Summer:
Lend und ich sahen Kiera nach, als sie sich auf den Weg zur Bibliothek machte. Mein Kumpel hüpfte dabei die ganze Zeit vom einen Fuß auf den anderen. Ich legte ihm eine Hand auf die linke Schulter und drückte ihn behutsam aber fest nach unten, damit er endlich stillhielt. Dafür begann er auf seiner Unterlippe herum zu kauen. "Komm mit", seufzte ich - er brauchte unbedingt Ablenkung, "wir gehen jetzt in den Aufenthaltsraum, entspannen uns und machen uns eine heiße Schokolade." "Aber wie soll Francesco mich dann finden?", protestierte er, aber ich hörte ihm nicht zu und zog ihn einfach mit.
"So setz dich hierhin, ich komme gleich wieder", damit beförderte ich ihn in einen der gemütlichen Sessel und machte mich auf zur Kakaostation, wo ich sowohl für Lend als auch für mich eine heiße Schokolade zubereitete - mit Sahne. Als ich zurückkehrte, war Lend natürlich schon wieder am Rumzappeln. "Junge, jetzt sitz doch mal still!" Ich drückte ihm die Tasse in die Hand und setzte mich gegenüber. "Ach, Summer, das ist echt lieb von dir, aber ich kann grade nichts trinken..." "Lend", ich lächelte ihn liebevoll an, "es ist der Herbstball und kein Heiratsantrag!" "Da untertreibst du aber, ich.." "Trink endlich!", befahl ich lachend und er tat mir den Gefallen, einen winzigen Schluck zu nehmen. Da fiel es mir ein, das einzige, was ihn ablenken würde: Mode.
"Psst, schau mal: diese Kombination von Hose und Schuhen geht gar nicht", meinte ich in gedämpften Ton. Lend schlug sich die freie Hand vor den Mund: "Oh. Gott. Wie kann man nur eine pinke Leoprint-Röhrenjeans mit grauen Clogs anziehen!" Ich hatte ihn. "Das geht doch nicht!" Ich verkniff mir das Lachen und stimmte zu: "Ganz deiner Meinung. So kann man nicht an einem SamstagNACHMITTAG rumlaufen!" Lustigerweise verstand er meinen Sarkasmus nicht und steigerte sich weiter da rein. "Ich hätte eigentlich die Pflicht zu ihr rüberzugehen und ihr zu sagen, dass das so nicht..." Er riss plötzlich die Augen auf und im Geiste sah ich schon die Tasse zu Boden sausen, aber er hielt den Griff umklammert. Das konnte nur eins bedeuten: Francesco!
"Ich muss mal kurz weg", grinste ich und entfernte mich langsam, während Lends Lieblingsitaliener sich einen Weg zu ihm bahnte. Ich beobachtete, wie sie sich kurz unterhielten, dann fing Lend an zu strahlen und zu nicken; er erinnerte mich etwas an mich, was ich nie gedacht hätte, aber es war wirklich so. Sie redeten noch weiter und ich trank an die Wand gelehnt meine heiße Schokolade. Ein wenig später kam Kiera und stellte sich zu mir. Sie lächelte, als sie Francesco und Lend sah. "Hat es also geklappt?", erkundigte sie sich selbstzufrieden und grinste. "Sieht so aus. Gute Arbeit!" Ich hielt meine Hand zum Highfive hoch und sie schlug ein. "Wo warst du eigentlich so lange? Die beiden reden schon etwas..", fragte ich, als mir auffiel, dass sich meine beste Freundin erst sehr spät hatte blicken lassen. "Ich war im Wald spazieren...", sie schaute auf den Boden, ehe sie fortfuhr, "und Nathan hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum Ball gehe. Und ich habe 'ja' gesagt." Sie seufzte. "Mein Beileid", meinte ich trocken, und als sie mich enttäuscht ansah, fuhr ich lachend fort: "War nur ein Scherz, wenn du das willst, ist es okay. Aber pass bitte auf, ja?" Zum Glück lächelte sie wieder und nickte.
"Was wird denn nun aus James? Der hat dich doch auch gemocht", fragte ich gerade als Lend zu uns stieß - anscheinend war Francesco gegangen. "Was ist mit James?", wollte unser Klatschkönig sofort wissen und Kiera erzählte, dass sie mit Nathan zum Ball gehen würde. "Nathan? Wenn du meinst..", Lend zuckte mit den Achseln, "Charakterlich eher schwach, aber eigentlich schon ein hübscher." Obwohl diese Beschreibung eigentlich nicht so lustig war, bekam ich einen Lachanfall. Ich wurde knallrot, die Tränen liefen mir über die Wangen und ich musste mir den Bauch halten. Während ich lachte, merkte ich, dass Kiera und Lend mich verwundert anstarrten. Nach drei Minuten kriegte ich mich wieder ein und entschuldigte mich beim Tränenwegwischen: "Sorry Leute, ich weiß auch nicht, was das grade war..."
Kieras Gedanken erklangen in meinem Kopf: "Ich glaube es war der Junge, der in der Nähe vom Eingang sitzt.. Nein, der rechts...Der war doch auch in der Zaubergruppe." Ich nickte und antwortete telepathisch: "Ja, stimmt... Ich hatte mich eh gefragt, was er kann. Was für ein Idiot!" Wir sprachen von einem schwarzhaarigen Jungen, der in diesem Moment frech zu uns rüber grinste. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und sorgte mit einer Handbewegung dafür, dass das Glas Wasser auf seinem Tisch umkippte und sich auf seiner Hose ergoss. Erschrocken sprang er auf und sah dann zu mir. Jetzt musste Kiera lachen - ohne Beeinflussung - und ich auch, während Lend nicht verstand, was los war.
Schließlich unterbrach er uns: "Ist es nicht Zeit, zum Essen zu gehen?" Immernoch kichernd warf ich einen Blick auf die Armbanduhr und nickte bestätigend, also machten wir drei uns auf zum Speisesaal. Am Ausgang war der Typ gerade mit Aufwischen fertig und würde sich nun bestimmt umziehen gehen. Ich warf meine Haare zurück und würdigte ihn keines weiteren Blickes. "Weiß jemand was es heute gibt?", fragte Lend unterwegs, aber leider war es uns nicht bekannt. Ich hatte das Gefühl, dass Kiera wegen irgendetwas besorgt war, aber ich dachte, dass nicht der rechte Zeitpunkt war, sie darauf anzusprechen und so gingen wir den Rest des Weges schweigend, wobei ich mich bei Lend wunderte, wie er das schaffte.
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Midnight Academy - Spiel mit dem Schicksal
FantasyWenn es um Magie geht, müssen Summer und Kiera ihre besonderen Kräfte verborgen halten. Dies ändert sich, als sie auf ihre neue Schule, die Midnight Academy, gehen, auf der Magie, in einer kleinen Gruppe von begabten Schülern, noch immer praktiziert...