Das Treffen [Teil II]

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Er blieb vor ihrem Tisch stehen und wartete bis sie hochsah. Langsam hob sie ihren Blick und sah Roman wieder in die Augen. Sie lächelte schüchtern und er musste zugeben, dass es ziemlich süß aussah.
"Kann ich mich setzen?" Seine Stimme hatte noch nie zuvor so vorsichtig und zurückhaltend geklungen.
"Natürlich."
Roman konnte gar nicht aufhören zu lächeln und setzte sich rechts von ihr auf die Bank. Auch als er näher rutschte, machte sie keine Anstalten wegzurutschen oder sich zu beschweren.
"Ich bin übrigens Roman." Roman wollte nicht, dass zwischen ihm und diesem Mädchen eine unangenehme Stille entstand. Und insgeheim wollte er eigentlich nur ihre zauberhafte Stimme hören. Aus irgendeinem Grund machte es ihn glücklich, sie zu hören. Er fühlte sich wirklich wohl in ihrer Gegenwart und es war ihm zum ersten Mal egal, was Flo und Lars oder die Anderen von ihm dachten, denn jetzt war er glücklich und genoss das Gefühl, neben ihr zu sitzen und mit ihr zu reden. Es fühlte sich einfach so gut an.
"Schön dich kennenzulernen, Roman. Ich bin... äh Katharina." Ein bisschen zögerlich kam ihre Antwort. Sie lächelte verlegen und Roman dachte, eine gewisse Röte auf ihren Wangen zu sehen. Vielleicht war das aber nur das schlechte Licht des Clubs.
Roman sah sich um und blieb mit seinem Blick an der Bar hängen. Er verspürte plötzlich Durst, denn sein Bier war schon leer.
"Willst du was trinken?" fragte Roman vorsichtig, denn er wusste gar nicht, wie sie reagieren würde.
"Ja schon, aber... nichts Alkoholisches bitte. Ich will morgen bei klarem Verstand sein." Sie deutete etwas verlegen auf ihre Bücher.
Roman nickte und ging zur Bar. Er zahlte sogar ihre Cola. Flo und Lars beobachteten ihn amüsiert von Weitem und beschlossen, Roman mal wegen diesem Mädchen auf den Zahn zu fühlen.
"Und Roman?" Lars kicherte wie ein kleines Mädchen. "Wie läufts?"
Flo und Lars waren das Letzte, was Roman jetzt gebrauchen könnte. In ihm stieg diese Angst hoch, dass die beiden sein... ja was eigentlich? Date? Treffen? Zufällige Begegnung oder was auch immer, kaputt machen würden oder dass sich Katharina vielleicht sogar für die Beiden mehr interessieren  könnte als für. Die Beiden sollten sich schön fern von ihr halten.
"Super." sagte er nur und ließ die beiden mit verwirrten Gesichtern an der Bar stehen.

Aus der anderen Ecke des Clubs, beobachteten ein Paar blaue Augen das Treiben. Die Augen hefteten sich an zwei Personen, die an einem Tisch in der hinteren Ecke des Clubs saßen. Die Augen verengten sich zu kleinen fiesen Schlitzen und auf dem Gesicht hatten sich Falten der Wut gebildet.
"Er war fast Meiner. Nur noch ein Drink und er wäre Meiner! Aber nein, sie musste wieder alles ruinieren. Katharina, warum musste sie hier sein? Warum sie?!" Jessie bebte vor Wut und ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Sie beobachtete die Beiden und je länger sie sie beobachtete, desto wütender und rasender wurde sie. Sie verabscheute die Blonde mit ihren braunen Augen, wie sie so unschuldig lächelte. Die gemeinsame Vergangenheit begann wieder zu brodeln. Was in ihr vorging, durfte niemand und auf gar keinen Fall Katharina erfahren. Und jetzt saß gerade sie mit ihrer "Beute" an einem Tisch und hatte Spaß mit ihm. Sie lachten und scherzten, als würden sie sich schon ewig kennen. Aber Jessie wollte auf gar keinem Fall tatenlos zusehen, denn sie gönnte keinem der beiden ihr Glück und sie würde alles daran setzen, es zu zerstören. Wenn es nötig war, auch mit allen Mitteln.
Sie marschierte zügig zum Tisch der Beiden und setzte sich ungefragt neben Roman. Als er nicht reagierte, rutschte sie noch näher an ihn heran, es fehlte nicht viel und sie hätte auf seinem Schoß gesessen. Roman schaute sie nur verdutzt an, doch Katharina sah  sie missbilligend an. Sie war erstaunt, wie sehr sie sich in Jessie getäuscht hatte, denn sie dachte, dass sie sich geändert hätte, nachdem sie sich heute Vormittag getroffen hatten. Innerlich jedoch war sie überrascht, mit welchem Tatendrang sie versuchte, ihr Leben zur Hölle zu machen.
"Jessie, was soll das hier? Wieso setzt du dich ungebetenen oder ohne zu fragen an fremde Tische? Das ist absolut nicht cool." Katharina verschränkte ihre Arme und sah Jessie mit hochgezogener Augenbraue an. Ihre Provokation und ihre äußerliche Ruhe überraschten Roman und innerlich war er beeindruckt von ihr.
Jessie wusste nicht, wie sie diese Konfrontation kontern sollte und entschloss sich, sie einfach zu ignorieren. Allerdings würden jetzt ihre Flirtversuche gegenüber Roman jetzt nur noch lächerlicher rüberkommen; dank ihr.
"Aha, ist ja witzig." Sie versuchte ihre Stimme möglichst ruhig zu halten und nicht allzusehr ihren Misserfolg zu zeigen. Jedoch war sie selbst überrascht, wie selbstsicher Katharina auf einmal war. Früher war sie immer die kleine graue Maus, die kaum Freunde besaß und immer im Schatten anderer stand. Katharina machte alleinerdings keine Miene, sich von Jessie weiter so schikanieren zu lassen und nur wenige Sekunden später folgte ihr Konter.
"Ja danke, Jessie. Ich weiß, dass ich witzig bin. Musst du mir nicht immer sagen." Sie grinste sie verwegen. Lachte sie sie etwa aus? Jessie fühlte sich durch ihre Konter angegriffen, doch wollte sich keine Blöße geben und versuchte weiter an ihr Ziel zu kommen, was immer noch ruhig und auch etwas verwirrt zwischen ihnen saß.
"Jessie, weißt du..." Katharinas Stimme wechselte von diesem verwegenen Tonfall zu einem sanften, aber sehr Ernsten. "Geh bitte! Ich möchte diesen Abend genießen und du doch auch. Also geh doch bitte und mach dir noch einen schönen Abend." Es fehlte nicht viel und ihr Blick hätte Jessie durchbohrt. Katharina war komplett auf Jessie fixiert und dadurch wurden ihre Worte nur noch mehr betont. Jessie rutschte widerwillig von Roman runter, doch blieb weiter auf der Bank sitzen. Sie schien zu überlegen, was sie jetzt tun sollte. Katharina beobachtete sie und konnte eine gewisse Verletzlichkeit sehen, oder bildete sie sich das nur ein, weil sie Jessie gerade in die Schranken gewiesen hatte. Nun ergriff nach langer Zeit auch Roman das Wort.
"Jessie, bitte. Du magst vielleicht ein cooler Mensch sein, aber du bist halt nicht mein Typ. Sorry, aber mir wäre es lieber, wenn du jetzt gehen würdest." Auch er sah sie durchdringend an und somit hatte sie verloren. Zügig stand sie auf und ging zurück zur Bar. Katharina lächelte, denn innerlich war sie sehr stolz auf sich; sie hatte sich gegen Jessie gewehrt und Roman hatte sie unterstützt. Sie fühlte sich aufeinmal viel selbstsicherer; lag das etwa an Roman? Oder an der morgigen Prüfung? Sie wusste es selbst nicht, aber hatte auch nicht das Interesse, weiter darüber nachzudenken. In diesem Moment lächelte Roman sie an und Katharina konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. Romans  strahlendes Lächeln war umwerfend und Katharina verlor sich für ein paar Sekunden darin. Auf einmal spürte sie ein merkwürdiges, warmes Gefühl in ihrem Bauch. Waren das etwa diese Schmetterlinge von denen Chantal immer erzählte?

Love & Tears - Arazhul Fanfiction  [Lovely_kathii]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt