6.Chapter

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6.Chapter - Niemals endende Stille

Schluchzend rollte ich mich unter meiner Bettdecke zusammen und presste meinen Kopf gegen den Polster, zwei Stunden war es nun her, dass es passiert war, doch egal wie gewöhnt ich daran war, es schmerzte jedes Mal aufs neue.
Die Schläge sollten mir nichts mehr anhaben können, ich sollte stark sein, ich sollte mich nicht beschweren, mein Schicksal hatte entschieden. Warum konnte ich es nicht einfach hinnehmen und mich damit abfinden, dass ich von jedem gehasst wurde?
Warum machte ich mir Hoffnungen?
Warum glaubte ich daran, dass ich jemals geliebt werden würde, ich verschwendete nur meine Zeit.

Ich fing an lauter zu weinen, weshalb ich mein Schluchzen im Kissen erstickte, sie durften mich nicht hören, vor allem mein Vater. Er durfte nie erfahren, wie leicht ich doch eigentlich zu verletzen war.

~*~

Ich saß an meinen Tisch mit meinem Notizbuch vor mir liegend, in welchen jede einzelne Zeile mit Worten zugekritzelt war.
Angespannt kaute ich an meinem Bleistift herum, heute halfen nicht einmal meine Texte, um mich zu beruhigen.
Nervös wendete ich mich der Uhr zu, fünf vor Acht, würde er noch kommen?

Ich hatte gerade erst den Blick abweichen lassen, da betrat der Blondhaarige auch schon pünktlich den Klassenraum, er war also wirklich gekommen.
Ohne es zu merken musterte ich ihn, seine blonden Haare waren leicht nach hinten geegelt, er trug eine schwarze, leicht abgenutzte Jean, ein weißes groß geschnittenes T-Shirt und ein schwarz rot kariertes Hemd. Er sah keines Wegs arm aus, warum musste er dann bitte klauen?
,,Was starrst du so?“, er schmiss seinen Rucksack auf den Boden, weshalb ich vor Schreck zusammenzuckte und so schnell wie möglich, wenn auch ertappt, wegschaute.
Ich bemerkte zwar, wie er den Kopf schüttelte, doch noch bevor ich etwas von mir geben konnte, wurde ich von San Hee, die plötzlich vor uns stand, unterbrochen:
,,Klappe (Y/N), dich will sowieso niemand reden hören. Also Namjoon...“, sie setzte sich vor ihm auf die Tischplatte und warf ihre orangene Haarpracht nach hinten, ,,weißt du was, wir vergessen das von gestern einfach, ja? Man soll nicht in der Vergangenheit leben heißt es so schön. Nun, ich bin Kun San Hee und...“
,,Ich sagte dir gestern, dass es mich nicht interessiere wer du bist, ich sehe die Information ist nicht angekommen. Ich wiederhole es deshalb für dich, es kümmert mich nicht wer du bist und was du von mir willst noch viel weniger, hast du mich nun verstanden? Ach ja und übrigends, dich will auch niemand reden hören“, mein Mund klappte vor Erstaunen auf, keine einzige männliche Person hatte das Mädchen jemals so behandelt und der Neue wartete nicht einmal darauf, was der Männerschwarm eigentlich zu sagen hatte.
Ebenso erstaunt und sauer zugleich keuchte sie vor Empörung und baute sich vor dem 18-Jährigen auf:
„Sag mal für wen hältst du dich eigentlich?“, es klingelte, ,,Das ist noch nicht vorbei.“
Er legte den Kopf unbeeindruckt schief:
,,Ich denke schon.“
Ein sarkastisches Lächeln lag auf seinen Lippen.

Ich biss mir auf die Lippe, kein Junge zuvor hatte sie abblitzen lassen, nur er.
Ich konnte mich nicht zurückhalten von der Seite sein Gesicht zu mustern, weshalb ich direkt seine Augen traf, als er sich kurz zu mir drehte.
Wie sonst auch konnte ich seinen Blick nicht identifizieren, aber dieses mal erschien er mir anders, weshalb ich mich auch nicht abwandte sondern einfach weiter zu ihm schaute.
Wer bist du wirklich Kim Namjoon?

~*~

Mein Puls stieg an, noch eine Minute, eine Minute, bevor die letzte Stunde enden würde.
Warum hatte ich ihn das Projekt nicht einfach alleine fertig machen lassen, wenn ich solchen Respekt hatte, mit ihm beisammen zu sein?
Immer und wieder stellte ich mir diese Frage, was dazu führte, dass ich das Leuten sogar überhörte und ich erst wieder reagierte, als der Hemdträger mürrisch spottete:
,,Bist du festgewachsen oder?“

Blitzartig schoss ich vom Holzstuhl auf, wobei ich beinahe wieder auf diesen zurückgeplumpst wäre:
,,Ich äh...ach vergiss es.“
Besser ich sagte gar nichts, meine Worte zählten so oder so nicht.

~*~

Ich trat auf eine Metalldose, als wir die menschenleere Gasse entlang gingen, weshalb ich unmerklich aufschreckte.
Es war so still gewesen, dass mich sogar dieses minimale Geräusch zusammenzucken ließ, wollte er mich nun ewig anschweigen.
Nun ja, eigentlich wäre das nichts Neues.
„Hör zu, ich weiß, dass es dich überhaupt nicht interessiert, auch nur irgendwie mit mir zu reden, aber hast du vor mich jetzt die ganze Zeit zu ignorieren?“, ich schluckte, nachdem die Worte meinen Mund verlassen hatten, war das vielleicht zu forsch gewesen?
Stille.
Ich sollte mich daran gewöhnen.

„Mit jemanden mehr zu sprechen als notwendig ist dumm.
Man wird nur enttäuscht.“

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