Familienleben

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Familienleben

Völlig sprachlos ließ sich Nath vor Tom und Harry zu Boden sinken und sah zwischen den beiden hin und her. Tom war breit am Grinsen, während Harry sich, halb schüchtern, halb neugierig, an Tom drückte. „Mund zu, es zieht.“ gluckste Tom nach ein paar Minuten. „Wie ist das möglich?“ hauchte Nath ungläubig. „Das würde ich auch gerne wissen.“ erklang die Stimme von Godric. Er hatte zusammen mit Sal die Bibliothek betreten und die beiden setzten sich auf ein Sofa.

„Ich glaube, bevor ich euch das erzähle, sollte ich Harry ins Bett bringen.“ meinte Tom mit einem Blick auf seinen Sohn, der kaum noch die Augen offen halten konnte. „Nein, will bleiben.“ murmelte nun Harry und sah Tom mit einem Welpenblick an. „In Ordnung, dann bleib hier.“ erwiderte Tom. Harry kuschelte sich gemütlich an seinen Vater und Tom begann zu erzählen. Er brauchte eine knappe Stunde für den Bericht.

Nath und Godric waren geschockt über das, was Harry alles passiert ist. „Eine Frage hab ich aber noch. Warum hast du mir nicht bescheid gesagt? Ich wäre doch sofort her gekommen!“ fragte Nath. „Das weiß ich Schatz, aber ich hatte zwei Gründe. Zuerst sollte Harry sich an mich gewöhnen und zweitens wollte ich dich überraschen.“ „Diese Überraschung ist dir gelungen.“ Mit einem Lächeln und vor Glück glänzenden Augen sah Nath auf Harry. Dieser sah zurück. „Würdest du mich als Vater akzeptieren?“ fragte Nath ernst.

Harry rutschte von Toms Schoß, stellte sich vor Nath und legte seine Hand auf dessen Wange. Wie auch bei Tom, fiel Harry in eine Art Trance. Nath war darüber erschrocken, doch bevor er reagieren konnte, hielt Tom ihn auf. „Lass ihn. Es ist nichts schlimmes. Der Kleine hat dein Seherblut geerbt.“ Schon ein paar Sekunden später wachte Harry wieder auf.

Er sah Nath fest in die Augen, sagte „Du bist mein Dad!“ und befand sich im nächsten Moment in einer Umarmung.

Nath drückte seinen kleinen Schatz fest an sich, so fest, dass diesem die Tränen in die Augen schossen und er leise schluchzte. Sofort ließ Nath irritiert los. „Hab ich dir weh getan, Kleiner?“ fragte er bestürzt. Harry nickte, sagte aber noch: „Du kannst nichts dafür.“ Nath bemerkte, dass Harry schwer atmete und blickte, eine Erklärung verlangend, zu Tom. „Ich habe doch erzählt, dass Harry verletzt war, als er gestern hierher kam. Die Lungenquetschung braucht noch ein bis zwei Tage bis sie verheilt ist, deshalb hat er Schmerzen.“

Wieder nahm Nath Harry in den Arm, diesmal jedoch sanfter. „Das tut mir leid, Kleiner. Ich wollte dir nicht wehtun. Ich bin nur so froh, dass ich dich endlich wieder habe.“ Ein strahlendes Lächeln erschien auf Harrys Gesicht. „Ich bin auch froh, euch zu haben.“ sagte er und fiel Tom und Nath um den Hals. „Harry, wir werden morgen weiter reden. Es ist schon nach ein Uhr. Du musst jetzt wirklich ins Bett.“ sagte Tom bestimmend. „Kommst du mit?“ bittend sah Harry Nath an. „Was für eine Frage. Natürlich werde ich mitkommen.“

Mit diesen Worten stand Nath auf, hob Harry auf seinen Arm, der sich gleich an ihn kuschelte, und ging zusammen mit Tom in Harrys Zimmer. Dort legte er Harry ins Bett, deckte ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Auch Tom küsste Harry und verließ dann mit Nath das Zimmer, bevor sie die Tür schlossen, warfen sie noch einen Blick auf ihr Kind, bemerkten, dass er schon schlief und schlossen glücklich lächelnd die Tür.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Harry unternahm viel mit seinen Vätern, was sich vor allem für die Bindung zwischen Nath und Harry als positiv herausstellte. Sie war zwar nicht ganz gerissen, aber doch stärker geschwächt, als die von Harry und Tom. Die Erwachsenen wussten, dass es an Toms Schwangerschaft mit Harry lag. Auch Draco und Blaise kamen öfter vorbei. Und langsam lernte Harry auch die anderen Todesserkinder kennen, einen nach dem anderen, da er noch keine großen Menschenmengen verkraftete.

Zuerst kam Pansy Parkinson mit ihrer Familie, dann Millicent Bulstrode, gefolgt von Vincent Crabbe und Gregory Goyle. Da alle Harry sofort kennen lernen wollten, hatten sie gelost, wer der erste sein würde. Mit allen verstand Harry sich prima und mit so vielen Kameraden merkte er gar nicht, wie die Zeit verging.

Doch schon seit ein paar Tagen hatte Harry immer wieder einen Gedanken, doch erst sechs Tage vor der Abfahrt nach Hogwarts fand er den Mut mit seinen Eltern darüber zu reden. Natürlich war es Tom und Nath nicht entgangen, dass ihrem Sonnenschein etwas zu schaffen machte und so beschlossen sie am Abend mit Harry zu reden. Nach dem Abendessen zogen die drei sich in Toms und Naths Schlafzimmer, den einzigen Raum in dem sie wirklich ungestört waren, zurück. Sie machten es sich auf dem Bett gemütlich und dann begann Tom: „Harry, Nath und mir ist aufgefallen, dass dich irgendetwas beschäftigt. Wir hoffen, dass du mit uns darüber sprichst.“

Er fasste sich extra kurz, um es Harry nicht zu schwer zu machen. Dieser sah einige Sekunden lang zwischen seinen Vätern hin und her, dann beschloss er ihnen alles zu sagen, was ihn bedrückte. Während Harry sprach, nahm Nath ihn in den Arm. „Ich bin so glücklich, endlich eine Familie zu haben und mit meinen Freunden verstehe ich mich auch sehr gut, aber ich weiß gar nicht, ob ich das verdient habe. Mir wurde jahrelang eingeprügelt, dass ich nichts wert bin und nun macht sich jemand Sorgen um mich. Ich... ich habe Angst. So eine große Angst euch alle zu verlieren.“ Harry sprach leise und zum Schluss hin liefen ihm die Tränen über die Wangen. Nath wiegte ihn leicht, bis er sich beruhigte, dann ließ er Harry los, so dass Tom ihn umarmen konnte.

Ohne Worte legten die Beiden Harry eine Hand auf den Rücken. Plötzlich durchschoss diesen ein wunderbares Gefühl und ihm war eines klar: Seine Väter liebten ihn über alles und alles was die Dursleys ihm je erzählt haben war eine Lüge. Während sich dieses Gefühl in seinem Herz festsetzte, spürte er zwei zusätzliche Auren und lächelte. Es war die Liebe seiner Großväter, die Harry vom ersten Moment an vergötterten, Tom hatte beide telepathisch aufgeklärt.

Die Drei genossen noch ein paar Minuten die Umarmung, dann löste sich Nath, denn seine Position war nicht die bequemste. Harry jedoch war nicht gewillt Tom los zu lassen, also setzte dieser sich anders hin, lehnte sich an das Bettende und zog den Kleinen auf seinen Schoß. „Wenn du wieder Angst bekommst, dann denk an die letzten Minuten oder komm zu uns, Sal oder Ric, in Ordnung, Engel?“ Ein Nicken bestätigte, dass Harry verstanden hatte.

„Daddy?“ „Was ist denn, Engel?“ „Ich frage mich noch etwas.“ Aufmunternd lächelte Tom ihm zu. „Also... ich weiß nicht, wie ich anfangen soll...“ „Wie wäre es am Anfang?“ grinste Nath breit, wofür er ein Kissen an den Kopf bekam. „Du bist gemein, Dad.“ sagte Harry mit schmollender Stimme und einem glücklichen Glitzern in den Augen. „Ich?“ gespielt entrüstet sah Nath auf seine Familie. „Ich bin die Liebenswürdigkeit in Person.“ stellte er fest. „Na komm her, du liebenswerte Person.“ meinte Tom gespielt seufzend und schon kuschelte sich Nath an seinen Ehemann.

„So, mein Kleiner. Was wolltest du fragen?“ Gespannt sahen nun beide auf ihr Kind. „Na ja“, ein kurzer Blick in ihre Gesichter gab Harry einen Ruck, „habt ihr mich wirklich Harry genannt?“ Die Erwachsenen mussten sich ein Lachen verkneifen, wussten sie doch, wie schwer es Harry fiel zu fragen. „Ich meine Harry Slytherin-Gryffindor hört sich ziemlich bescheuert an.“ Das war zuviel, Tom und Nath brachen in schallendes Gelächter aus und auch Harry stimmte mit ein. Nachdem sie sich beruhigt hatten, Tom musste sich sogar Lachtränen aus den Augen wischen, ergriff Nath das Wort.

„Nein, mein Kleiner. Wir haben dich nicht mit diesem Namen gestraft. Dein Geburtsname lautet Leon Godric Salazar Slytherin-Gryffindor. Gefällt dir das besser?“ „Viel besser. Und... darf ich auch wieder so heißen?“ Die Freude war auf den Gesichtern der Erwachsenen nicht zu übersehen. „Wenn du möchtest gehen wir gleich morgen ins Ministerium und klären das.“ „Ja, das möchte ich gerne. Ich will endlich richtig zu euch gehören und alle sollen es wissen.“

„Dann werden wir das machen. Du solltest jetzt schlafen gehen Harry. Es ist schon wieder ziemlich spät geworden.“ meinte Tom. „Darf ich hier schlafen, Daddy?“ Harry sah ihn mit großen Welpenaugen an. „Du darfst Engel.“ Die Drei legten sich bequem hin, waren mit einem Handwink Naths umgezogen und schliefen schon nachkurzer Zeit aneinandergekuschelt ein.

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