19. Kapitel

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Summer:


Den Unterricht an diesem Mittwochvormittag brachten wir außergewöhnlich schnell hinter uns. Kiera und ich hatten nämlich nur eines im Kopf: die AG! Wir brannten darauf, wieder zu trainieren und unsere sich noch entwickelnden Kräfte freizusetzen. Es war ein wunderbares Gefühl das, was einen so großen Teil von einem ausmachte, zu tun, ohne sich zu verstecken. Natürlich war die AG geheim, aber es fühlte sich nicht so an, als ob wir uns verbergen müssten, sondern als ob wir einfach in einer kleinen Gruppe etwas Besonderes ausübten. Wir waren einfach mehr als durchschnittlich begabt und endlich zeigte uns mal ein Erwachsener, wie wir damit umzugehen hatten.


Jedenfalls kam es mir so vor, als wären nur drei Schulstunden bis zum Mittagessen vergangen. Kiera hingegen wirkte leicht gelangweilt, obwohl ich mir sicher war, dass sie sich genauso sehr auf den Nachmittag freute wie ich. Während wir das wirklich leckere, indische Curry verspeisten, das es heute gab, schwärmte Lend schon wieder vom Ball und natürlich auch vom Shopping am Samstag. "Ich hoffe, Francesco ist mit meinen Ideen einverstanden, wir werden nämlich großartig aussehen!" Seine Augen funkelten vor Freude. "Lend?", fragte ich gedehnt und wollte seine Begeisterung nicht schwinden lassen, aber ich musste es einfach ansprechen. Es beschäftigte mich nämlich. "Was ist denn, Summer?" Ich schaute verlegen auf meinen Teller und brauchte einen kurzen Moment, bis ich wieder aufschauen konnte. "Ähm, also, du weißt ja, dass es für mich kein Ding ist, dass du Jungs magst und so, aber macht es dir denn gar nichts aus, dass du mit Francesco auf dem Herbstball ziemlich auffallen wirst?"


Kieras Blick nach zu urteilen, hätte ich das wohl lieber nicht sagen sollen. Am liebsten hätte ich es rückgängiggemacht oder wäre einfach im Erdboden versunken. Aber mein bester Freund sah mich einfach nur überrascht an, er war keineswegs verärgert oder verletzt. "Darüber hatte ich, ehrlich gesagt, noch gar nicht nachgedacht", antwortete er, " aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Komische Blicke oder fiese Kommentare werde ich gekonnt ignorieren." "Dann ist ja gut", gab ich zögerlich zurück, da ich mir nicht sicher war, ob er nur bluffte.


 Es verletzte doch jeden Menschen, wenn andere schlecht über einen redeten oder zeigten, dass sie jemanden nicht akzeptierten. Das war meiner Meinung nach viel schlimmer als diese blöden Streiche von Luke, Bob und Nathan. Ich wollte  nicht, dass man ihm wehtat. Auch wenn ich es gut fand, dass er trotz der schweren Zeit, die er hinter sich hatte, zu sich selbst stand. Lend lächelte Kiera und mich an: "Ihr beiden seid echt die Besten, und ich weiß ja, wenn Francesco oder mir jemand blöd kommt, werdet ihr dennoch immer zu uns halten. Und so lange das so ist, kann der Rest der Schülerschaft von mir aus machen, was er will. Das musste ich jetzt einfach mal sagen!" "Natürlich!", rief Kiera und ich stand auf, breitete die Arme aus und sagte: "Na, kommt schon her!"  Wir drei umarmten uns über den Tisch hinweg und es war uns egal, was andere davon hielten.


 Nachdem wir uns wieder hingesetzt hatten, fügte Kiera hinzu: "Wir sind schlicht und ergreifend die drei Besten!" "Ja genau, ich finde wir bräuchten so einen Art Namen", stimmte ich grinsend zu. "Lend und seine zwei treuen Schoßhündchen", schlug Lend aus Spaß -wie ich hoffte- vor, was uns ziemlich zum Lachen brachte. Aber wir lehnten natürlich sofort ab. "Was haltet ihr von 'Die großen Drei' ?", erkundigte sich meine Freundin. "Das ist cool!", erwiderte ich begeistert, doch Lend war anderer Meinung: "Ich werde mir noch etwas überlegen und das wird so genial sein, dass ihr fassungslos sein werdet!" Ich bezweifelte wirklich, dass er 'Die großen Drei' noch toppen konnte, aber ich war froh, dass er so locker auf meine Frage reagiert hatte. Und ich hoffte, dass Francesco das genauso sah.


Wir brachten unsere Tabletts  weg und machten uns zur letzten Schulstunde des Tages auf: Literatur beim lieben Mr Sprenkel. Und während wir die stilistischen Merkmale eines Dramas besprachen, konnte ich es nicht verhindern, dass mein Blick sehr oft auf meine Armbanduhr fiel. Die Stunde sollte endlich zu Ende sein! Normalerweise liebte ich Mr Sprenkels Unterricht, aber ehrlich gesagt, war die AG besser. Zum Glück schaffte ich es noch, mich zusammenzureißen und arbeitete sogar ziemlich gut mit.

Midnight Academy - Spiel mit dem SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt