals passieren sollen. Es hatte sich von Anfang an falsch angefühlt. Wieso war Mike überhaupt wieder in sein Leben getreten? Er war fantastisch klar gekommen ohne ihn (War er nicht, er redete es sich bloß ein). Ihm war schwindelig. Kotzübel.

Vor dem Haus der Wheelers stützte er sich mit einer Hand die Eiche ab um nicht umzukippen. Seine Brust fühlte sich so eng an, es fiel ihm schwer zu atmen. Jonathan war schon ausgestiegen um nach Will zu sehen. "Hau ab!", schrie Will. Sein Bruder wich etwas zurück. "Haut einfach alle ab!", brüllte er so laut er konnte. Einen Moment lang sah er zu Jonathan. Dann drehte er sich zur Haustür um. Mike stand im Rahmen. Sie starrten sich einige Sekunden nur an. Genau in dem Moment als Michael einen Schritt vortrat, beschloss Will, dass es einfach das Beste war zu Verschwinden.

Er begann zu rennen. Die Straße hinunter, in den Wald hinein. Versuchte den Kopf frei zu kriegen. Seine Füße glitten über den kalten Waldboden. Wie lange wusste er nicht. Eine halbe Stunde? Eine ganze?Er wusste es nicht. Aber irgendwann ging selbst einem Will Byers, der wegrennen gewohnt war, die Puste aus.

Mitten im Wald lief er aus und blieb dann schließlich stehen. Wo war er überhaupt? So tief im Wald war er nach seinem Verschwinden nie mehr gewesen. Und alles hier sah gleich aus. Erschöpft setzte er sich auf den Boden und lehnte sich ,wie vorhin auch, an einen Baum. Während dem rennen hatte er sich auf seine Atmung und darauf nicht hinzufallen konzentriert. Jetzt schoss ihm Mike wieder in den Kopf. Mike, Mike, Mike...

William schloss die Augen. Immer noch Mike... Das Bild von ihm und diesem Mädchen schwebte ihm vor Augen. War das überhaupt ein Knutschfleck auf seiner Wange? Irgendwie hatte er anders ausgesehen, aber was sollte es sonst sein? Er musste aufhören darüber nachzudenken, denn er spürte schon wieder die Tränen seine Wangen hinunterlaufen.

"Hör zu...", murmelte er mehr zu sich selbst als zu irgendjemand anderem. "Ich wollte das alles hier gar nicht...Er hat mich geküsst. Nicht ich ihn. Ich fahre jetzt einfach nach Hause und vergesse diesen Schwachmaten, der nicht mal in der Lage ist für 2 Monate keine andere zu küssen." Langsam stand er wieder auf.

Er lief und lief und lief. Hoffte irgendwann auf etwas Zivilisation zu stoßen und ja, irgendwann stieß er auf Zivilisation...Die Art von Zivilisation mit der er nicht gerechnet hätte. Es war eine kleine Holzhütte, die ihm bekannt vorkam. auch die beiden Personen die auf der Veranda saßen kamen ihm bekannt vor. Es war die Hütte in der Jim Hopper El für 353 Tage versteckt hatte, die Hütte in der Will selbst gegen das Schattenmonster gekämpft hatte. Sie sah nett aus. Ein neuer Anstrich und eine neue Veranda. Auf ihr saßen zwei Mädchen, die Will nur zu gut kannte. Die eine hatte rote, lange Haare und ihre Füße steckten in bordeauxroten Vans. Es war Maxine Mayfield. Das Mädchen, das 1984 von Kalifornien nach Hawkins gezogen war und die ganze Stadt mit ihrem Skateboard aufgemischt hatte. Das andere Mädchen erkannte Will nicht direkt. Sie hatte lange, lockige, dunkelbraune Haare. Sie trug ein grau-pinkes Adidas Shirt. Ihm fiel die Kinnlade herunter, als er realisierte, dass es Eleven war. So hatte er sie noch nie gesehen. Sie unterhielt sich, lachte und trank eine Dosenlimo.

Er selbst stand zwischen den Büschen, sodass die beiden Mädchen ihn nicht sehen konnten. Hören konnte er sie trotzdem nicht. Vorsichtig ging er einige Schritte vor. Er machte kein Geräusch und doch schaute El auf. "Was ist?", hörte er jetzt Max sagen. "N-Nichts.", murmelte Eleven. "Ich dachte nur...Nein, kann eh nicht sein." "Was denn?" Sie kratzte sich am Hinterkopf. "Ich dachte ich hätte jemanden gesehen." "Wen?", fragte Max aufgeregt. "Will Byers." "Will? Im Ernst?" El nickte. Und Will im Busch versuchte möglichst leise zu atmen. "Versuch doch ihn zu finden. Ist doch ganz leicht." "N-Na gut." Sie schloss langsam ihre Augen, während Max sie aufgeregt musterte. Als nach ein paar Sekunden das Blut aus Els Nase lief, öffnete sie sie wieder. "Er ist hier.", murmelte sie. Und dann zeigte sie präzise auf das Gebüsch hinter dem er sich versteckt hatte.

