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Nach unzähligen hundert Metern, in denen sie durch den schier endlosen Wald gestampft waren ohne zu sprechen, was wohl seiner Definition von einer Führung entsprach, kam der Moment, von dem sie gedacht hatte, er würde niemals kommen

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Nach unzähligen hundert Metern, in denen sie durch den schier endlosen Wald gestampft waren ohne zu sprechen, was wohl seiner Definition von einer Führung entsprach, kam der Moment, von dem sie gedacht hatte, er würde niemals kommen. Er stellte ihr eine Frage, keine Anforderung. Wenn sie sich auch mitten in einem eher unhöflichen Satz versteckte.

"Nicht, dass es mich sonderlich interessieren würde, aber ich muss dich heute Abend der Runde vorstellen und dazu brauche ich einen Namen."

"Riven."

Ihr eigener Name glitt ihr leichter über die Lippen als jedes andere Wort zuvor. Vielleicht wusste sie nicht, wo sie war, doch sie wusste, wer sie war und das würde sich nie ändern. Riven. Sie konnte sich noch an ihre Eltern erinnern, an ihren kleinen Bruder Jamie, sie konnte sich noch an ihre Schule erinnern, welche sie in knapp einem Jahr abgeschlossen hätte, sie konnte sich sogar noch an den Aufsatz erinnern, den sie in der nächsten Deutschlektion hätte schreiben sollen. Hatte sie diese Lektion vielleicht bereits verpasst? Eine Lücke in ihren Erinnerungen verhinderte es, dass sie diese Frage beantworten konnte. Eine Lücke, die sich, egal was sie auch versuchte, nicht füllen wollte. Was war mit ihr passiert? War das vielleicht alles ein Traum? Ein Streich? Hatte sie einen Flugzeugabsturz über dem Amazonas überlebt und hatte bei dem Sturz ihre Erinnerungen daran verloren? 

"Riven was? Besitzt du keinen Nachnamen, Neue?"

"Elliot.", stotterte sie in Gedanken, bevor sie einige Male ihren Kopf zu schütteln begann, um die unzähligen Ideen und Theorien aus ihren Gedanken zu verbannen. Theorien ohne Beweise brachten ihr gar nichts und brachten sie bloss dazu, mit jeder vergehenden Sekunde die Rationalität hinter ihren Gedankengängen zu verlieren. Und verdammt, wenn sie etwas in dieser Situation benötigte, dann war es Rationalität. 

"Nun dann, Riven Eliott, du solltest jetzt besser zuhören, denn ich werde mich nicht wiederholen.", verkündete der Junge klar und deutlich, zwischen jeder Silbe einen kleinen Pause einschiebend, "Die Runde besteht momentan aus 24 Jugendlichen, dich eingeschlossen. Von uns allen abgesehen wirst du hier niemanden auf der ganzen Insel finden. Keine Menschenseele. Verstanden?"

Beinahe hätte sie aufgelacht. Trotz der Tatsache, dass der Junge kaum so aussah, als besässe er Humor, so musste er doch scherzen. Sicher gab es auf dieser Insel mehr als bloss 24 Jugendliche... es musste doch Erwachsene geben. Erwachsene und ein Telefon. Erwachsene und einen Flughafen. Erwachsene und irgendetwas, dass ihr helfen konnte, von hier weg zu kommen. 

"Dafür gibt es genügend Tiere, Pflanzen und glaub mir, die Zahl der Teenager hier reicht bereits aus, um dich vollständig in die Irre zu treiben. Mein ganz persönlicher Rat: Halte dich von allen fern, die jünger als 16 Jahre alt sind. Ansonsten wird irgendwann, und das kann ich dir versprechen, dein Kopf explodieren. Vergiss nicht, dass die Nacht hier länger dauert als der Tag, aber das Wichtigste von allem: Alles, was du bisher von dieser Insel gesehen hast, mag vielleicht traumhaft aussehen, doch auch hier gibst es Schatten. Halte dich am besten an irgendjemanden aus der Runde und du wirst sicher sein und solange dieser Jemand nicht ich bin, sollten wir beide keine Probleme haben. Verstanden, Neue?"

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