Summer:
"Sobald wir verschwunden sind, dürft ihr die Kiste öffnen", hatte Mr McEvans gesagt. Sehr witzig, echt. Die Kiste ließ sich nämlich nicht öffnen. Wir hatten am Deckel gezerrt, nach geheimen Schaltern gesucht und dieses blöde, schwarze Teil sogar auf den Boden geworfen. Natürlich war es klar, dass wir als Team vorgehen mussten, aber uns fiel einfach nichts ein. Deshalb begannen wir Vermutungen aufzustellen, was sich in dieser Box befinden könnte. "Nichts", vermutete John, "es geht bestimmt nur um das Zusammenarbeiten." "Also ich fände es ganz schön enttäuschend, wenn nichts in der Kiste wäre", meinte Christopher und trommelte mit den Fingern auf der Kiste, "ich hatte ja auf Kekse gehofft." "Ich glaube, es ist ein weiteres Rätsel", sagte Lynn. "Ich hatte ja an Davy Jones' Herz gedacht", konnte ich mir nicht verkneifen. "Nicht hilfreich", John rollte mit den Augen. Ich zuckte mit den Achseln. Dann halt nicht.
"Sesam öffne dich!", rief Christopher in Befehlston, aber nichts geschah. Als ob das jemals bei irgendetwas funktionieren würde. Nachdenklich fuhr ich mit beiden Händen über die Kanten der Box. Wie konnten wir unsere Kräfte gemeinsam einsetzen? Das war doch Zweck dieser Aufgabe, oder? Sich einfach zu konzentrieren und die Kiste mit Gedankenkraft zu öffnen, so wie wir auch die Kerzen entzündeten, würde wohl nicht funktionieren. Lynn stellte sich neben mich. Sie drehte und wendete die Kiste. "Irgendetwas muss da doch sein", murmelte sie und mit ein paar schwungvollen Handbewegungen ließ sie Luftströme über die Flächen sausen. Auf der Unterseite flimmerte es kurz, dann erschienen kleine Zeichen. "Oh, was ist das?", Adam lugte über unsere Schultern. "Eine Anleitung!", jubelte ich, "Wir können es schaffen!" Die anderen scharten sich wieder enger um den Tisch. Die ersten beiden Zeichen waren Pfeile. "Ich schätze wir müssen Telekinese einsetzen und die Kiste hochheben", schlug John vor und so machten wir es dann auch. "Als nächstes ... Feuer", las Lynn ab und trat bei beiseite, um Sue durchzulassen. Sie sorgte dafür, dass ein riesiger Feuerball die Kiste einhüllte, die davon erstaunlicherweise keinen Schaden nahm. Es knisterte und Rauch begann aufzusteigen. Gab es hier denn keine Feuermelder? "Wasser, schnell!", kommandierte Lynn. Zum Glück hatte ich gestern Abend geübt. In einer energischen Bewegung richtete ich meine Hände auf die Kiste und eine Welle schwappte über den Tisch und löschte so das Feuer. Geschafft! Innerlich feierte ich meinen Triumph, denn ich hatte immer das Gefühl die ungeübteste aus der Elementgruppe zu sein. "Hey, du hast mich nass gemacht!", beschwerte sich irgendjemand.
"Komme ich jetzt?", fragte Christopher neugierig. Lynn runzelte die Stirn: "Ich bin mir nicht sicher, was das hier darstellen soll..." Alle traten noch näher heran, falls das überhaupt möglich war. Die Tür öffnete sich und Kiera schlüpfte hinein. Ich trat aus dem Gedränge zurück und kam ihr entgegen: "Wie war deine Übung?" "Gut... Nathan ist reingekommen und Mr McEvans war ein Eismann, aber er ist wieder aufgetaut und ich war unsichtbar!", sie schien etwas durcheinander zu sein und außerdem ziemlich viele Informationen übermitteln zu wollen. "Zur Toilette, sofort!", ich schob sie zurück in Richtung Tür. Wir huschten hinaus und dann ans Ende des Ganges zum Mädchenklo.
Ich setzte mich auf die kleine Fensterbank: "So.. Jetzt erzählst du mir alles in der richtigen Reihenfolge und ganz langsam." So gab meine beste Freundin wieder, was vorgefallen war. Nach ihrem Bericht sah mich erwartungsvoll an. "Das ist...", ich musste erst nach den richtigen Worten suchen. "Echt krass, dass du dich unsichtbar machen kannst. Das hätte ich, ehrlich gesagt, niemals vermutet. Aber noch unglaublicher ist es, dass Nathan es wagt, einen Lehrer einfach mal so einzufrieren, das macht man doch nicht! Und er hat die drei Worte gesagt. Die drei Worte, Kiera! Nach einer drei Tage langen Beziehung! Vielleicht ist er besessen!" Kiera protestierte: "Nein, niemals! Er ist einfach nur..." "Besessen von dir?" "Nein", schnauzte sie mich an, sie schien, es wirklich ernst zu meinen. Beschwichtigend hob ich die Hände: "Ist ja gut... Aber behalten wir diesen Gedanken für später im Hinterkopf!" Der finstere Blick meiner Freundin machte mir keine Angst, sondern brachte mich fast zum Lachen. "Gut, ich fahre ja schon fort: Ich fand nämlich noch etwas an der Sache seltsam. Wieso führt sich Mr McEvans bitte auf wie Nathans Vater? Warum?" "Ähm, vielleicht macht er sich Sorgen um ihn oder-" "Oder Nathan ist sein unehelicher Sohn!", rief ich dazwischen.
Ich hatte heute echt einen kreativen Tag. Vielleicht sollte ich ein Buch darüber schreiben. Ein Junge ist von einem Mädchen, das von Davy Jones, der der Vater des Jungen ist, was der aber noch nicht weiß, gefangen gehalten wird, und so zieht er aus um die Truhe zu finden, das Herz zu vernichten und seine Angebetete zu retten. Später muss er sich entscheiden, ob er sie rettet oder seinen Vater am Leben lässt, denn der kann sie nicht gehen lassen, weil beide durch einen Fluch verbunden sind. Leider war Davy Jones nicht meine Erfindung also würde das mit dem Buch nichts werden. Schade, eigentlich...
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Midnight Academy - Spiel mit dem Schicksal
FantasyWenn es um Magie geht, müssen Summer und Kiera ihre besonderen Kräfte verborgen halten. Dies ändert sich, als sie auf ihre neue Schule, die Midnight Academy, gehen, auf der Magie, in einer kleinen Gruppe von begabten Schülern, noch immer praktiziert...