Familie
Nachdem Sal und Sev das Schlafzimmer verlassen hatten, setzte Tom sich wieder auf das Bett. Vorsichtig strich er eine Strähne aus Harrys Gesicht und gab ihm sanft einen Kuss auf die Stirn. „Ich hoffe, du wachst bald auf, Kleiner.“ flüsterte er. Harrys Schlaf wurde unruhiger. Tom strich ihm immer wieder über die Wange. Anscheinend hatte der Kleine Albträume. Tom sah es als gutes Zeichen.
Die Albträume bedeuteten, dass er nicht mehr bewusstlos war und das wiederum, dass er bald aufwachen würde. Nach einer halben Stunde fing Harry an sich zu regen. Das überraschte Tom sehr, denn sein Vater sagte, es würde noch ein paar Stunden dauern. Gespannt beobachtete er Harry.Dieser bewegte sich immer mehr und ganz langsam schlug er die Augen auf. Harry blinzelte ein paar Mal und öffnete dann ganz die Augen. /Wo war er? Was war passiert?/ Das waren die ersten Fragen, die ihm in den Sinn kamen. Er spürte, dass er auf einem Bett lag, Harry hatte zwar nie eins, aber er musste sich ja immer um die Betten der Dursleys kümmern. Er bewegte sich vorsichtig um nicht zu viele Schmerzen zu haben.
Aber... Harry hatte keine Schmerzen. War er etwa tot und jetzt im Himmel? Dieser Gedanke erschreckte und erfreute ihn zugleich. Erschreckt war er, weil er noch nicht tot sein wollte, er war doch erst elf und erfreut, weil er dann nie mehr die Dursleys sehen musste. Harry war lieber tot, als weiter bei denen zu bleiben.
Er holte einmal tief Luft und spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Nein, er war sicher nicht tot, denn dann hätte er keine Schmerzen mehr. Das brachte ihn wieder zu der Frage „WO war er?“. Also beschloss Harry sich erst einmal umzusehen. Vielleicht hatte Onkel Vernon ihn ja in ein Krankenhaus bringen müssen, obwohl er das nie freiwillig getan hätte. Als Harry seinen Kopf nach links drehte, sah er in zwei tiefblaue Augen, die ihn freundlich ansahen. Das bemerkte er jedoch nicht, zu groß war der Schock und die Angst was ihn jetzt erwartete.Tom beobachtete, wie Harry die Augen aufschlug und die ersten zwei Minuten die Decke anstarrte. Die Verwirrung war ihm deutlich anzusehen. Plötzlich sah Harry nach links und genau in Toms Augen, welcher ihn freundlich anlächelte. Harry erschrak furchtbar, schließlich sah er ihm völlig fremde Augen. Ängstlich versuchte er sich aufzusetzen und wegzurutschen.
Doch schon wieder durchfuhr ihn ein höllischer Schmerz. Auf einmal spürte er zwei starke Arme, die ihn festhielten. „Ganz ruhig, Harry. Ich tue dir nichts, aber du solltest liegen bleiben. Du bist noch ziemlich schwach.“ hörte Harry eine tiefe, sanfte Stimme. /Sie passt zu den Augen./ durchfuhr es Harry. Er wusste nicht warum, aber er vertraute dem Fremden, also legte er sich wieder in die Kissen zurück.
„Mein Name ist Tom Riddle. Du bist hier auf Riddle Manor. Erinnerst du dich an etwas von dem, was gestern passiert ist? fragte Tom. Harry dachte angestrengt nach. „Ich weiß nicht genau. Mein Onkel... .“ Plötzlich brach er ab. „Du brauchst keine Angst zu haben. Er ist nicht hier. Außerdem weiß ich, was er mit dir gemacht hat. Wir haben deine Verletzungen geheilt. Nur deine Lungenquetschung ist noch nicht auskuriert, deshalb hast du noch Schmerzen beim atmen. Du bekommst nachher noch einen Schmerztrank.“
Harry hörte dieser Erklärung verblüfft zu. „Wie konntet ihr meine Wunden so schnell heilen? Mit Zauberei?“ fragte er neugierig. Seine Angst war aus unerklärlichen Gründen wie weggewischt. „Und wer gehört zu dem „wir“? Tom lächelte angesichts dieser Frage noch ein bisschen breiter. „Du bist ganz schön neugierig, weißt du das?“ Nach diesen Worten sah er einen dunklen Schatten auf Harrys Gesicht.
/Natürlich, wie konnte ich nur? Freaks dürfen keine Fragen stellen. ich weiß gar nicht, warum ich gefragt habe./ schoss es durch Harrys Gedanken. Tom bemerkte den plötzlichen Umschwung. „Was ist los, Harry? Hast du wieder Schmerzen?“ fragte er besorgt. Harry schüttelte den Kopf. „Nein.“ flüsterte er und dann: „Entschuldigung.“ Tom zog verwundert eine Augenbraue hoch. Er hätte alles erwartet, aber nicht DAS. „Wieso entschuldigst du dich?“ „Ich habe Fragen gestellt.“ war die leise Antwort.
„Na und? Wie willst du denn was erfahren, wenn du nicht fragst?“ Toms Verwunderung wurde immer größer. „Ich darf doch keine Fragen stellen. Ich bin doch nur ein Freak.“ Harry wurde immer leiser und Tom konnte ihn nur dank seiner guten Ohren verstehen. Zorntränen stiegen in Tom hoch, doch er blieb ruhig, schließlich wollte er dem Kleinen keine Angst machen. „Du bist kein Freak Harry. Du... .“ Natürlich bin ich einer. Ich bin unnormal. Ich kann komische Dinge.“
