18.Chapter

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18.Chapter - Ängste

,,(S/N)! (S/N) wo bist du?!“, ich schrie verzweifelt, die Tränen liefen über mein Gesicht und meine Beine schienen mit jedem Schritt mehr nachzugeben. Ich hastete die Treppe hinauf, die Rufe meiner Eltern hallten im Hintergrund, doch ich blendete sie konstant aus.
Ich blendete allgemein alles aus, als ich den hölzeren Boden unter mir knarren hörte und  schweratmend an der Türklinke des Zimmers meiner Schwester riss.
Abgeschlossen.
,,(S/N)!“, ich hämmerte gegen das harte Material, nichts geschah.
Meine Hände stachen vor Schmerz, nachdem ich gefühlskalt Anlauf nahm und brutal die Tür auftrat.
Mein Herz gefror zu Eis, als ich das Mädchen auf dem Boden liegen sah, aus ihren Adern quoll Blut. Ich sank auf meine Knie:
,,Nein...nein, (S/N)...“, ein Schluchzen verließ meine Kehle, ,,warum...?
,,(Y/N)?“, ein Flüstern ließ mich aufblicken, ,,Du wirst es schaffen.

(Siehe 2.Chapter)

Er sah mich an, ich spürte wie sein Druck um meine Finger sich verstärkte und auch wenn es mir schwer fiel, unterdrückte ich den Heulkrampf, den ich jeder Zeit loslassen könnte. ,,Dein Leben ist ganz schön scheiße gewesen was?“, ich schmunzelte traurig, ,,Ich könnte dich das Selbe fragen oder?“
Eine seiner Mundwinkel wanderte bitter nach oben, zögernd beugte sich der junge Mann zu mir hinunter, kurz drückte er mir einen Kuss auf die Lippen. Seine Hand streichte über meine leicht feuchte Wange, während ich mich sachte an seine warme Brust drängte, fast tonlos hörte ich sein Wispern:
,,Ich würde dir gern widersprechen.“

~*~

,,Namjoon bitte rede mit mir...“, angespannt versuchte ich nach seinem Arm zu greifen, jedoch wandte er sich früh genug von mir ab, sodass es mir nicht mehr möglich war, ,,Bitte...“
Beinahe wimmerte ich, bettelnd fasste ich schlussendlich nach seinem Handgelenk, mit sich ringend sah der Orangehaarige in meine Augen. Sein Mund öffnete sich gewagt, doch abermals stoppte er sich selbst, was er mit einem angestrengten Keuchen nur noch verstärkte:
,,Ich kann nicht.“
Ächzend ließ ich den jungen Mann los, würde er sich mir jemals öffnen?
,,Ja ja, versteh schon“, war alles, was ich murmelnd von mir gab, meine Enttäuschung verbergend.
,,(Y/N), bitte...ich würde alles tun, um es dir sagen zu können, aber ich kann einfach nicht, ich hab zu viel...“
Er stockte, allerdings wusste ich bereits, welches Wort ihm im Hals stecken blieb.
Er hatte zu viel Angst.
Zumindest gab er mir dies jedes Mal versteckt zu verstehen, die Angst, dass er mich verlieren könnte sei der Grund. Doch ich würde nie gehen, das hatte ich ihm bereits öfter klar gemacht. Ich würde nicht gehen, solang ich wusste, dass er mich brauchte. Ich würde nicht gehen, solang ich ihn liebte.
,,Ich mach mir Sorgen um dich, denkst du mir fällt nicht auf wie du immer wieder anfängst zu zittern, zu schwitzen. Es ist wie als würdest du die Kontrolle über deinen Körper verlieren. Und das ist das, vor dem ich Angst habe, dass du eines Tages in Ohnmacht fällst und nicht mehr aufwachst...Namjoon kann es sein, dass du...“
,,Hör auf!“, ich schreckte abrupt zusammen, als der junge Mann der Tischplatte einen Schlag versetzte, mich, keuchend musternd und schon nach kurzer Zeit, verblüfft über sich selbst, wieder auf mich zu kam. Entsetzt starrte ich ihn an, nun waren es meine Körperteile, welche zu zittern begannen.
Seine harten Züge verblassten, schuldig nahm er mein Gesicht sanft in seine Handflächen, woraufhin ich nervös und beängstigt zugleich, zu ihm hinauf schaute:
,,Tut mir leid“, er seufzte, ,,du hast Recht...ich hab mich nicht unter Kontrolle.“

~*~

Zufrieden begutachtete ich die, zuvor noch vollkommen mit Staub überzogene, Oberfläche des alten Wandschrankes und kletterte achtsam von der verosteten, ebenfalls in die Jahre gekommenen, Leiter, welche ich zufälligerweise hinter dem Kühlschrank erspäht hatte. Nachdem Namjoon verkündet hatte, dass er einen Termin habe -an dem ich, wer hätte es gedacht, natürlich nicht mit konnte- hatte ich mich entschlossen seine Wohnung etwas zu putzen. Wenn ich schon kostenlose Untermieterin war, konnte ich mich ja wenigstens ein wenig am Haushalt beteiligen, immerhin war der Abwasch nicht das Einzige, was zu diesem zählte. Erleichtert atmete ich auf, als ich das Metallgestell mit Leichtigkeit verlassen hatte und wollte gerade versuchen, es erneut zu seiner ursprünglichen Form zusammenzufalten, jedoch ließ mich ein Gedanke Inne halten.
Was befand sich eigentlich in diesem Kasten?
Neugierig blickte ich verstohlen auf die dunkle Holzfassade des Schrankes und öffnete die erste Tür der vorhandenen beiden, Klamotten, Decken und Pölster - darunter diese, welche er mir an dem Abend, als er mich mitgenommen, gegeben hatte- befanden sich darin, nichts sonderlich Spannendes. Unbedacht griff ich nach der zweiten Tür und rüttelte verwirrt an dem Drehknopf, als sich nichts tat.
Sie war verschlossen.
Ein Grund mehr wissen zu wollen, was innerhalb zu finden war. Überlegend tastete ich um das Holz rundherum, zu meiner Enttäuschung jedoch, lag dort nichts, was auch nur annähernd einem Schlüssel entsprach. Zumindest dachte ich das, bevor ich plötzlich Halt machte, da ich ein loses Material am Boden des Kastens spürte. Einerseits hätte es einfach nur ein Teil der Beschichtung sein können, doch irgendetwas sagte mir, dass dies wohl ein wirklich passender Fall sein würde - zu passend. Und tatsächlich hielt ich wenige Sekunden später den Schlüssel in meiner Hand, weshalb ich nicht lange zögerte und das verborgene Fach damit zugänglich machte.
Die Scharniere quietschten laut auf, mein Herz pochte vor Aufregung gegen meine Brust, doch dann hörte es auf zu pochen.
Es stand still, war versteinert, genau wie ich, als ich auf das vor mir starrte.

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