21. Kapitel

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Summer:

Als ich gemeinsam mit den anderen Schülern aus dem Bus sprang, verlor ich Liam und Kiera im ersten Moment aus den Augen. Mist, wo sind sie denn?, dachte ich. In der Menge konnte ich sie einfach nicht entdecken. "Summer, hier!" Rechts von mir sah ich Liams blonden Haarschopf und seine winkende Hand und bewegte mich auf ihn zu. Mit Drängeln und Quetschen schaffte ich es schließlich und er zog mich etwas zur Seite, hinaus aus dem Hauptstrom. "Hast du Kiera oder Nathan gesehen?", fragte ich ihn. Er schüttelte den Kopf und ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um besser zu sehen. "Keine Ahnung, wo sie abgeblieben sind...", meinte Liam, während er ebenfalls Ausschau hielt. Ich seufzte: "Wahrscheinlich sind sie in irgendeinen Laden gegangen, ich glaube nicht, dass sie noch auftauchen." "Dann lass uns auch gehen!", Liam nahm meine Hand und ging in Richtung eines Geschäfts namens "Tally's Ballmoden". So ungefähr die halbe Schule schien sich dort etwas kaufen zu wollen. Ich zögerte und wurde langsamer. Mein Begleiter blickte zu mir zurück: "Was ist los?" "Denkst du wirklich, wir sollen da reingehen? Gibt es nicht noch andere Läden?" Er legte den Kopf schief: "Ja, aber das ist der beste, glaub mir!" "Aber wenn es so überfüllt ist, finden wir eh nichts!", ich hielt es für sinnlos hineinzugehen. Liam war anderer Meinung: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dort genau das Richtige finden, glaub mir!" Ich war etwas verwirrt, weil er sich so sicher war. "Komm schon! Wir gehen kurz rein und wenn du nichts siehst, suchen wir sofort ein anderes Geschäft!" Da konnte ich nur noch nachgeben und wir betraten das viel zu volle Tally's.
Ich bereute es keinen Augenblick lang, das Geschäft - es war fast schon ein Kaufhaus - war sehr edel und schön eingerichtet und ich hätte es gerne mal gesehen, wenn es dort nicht von Teenagern wimmelte, aber das war nun leider nicht möglich. Es hatte zwei Stockwerke und auf denen gab es unzählige Ständer mit feinsten Kleidern und schicken Anzügen. Diese wurden von unseren Mitschülern durchgesehen und es hatte sich bereits eine so lange Schlange vor den Umkleiden gebildet, dass mir schon bei dem Gedanken ans Anstellen übel wurde. 
An der breiten Treppe mit dem goldenen Geländer war eine Angestellte hinter einem Computer positioniert. "Warum steht denn am Aufgang jemand?", fragte ich interessiert und Liam antwortete: "Im Obergeschoss befindet sich exquisitere Ware für langjährige Kunden oder solche, die genug Geld haben, wenn du weißt, was ich meine. Und sie muss eben überprüfen, ob man befugt ist, oben einzukaufen oder nicht." Dort war bestimmt nicht so viel los wir hier unten. In meinem Kopf nahm eine Idee Gestalt an.  Jetzt war ich es, die Liam mitzog, als ich zielstrebig auf die junge Frau zu marschierte.
Die beachtete mich erstmal gar nicht und gab irgendetwas in ihren Computer ein. Also räusperte ich mich und als sie aufschaute, nannte ich mein Anliegen: "Mein Begleiter und ich würden nun gerne nach oben gehen, wenn das in Ordnung ist." Sie wirkte ziemlich erstaunt: "Äh.. Sind sie dazu privilegiert?" "Wir...", was auch immer Liam sagen wollte, ich trat ihm leicht auf den Fuß und unterbrach ihn: "Ja." Dabei sah ich Ms Forman - das stand auf ihrem Namesschildchen - fest in die Augen und dachte ununterbrochen: "Lass uns durch! Lass uns durch!" Einen Moment lang sah sie so verwirrt aus, dass ich befürchtete, etwas Schlimmes verursacht zu haben, indem ich versuchte ihren Geist zu beeinflussen. Aber dann wurde ihr Gesicht ausdruckslos, als sie uns durchwinkte: "Natürlich, Miss. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen." Es hatte tatsächlich funktioniert!  "Danke!", entgegnete ich und eilte gefolgt von Liam die Stufen empor.


"Was war das denn grade?", wollte der wissen, als wir das obere Ende erreichten. "Ich kann eben sehr überzeugend sein", gab ich achselzuckend zurück, obwohl ich ihm eigentlich lieber die Wahrheit gesagt hätte. Aber ich durfte ja nicht! Darüber könnte ich mich jedes Mal aufregen, als ob Liam mich sofort verpfeifen würde, wenn ich ihm von meinen Kräften verriet. Er ahnte wahrscheinlich gar nicht, dass es uns gab, schließlich wurden wir nicht akzeptiert und mussten unsere wahre Identitäten die ganze Zeit geheimhalten. Ich schwor mir, es ihm bei Gelegenheit zu erzählen. Jetzt mussten wir uns allerdings den Balloutfits widmen.

Midnight Academy - Spiel mit dem SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt