1. Kapitel

3.9K 166 5
                                    

Ankündigung:

Wir werden immer dienstags und samstags ein neues Kapitel hochladen, aber seid nicht böse, wenn wir es mal nicht schaffen :)

Viel Spaß beim Lesen!

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Summer:

„Summer, es wird Zeit!“, rief mein Vater von unten. Ich seufzte. Als ob ich nicht hören könnte, dass Sunshine vor dem Haus die ganze Zeit hupte. „Ich komme ja!“, gab ich zurück, während ich den Griff meines riesigen Koffers packte und mich daran machte, ihn durch den Flur und die Treppe hinunter zu schleppen. Warum hatte ich nochmal so viel eingepackt? Er wog gefühlt eine Tonne und leider waren meine Telekinese-Fähigkeiten noch nicht genügend trainiert, als dass ich einen so schweren Gegenstand hätte bewegen können. Aber daran war natürlich Mom Schuld. Also sowohl an dem schweren Koffer, weil sie meinte ich bräuchte so viele Sachen ‚Es könnte einen sehr kalten Winter geben, Schatz‘, und außerdem durften wir unsere magischen Kräfte nicht benutzen, da es ja angeblich so gefährlich wäre und jemand etwas bemerken könnte. Wenn wir im Haus waren. Natürlich. Sunshine und Spring hatten mir einmal erzählt, dass sie, als sie entdeckten, dass sie außergewöhnliche Dinge tun konnten, zuerst dachten es wäre eine Zwillingskraft oder so etwas. Aber ich konnte es ebenfalls und Cloud auch. Wenn unsere Eltern nicht zu Hause waren, übten wir oft heimlich im Keller zusammen mit meiner besten Freundin Kiera und ihrer kleinen Schwester, aber nicht annähernd häufig genug. Daher musste ich das Ungetüm von Koffer auch auf die normale Weise nach unten wuchten.

Das Abschiedskommando stand schon an der Tür. Dad reichte mir meine Jacke. „Ach Summer, du wirst uns so fehlen!“, Mom klang als würde sie gleich losheulen. Und tatsächlich: Als ich mich umdrehte, wischte sie sich gerade eine Träne aus dem Augenwinkel. Ich schlüpfte in meine Sneakers und umarmte meine Mutter. „In den Ferien werde ich doch hier sein, Mom, außerdem hast du ja noch Cloud.“ Der warf mir einen finsteren Blick zu, weil er genau wusste, dass er in den nächsten Wochen extrem bemuttert werden würde. Mein Beileid. Ich ersparte ihm die Umarmung und wuschelte ihm dafür durch die wirren braunen Haare. Dann drückte ich auch noch Dad kurz und begab mich dann mit meinem Gepäck zum Auto. Die drei standen an der Tür und winkten mir zu, ich glaubte in Moms Gesicht eine weitere Träne zu sehen. Bei Sunshine und Spring hatte sie nie so ein Drama veranstaltet – oder doch! In deren erstem Jahr, ich erinnerte mich, hatte sie Rotz und Wasser geheult. Schnell wandte ich mich ab und öffnete den Kofferraumdeckel.

„Na, endlich!“ „Wir dachten schon, du würdest nie kommen!“, beschwerten sich meine reizenden großen Schwestern. „Jaja!“, die beiden waren die einzigen, die mich in wenigen Sekunden dermaßen nerven konnten. Ich hoffte sie fühlten sich deswegen geehrt. An der Anzahl der Koffer, vier von Spring und Sunshine zusammen und noch ein weiterer, erkannte ich, dass Kiera wohl schon vor mir da gewesen sein musste. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Ich war leicht zu spät, schon vor einer Viertelstunde hatten wir losfahren wollen. Aber leider passierte mir das häufiger und noch dazu war ich schon seit dem Aufstehen sehr aufgeregt, weshalb ich noch länger gebraucht hatte als sonst. Schließlich würden wir heute zum ersten Mal unsere neue Schule sehen, die Midnight Academy, ein Internat. Es war Sonntag und morgen würde der Unterricht beginnen.

Ich war so nervös, weil ich noch nie auf einem Internat gewesen war, aber die Schule war eine der besten unseres Staates und meine Schwestern besuchten sie auch. Ich hoffte nur, dass ich mit Kiera zusammen in ein Zimmer kam. Wir kannten uns seit dem Kindergarten. Nachdem ich den Koffer verstaut hatte, ging ich um das Auto herum und ließ mich neben Kiera auf den Rücksitz fallen. Kaum war die Tür zu gefallen, trat Sunshine aufs Gaspedal und wir rasten mit viel zu hohem Tempo davon.



Kiera:

Als ich heute morgen aufwachte, war mir klar, dass sich mein Leben für immer verändern würde. Ich kann nicht sagen warum, aber ich hatte das Gefühl, dass ein Abenteuer auf mich und meine beste Freundin Summer zukommen würde. Überraschenderweise war ich noch nicht einmal aufgeregt auf das, was mich erwartete. Ich hoffte einfach, dass ich mich dort schnell einleben und alle nett zu mir sein würden. Ich war noch nie auf einem Internat gewesen, aber ich hatte schon einige Zeitungsartikel über Absolventen gelesen, die großartiges erreicht haben und genau auf diesem Internat, der Midnight Academy, auf das Leben und die große, weite Welt erfolgreich vorbereitet wurden. Meine Eltern haben mir immer wieder gesagt wie stolz sie auf mich sind, dass ich auf die gleiche Schule gehe, auf die auch schon sie gegangen sind. Sie haben sich dort kennen und nach einer Zeit auch lieben gelernt. Nach Aussage meiner Mutter war ihre Schulzeit dort, die beste Zeit ihres Lebens, trotz der strikten Regeln. Als ich meinen Koffer die Treppe hinunter hiefte und mein Dad mir die Tür aufhielt, kam meine kleine Schwester Ruby auf mich zugerannt und umarmte mich fest. ,,Ich will nicht, dass du gehst. Ich werde dich schrecklich vermissen.“ Ich strich ihr durch ihre braune Wuschelmähne, aber sie wollte mich nicht mehr loslassen. ,,Ich werde dich auch vermissen. Ich werde euch alle vermissen.“ Meine Mum konnte ihre Tränen kaum zurückhalten und ich glaubte sogar Tränen in den Augen meines Dads zu sehen. Ich umarmte meinen Dad und meine Mum, die mir einen Kuss gab und mir eine Strähne meiner langen, braunen Haare hinters Ohr strich. ,,Wir sind so stolz auf dich.“ ,,Ich weiß. Ihr habt es schon gefühlte tausend mal erwähnt.“ Ich musste kurz lachen und Ruby konnte ihr Grinsen auch nicht verbergen. ,,Ihr kommt schon ohne mich klar. Macht euch keine Sorgen, es ist ja nicht für immer und in den Ferien werde ich euch ja auch besuchen kommen.“ Mein Dad nickte mir noch kurz zu und alle drei winkten mir zum Abschied, als ich mich auf den Weg zu dem Haus von Summer machte. Ihre beiden älteren Schwestern wollten uns zum Internat fahren. Sunshine und Spring kamen gerade aus der Haustür und wir begrüßten uns mit einer Umarmung. Unsere beiden Familien waren schon ewig Nachbarn und als Kinder haben wir immer zusammen gespielt. Das war bevor wir herausfanden wozu wir fähig sind. Von da an haben wir fast nur noch gezaubert, selbstverständlich heimlich, wir mussten schließlich vorsichtig sein, damit es niemand bemerkte und wir nicht in Schwierigkeiten gerieten. Spring half mir meinen Koffer in den Kofferraum ihres Autos zu heben und danach setzen wir uns alle drei ins Auto, schnallten uns an und warteten auf Summer. Als sie sich nach einer halben Ewigkeit immer noch nicht zum Auto bewegte, begann Sunshine mehrmals zu hupen, aber uns blieb nichts anderes übrig als ungeduldig auf Summer zu warten. Zehn Minuten später kam sie endlich mit einem riesigen Koffer aus der Eingangstür, verstaute ihn im Kofferraum und setzte sich neben mich auf die Rückbank. ,,Hey Summer. Na schön, dass du auch schon da bist!“, sagte ich genervt, aber als sie mich mit einem entschuldigenden Blick bedachte, war die lange Wartezeit schon längst vergessen. Man kann ihr einfach nicht böse sein. ,,Geht’s jetzt endich mal los?“ fragte ich lachend und Sunshine ließ  den Motor an und die Fahrt begann. So langsam war ich auch gespannt, was uns dort erwarten würde. Ich hoffte, dass Summer und ich in ein Zimmer kämen, es wäre nämlich der Horror mit irgendeiner Zicke ein Zimmer teilen zu müssen. Summer lächelte mich an und nun wurde auch ich sowohl von ihrer Aufregung, als auch von ihrem Optimismus angesteckt. Wir würden bestimmt eine tolle Zeit haben. Hoffentlich.

Midnight Academy - Spiel mit dem SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt