Ich lief den Jungs nach, die bereits auf dem Weg zum Auto waren. Ob sie fragen würden, was ich die ganze Zeit mit Katharina gemacht habe? Bestimmt, so interessiert, wie sie vorhin an der Bar waren. Allerdings musste ich unbedingt mit Lars reden, die Sache mit meiner Exfreudin ließ mich einfach nicht los. Woher wusste sie überhaupt, dass ich heute Abend in diesem Club war, und genau zu diesem Zeitpunkt draußen stand? 'Du bist paranoid!' redete ich mir ein. 'Es ist nur ein dummer Zufall.' Ein Zufall, nichts weiter. Allerdings wusste gerade ich doch am besten, wie manipulativ und perfide sie sein konnte, immerhin hatte ich das am eigenen Leib erlebt.
Am Auto angekommen, fiel mir auf, wie unruhig Lars und Flo hin und her liefen. Die beiden hatte mich ja nicht bemerkt, wie ich ihnen gefolgt war und warteten nun auf mich. Als ich zu ihnen kam, sahen mich beide hoffnungsvoll an, doch ich starrte sie nur irritiert an. Warum schauten sie mich so voller Erwartungen an? Bestimmt wollten sie alles über mich und Katharina wissen.
"Roman, sag mir bitte, dass du heute Abend nichts getrunken hast." Darum ging es ihnen also. "Doch, klar, erinnerst du dich nicht mehr? Wir haben zu Anfang ein paar Bier zusammen getrunken." Als ich in die erschütterten Gesichter blickte, fiel bei mir endlich der Groschen. "Ach Jungs, bitte sagt mir jetzt nicht, dass ihr getrunken habt. Flo? Lars kann ohne Führerschein sowiso nicht fahren, aber wenn du was getrunken hast, wird das jetzt schwierig." Flo nickte, das hieß, wir würden wohl laufen müssen. Ratlos standen wir noch einige Zeit da, bis Lars sich räusperte und fragte: "Wie viel hast du getrunken? Die paar Bier könnten bis jetzt ja wieder abgebaut sein. Jetzt zu laufen, wäre ziemlich weit." Ich überlegte; sollte ich es wirklich riskieren und fahren? Bestimmt würde nichts passieren und immerhin spürte ich nicht, dass ich betrunken war. So setzen wir uns also doch in meinen silbernen BMW und ich startete vorsichtig den Wagen. Ich versuchte so unauffällig zu fahren, wie es mir möglich war, denn Aufmerksamkeit war das Letzte, was wir jetzt gebrauchen konnten. Die Straßen waren leer und frei von anderen Autofahrern oder Polizisten. Warum hatten wir uns also Sorgen gemacht?
"Guten Morgen, Polizei Stuttgart!" So schnell konnte es also gehen. Ein Streifenwagen hatte uns rechtsranfahren lassen und ein Polizist klopfte an meine Fensterscheibe, die ich nervös runterließ. "Zeigen Sie uns bitte Führerschein und Fahrzeugpapiere." Ich reichte ihm durch die heruntergelassene Scheibe meinen Führerschein und zeigte ihm die Fahrzeugpapiere. "Haben Sie etwas getrunken?" Ich schüttelte den Kopf und sagte bekräftigend "Nein!". Hoffentlich würde das dem Polizisten reichen und sie würden uns weiterfahren lassen. "Wären Sie mit einem Alkoholtest einverstanden?" Bitte nicht! Ich wurde sofort bleich im Gesicht und zuckte mit den Schultern. "Wenn Sie nicht möchten, dass wir den Test jetzt schnell hier machen, können wir ihn auch mit einer Blutprobe auf der Polizeiwache machen." Das würde dann ein klares Ergebnis über meinen Alkoholspiegel liefern, also musste ich wohl oder übel nachgeben. "Ich mache den Test hier." sagte ich, doch meine Stimme zitterte leicht. "Dann steigen Sie bitte aus!" Ich öffnete die Fahrertür und stieg aus. Die Polizisten bauten das Atemtestgerät zusammen und hielten es mir hin. "Hier, blasen Sie bitte in das Gerät, bis es piept." Ich führte das Röhrchen mit zitternden Fingern zu meinem Mund und begann, hinein zu blasen. Mit weichen Knien stand ich nun in der Kälte und wartete auf das Ergebnis des Atemtests. "Oh, Herr Fink, das sind 0,6 Promille. Sie sind 0,1 Promille über der Grenze, das ist eine Ordnungswidrigkeit, das wissen sie schon?" Ich nickte; noch nie hatte ich mich so klein gefühlt. "Gut, Sie werden von uns Post bekommen. Auf jeden Fall gibt es eine Geldstrafe und eventuell ein Fahrverbot. Jetzt können Sie allerdings nicht mehr nach Hause fahren. Am besten holen sie ihr Auto heute Abend, denn bis zum Eintreffen des Briefes dürfen Sie noch fahren. Schönen Tag noch." Der Polizist nickte und schritt zurück, in Richtung des Streifenwagens. "Gleichfalls." murmelte ich mürrisch.
"Ach, Roman, hör auf zu schmollen. Wir können es jetzt sowiso nicht mehr ändern. Hätten wir gewusst, dass du etwas trinken willst, hätte ich auf Alkohol verzichtet oder wir wären Bahn gefahren. Du hättest uns was sagen müssen." Flo lief neben mir her und redete immer wieder auf mich ein. "Achso, jetzt ist es also meine Schuld?" Mittlerweile war ich stinksauer, auf Flo, auf Lars, einfach auf jeden. "Warum ist es denn meine Schuld? Wer musste denn unbedingt was trinken? Du oder ich." Ich wandte mich an Lars, in meiner Wut bekam ich nichts mehr mit, ich fuhr rasend fort. "Und Lars, wer hatte es denn all die Jahre versäumt, seinen Führerschein zu machen? Ich definitiv nicht. Wessen bescheuerte Idee war es denn überhaupt, heute feiern zu gehen? Ich wollte von Anfang an zu Hause bleiben. Und jetzt sagt ihr allen Ernstes, es sei meine Schuld?" "Hast du dich jetzt beruhigt?" Lars sah mich mit ernster Miene an. Ich konnte ihm seine schlechte Laune nicht verübeln, immerhin gefiel es niemanden, wenn man ihn einfach so anschrie. "Ja, ich denke schon." Ich atmete tief durch, der Abend war definitiv nicht so verlaufen, wie ich es erwartet hatte. Aber ich konnte nicht behaupten, dass mir heute nur schlechte Dinge widerfahren waren. Immerhin hatte ich eine echt liebe und zudem attraktive junge Frau kennengelernt. Katharina war wirklich etwas Besonderes, und nun musste ich wieder an sie denken. Es war so unheimlich süß, wie sie mit ihren Fingern durch ihre blonden Locken fuhr, wenn sie sprach oder wie sie lachte und ihre Wangen kleine Grübchen bildeten. Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich an sie dachte; das blieb auch Flo und Lars nicht unbemerkt. Und so begannen sie, mich auf die positiven Seiten des heutigen Abends anzusprechen: "Und, wie war der Abend mit deiner Guten?" Flo stieß mir kumpelhaft in die Seite und Lars hob seine Augenbrauen. "Also erstmal ist ihr Name Katharina." Ich stockte, als ich die Wärme in meinem Körper spürt, als ich Namen laut aussprach. Er klang so elegant und gebildet, aber auch so sympathisch, eigentlich klang er so, wie sie selbst war. Ich fuhr lächelnd fort: "Aber ja, der Abend war wunderschön. Ich hatte echt Spaß mit ihr und dabei hatten wir unsere Kleider noch an." Ich lachte ausgelassen und Flo und Lars stimmten mit ein. "Aber mal ehrlich, Jungs" ,ich wurde allmählich ernster, "ich würde nicht nur Zeit mit ihr verbringen, um Sex oder etwas Körperliches zu haben. Sie hat tiefgründige Gedanken und mit ihr kann man sich wirklich gut unterhalten." "Du kannst echt froh sein, dass du sie getroffen hast. Ihr scheint offenbar hervorragend zusammen zu passen. Das würde doch was mit euch Beiden werden, also so beziehungsmäßig." Flo lächelte mich zuversichtlich an, doch meine Miene trübte sich. "Da gibt es leider ein Problem. Wir waren so in unsere Gespräche vertieft, dass wir es versäumt haben, unsere Nummern auszutauschen. Ich weiß auch nicht genau, wo sie wohnt, sondern nur die Gegend. Es ist alles etwas unvorteilhaft heute Abend gelaufen, denn um ehrlich zu sein, hätte ich sie gern wieder gesehen." Ich blickte stumm in die Ferne und auch Lars und Flo wussten nicht so richtig, was sie sagen sollten. "Ihr lauft euch bestimmt nochmal über den Weg, Stuttgart ist doch gar nicht so groß." Ich hörte Flos Versuch, mich aufzuheitern, doch es stimmte mich nur trauriger. "Nein, das bezweifle ich. Sie hat heute Nachmittag ihre Abschlussprüfung. Sollte sie bestehen, was sehr wahrscheinlich ist, wird sie wieder nach Hause ziehen und dann sehe ich sie nie wieder." Ich senkte den Blick. Es tat weh, daran zu denken, sie nie wieder zu sehen. Warum hatte ich auch nicht daran gedacht, nach ihrer Nummer zu fragen? Dann hätte ich ihr wenigstens schreiben können.
Es war bereits nach um fünf Uhr morgens, als wir an unserer Wohnung ankamen und uns nochmal zusammen in die Küche setzten. Flo gähnte herzhaft und deutete an, jetzt ins Badezimmer zu gehen und sich umzuziehen. Er ließ mich und Lars zurück in der Küche. Auch wenn es ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt war, konnte ich ihm endlich von der zufälligen Begegnung mit meiner Exfreudin erzählen. "Lars, weißt du, wen ich heute getroffen habe? Elena. Sie hat mich vor dem Club angesprochen und wollte sich bei mir für ihre schlechten Taten entschuldigen." Lars sah zu mir auf. "Und wir reden wirklich von der selben Elena Martinez? Die Elena, die mit dir zusammen war und dich verlassen hat? Unmöglich!" "Doch, das war sie. Sie wollte, dass wir uns vertragen und die Vergangenheit ruhen lassen. Wieso kommt sie damit nur gerade jetzt an?" Lars gähnte neben mir. "Roman, es ist wirklich spät. Können wir das bitte heute Nachmittag erörtern, denn jetzt bin ich definitiv zu müde dafür. Ich werd jetzt nämlich auch ins Bett gehen, ich bin völlig fertig." Ich nickte und sah Lars noch nach, wie er aufstand und nach Flo ins Bad ging. Ich selbst blieb noch ein wenig wach und versuchte Katharina in den sozialen Netzwerken ausfindig zu machen. Doch nur mit ihrem Vornamen und ihrem Gesicht gestaltete sich die Suche als äußerst kompliziert und so brach ich sie schließlich ohne Erfolg ab.
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Love & Tears - Arazhul Fanfiction [Lovely_kathii]
FanfictionDas Studium ist fast vorbei und Katharina muss bald wieder zurück nach Hause. Sie freut sich schon sehr sehr; endlich hat sie es geschafft. Doch als sie plötzlich Roman, einem Youtuber mit gebrochenem Herzen, über den Weg läuft, scheint ihre Pechstr...