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Geblendet von ihren eigenen Gefühlen, welche sie in der Nacht zuvor ohne Vorwarnung überschwappt hatten und welche sie beinahe davon abgehalten hatte, an diesem Morgen aus ihrem Baumhaus zu kommen, erkannte sie nicht die Insel vor sich, an die sie...

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Geblendet von ihren eigenen Gefühlen, welche sie in der Nacht zuvor ohne Vorwarnung überschwappt hatten und welche sie beinahe davon abgehalten hatte, an diesem Morgen aus ihrem Baumhaus zu kommen, erkannte sie nicht die Insel vor sich, an die sie sich in den letzten Tagen gewöhnt hatte. Vielleicht hatte sie sich bereits so sehr von ihren Gefühlen beeinflussen lassen, dass diese ihr Sehvermögen beeinträchtigten, es würde sie nicht überraschen und anders konnte sie sich das trübe Wetter an diesem Tag auch nicht erklären. Eine dicke Wolkenschicht nahm der Insel ihren gewohnten, blauen Himmel und die gewohnten, warmen Sonnenstrahlen. Nebelschwaden suchten sich ihren Weg durch die Bäume und raubten Riven die Sicht über alles, was mehr als ein paar hundert Meter von ihr entfernt war. Ein ungewohnter Anblick, doch keiner, den sie sonderlich störte.

Wenn sie ehrlich war, hätten ihr Sonnenstrahlen gerade noch gefehlt. Sie benötigte kein perfektes Wetter, an diesem Tag bevorzugte sie alles, was fehlerhaft war, dem Perfekten gegenüber. Sie benötigte etwas, dass genauso unglücklich wirkte, wie sie selbst es tat, um ihre Trauer zu mindern. Aus zwei negativen Dingen resultierte letztendlich immer etwas positives. 

Und mit dieser Einstellung war sie ohne Tränen, Wutausbrüche und mit nur wenigen sarkastischen und bissigen Bemerkungen durch den Tag gekommen. Niemanden hat es mehr überrascht als sie selbst.


"Und was wirst du jetzt tun?", wisperte Katharina ihr leise von der Seite zu.

"Das einzige, was mir übrig bleibt. Ich werde ihn für alle Ewigkeit ignorieren und ihm aus dem Weg gehen.", gab Riven von sich in einem so ernsten Ton, dass Katharina daran zu zweifeln begann, ob es tatsächlich bloss ein Scherz sein sollte. Riven hatte kaum einen Satz über ihre Gefühlslage geäussert, bloss über das, was Jaxon getan hatte und darüber, wie sie mit der ganzen Situation umgehen sollte. Und auf Details hatte sie ganz verzichtet. Wie hätte Katharina also wissen sollen, wie sehr Riven verletzt war? Wie hätte sie wissen können, dass alles, was Riven sich in diesem Moment wünschte, war, Jaxon ins Nirwana zu verfrachten zu können und ihn dort für immer verrotten zu lassen?

"Du kannst ihn nicht ignorieren, es ist Jaxon."

"Und? Was unterscheidet ihn von allen anderen hier?", blaffte Riven ein stückweit zu laut, sodass einige der Jugendlichen um sie herum sich zu ihr wandten und sie neugierig zu mustern begannen, darauf warteten, dass die beiden Mädchen ihr Gespräch weiterführten. Zum Glück gehörte weder Jaxon noch Silas dazu. 

"Nun, zum einen ist es die Tatsache, dass er unser Anführer ist und zum anderen sind da seine Gaben."

"Das interessiert mich herzlich wenig, Katharina.", wisperte Riven, stand von dem alten Baumstamm auf, welcher ihnen als Sitzfläche diente und schnappte sich noch zwei weitere Getränke vom Tisch. Diesmal waren es alkoholfreie. Alkohol von Nichtalkohol zu unterscheiden war eine der Sachen, welche sie über die letzten Tage hinweg gelernt hatte, was ihr durch die Tatsache, dass die Getränke eine verschiedene Farbe besassen, deutlich erleichtert worden war. Die durchsichtige Flüssigkeit war Alkohol, die violette ein Süssgetränk, welches Riven noch nie getrunken hatte, ihr allerdings erstaunlich gut schmeckte. Auf der Zunge war es wie der Himmel auf Erden und Riven hatte sich fest vorgenommen, ihre Sorgen damit zu ertränken, bis sie einen Zuckerschock erlitt und keinen Becher mehr anheben konnte.

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