Jaxon mitten in der Nacht vor ihrer Tür vorzufinden, war bereits überraschend genug. Jaxon halbnackt, mit roten Augen und zitternden Gliedern vorzufinden, liess sie für einen Moment erstarren. Für einen Augenblick glaubte sie, dass er vielleicht bloss eine Halluzination ihrer Müdigkeit war, erst, als sie sich den Schlaf aus den Augen strich und er noch immer vor ihr stand, reagierte sie.
"Jaxon...", flüsterte sie. Überraschung, Verwirrung, Angst und Sorge gleichzeitig in ihrer Stimme und ihren Augen.
"Darf ich reinkommen?", murmelte er. Augenblicklich nickte sie, machte einen Schritt zur Seite, sodass er durch den Türrahmen treten konnte. Riven beobachtete, wie er zu ihrem Bett ging und sich am Rand davon niederliess. Sein Blick auf dem Fussboden, seine Hände und Arme leicht zitternd und bloss dadurch entdeckte sie seine verletzte Hand.
"Was ist passiert?"
Mit hektischen Schritten lief sie auf ihn zu, kniete vor ihn auf den Boden und griff vorsichtig nach seiner rechten, verletzten Hand. Er wehrte sich nicht und liess zu, dass sie seine Faust langsam öffnete, wodurch eine kleine Welle des Schmerzes durch seinen Körper fuhr.
"Wer... was...?"
Ihre Stimme versagte. Sie begann zu zittern, genauso wie er zitterte und versuchte gleichzeitig die Wunden auf seiner Hand zu beaugenscheinigen. Das waren keine kleinen Kratzer. Seine ganze Hand war blau angelaufen und über dem Blau klafften Wunden, aus denen noch immer frisches, flüssiges Blut drang. Die Wärme des Blutes liess sie erschaudern.
Das waren ganz bestimmt keine kleinen Kratzer.
Mit zitternden Händen hielt sie seine Hand in ihren, bevor sie kurzerhand aufstand und nach etwas suchte, womit sie ihm helfen konnte. Das Einzige, was sie fand, war ein frisches Kleidungsstück von ihr, welches sie zerriss und dessen Stofffetzen sie in kaltes Wasser tauchte, bis jede Faser des Stoffes sich damit vollgesogen hatte. Jede zweite Sekunde warf sie einen Blick auf Jaxon. Er sass ruhig, er bewegte sich nicht, blickte nirgendwo anders hin als auf den Boden, seine Haltung zusammengesunken. Ihr Herz wurde schwer.
"Jaxon!", rief sie. Diesmal war sie lauter und diesmal reagierte er und hob seinen Kopf an.
"Kann ich hier übernachten?", wisperte er. Sie nickte. Darüber musste sie nicht nachdenken, natürlich konnte er hier schlafen. Mit dem nassen Stofffetzen in der Hand kniete sie sich erneut vor ihn, griff erneut sanft nach seiner Hand und begann das dunkelrote Blut davon weg zu tupfen. Darauf achtend, ihm keine Schmerzen zuzufügen. Sie wünschte sich, sie hätte Eis. Eis und einen richtigen Verband vielleicht. Aber so etwas fand man nicht auf Neverland, bisher hatten sie nie etwas in dieser Art gebraucht, wo doch Jaxon alles heilen konnte. Heilen...
"Wieso hast du sie nicht geheilt?", sprach sie leise. Vielleicht war das eine Frage, die er ihr beantworten konnte oder wollte. "Ich weiss, dass du sie heilen könntest, wieso tust du es nicht?"
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Coppery
Fantasy"Man kann von jedem Ort auf der Erde entfliehen, wenn man es wirklich will." "Vielleicht stimmt das für jeden Ort auf der Erde, aber nicht für das Reich der Toten. Jeder Einzelne, den du hier siehst, ist tot, Riven. Eingeschlossen du selbst."