Vorsichtig reckte er den Kopf hoch. "Um...Hi" Max stürmte schon auf ihn zu. "Will!", rief sie bevor sie ihn umarmte. "Was machst du hier?", fragte sie. "Euch besuchen.", sagte er geplättet. "Oh wow!" Max begann ihn mit Fragen zu löchern, während er El anstarrte. Sie stand bloß da und betrachtete ihn. Während er versuchte Maxines Fragen zu beantworten, sahen er und Eleven sich gegenseitig an. Sie winkte ihm zaghaft. Er winkte nicht zurück.

Sie hatte einen weiteren Stuhl geholt und nun saß er zwischen den Mädchen auf der Veranda und trank eine Limo. Die zwei unterhielten sich über Jungs. Max war wirklich immer noch mit Lucas zusammen und sie schien auch echt glücklich darüber zu sein. El redete über einen Schauspieler den sie heiß fand. John Travolta oder wie auch immer er hieß...Komischerweise fiel in diesem Gespräch nicht einmal Mikes Name vor (Ehrlich gesagt war es Will recht, er wäre wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen). Und so saßen sie eine ganze Weile da bis es dunkel wurde.

"ich muss dann langsam auch mal wieder los.", sagte Will. "Echt? Jetzt schon?", fragte Max enttäuscht. Er nickte. "Schreib mir wenigstens deine Telefonnummer auf, dann kann ich dich mal anrufen Byers." Er schrieb sie auf ihren Unterarm. "Wir sehen uns...", lächelte und lief langsam wieder in den Wald hinein.

"BYERS! JETZT HÖR ENDLICH AUF MIT DER SCHEIßE!", brüllte Mike Wheeler während er durch den Wald streifte und seinen besten Freund suchte. Es war wie damals, als er verschwunden war. Bloß das er jetzt alleine durchs Gehölz streifte. "BYERS!", schrie er noch ein weiteres Mal. Er wusste dass Will nicht antworten würde. Er war verletzt, gekränkt, vielleicht auch wütend? "Scheiße...", murmelte er leise, als er den ersten Regentropfen abbekam. Müde und dreckig stapfte er weiter. Immer weiter, immer geradeaus. Bis er am einem Ort ankam, an dem er schon seit Jahren nicht mehr gewesen war.

Sattlers Steinbruch. Der Ort an dem man zuerst Wills leblosen "Körper" gefunden hatte und an dem man ihn danach gezwungen hatte in seinen eigenen Tod zu springen. Wenn El ihn nicht im richtigen Moment gerettet hätte, wäre das hier sein nasses Grab geworden.

Und wer saß genau an der Stelle an der er gesprungen war? William Byers. Er starrte nach unten ins Wasser und lies die beine an der Kante baumeln, als würde es ihn gar nicht interessieren, dass eine falsche Bewegung reichen um ihn in den direkten Tod zu katapultieren.

"Will?", fragte Mike gerade so laut, dass Will ihn hören musste. Er zeigte jedoch keine Reaktion. "W-Will?", wiederholte er, diesmal etwas zögerlicher. Diesmal drehte sein Freund den Kopf in seine Richtung. "Was?", antwortete er pampig. "Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht." Mike lief auf ihn zu und stellte sich hinter ihn. "Jonathan und ich und...deine Freunde." "Ach ja? Du hast dir Sorgen um mich gemacht, Wheeler? Die Person, die vor ein paar Stunden noch knutschend auf der Couch saß?" "S-So war das alles gar nicht." "WIE WAR ES DENN DANN, MIKE?", brüllte Will. "I-Ich geb zu, ich hab einen Fehler gemacht, aber..." "Aber was, Wheeler? Aber was?" Er sprach jetzt wieder ruhiger. "Weißt du was ich gemacht habe? Ich bin verdammte 12 Stunden mit dem Auto gefahren um dich zu sehen!" "Ich weiß...Und es tut mir einfach leid, Will. Was kann ich denn noch anderes tun, als mich zu entschuldigen?" Er ging nicht auf diese Frage ein. Sein Blick wanderte in die Ferne. "Willst du wissen warum ich hier bin, Wheeler?" Er wartete nicht auf die Antwort. "Ich bin hier weil ich überlegt habe zu springen..." "D-Du hast was?", fragte Mike ungläubig. "ZU SPRINGEN, MICHAEL! Aber weißt du warum ich es nicht getan habe? Hast du eine Ahnung?" Er stand auf. "Weil ich das hier noch einmal machen wollte bevor ich sterbe." Und Will Byers stellte sich auf die Zehenspitzen uns küsste Mike lange. Dieser erwiderte ihn.

Eine Weile standen die beiden Jungs so da und küssten sich. Als Will sich irgendwann löste, legte er seine Hand auf die Wange Mikes. "Mach's nicht nochmal.", flüsterte er. "Werde ich nicht.", antwortete er leise. Er nahm Wills freie Hand und hielt sie so fest er konnte ohne seinem Freund weh zutun. "Versprochen?", haute William Byers. "Versprochen.", flüsterte Michael Wheeler. Und so, Hand in Hand, standen die zwei noch einige Minuten da, bevor sie sich langsam, durch den dunklen Wald, auf den Weg zurück zum Haus machten.


Hey Leute :) Sorry dass so lange nichts kam, aber ich hatte dieses Kapitel schonmal komplett fertig geschrieben, bloß dass Wattpad es aus unerfindlichen Gründen nicht gespeichert hat. Hier ist also eine etwas schlechtere Version davon.


The Way You Make Me Feel || Mike + Will (Byler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt