10.Chapter

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10.Chapter - Weit weg

,,(Y/N)!", mein Herz raste, Schweißtropfen bildeten sich und vermischten sich mit Blut, welches aus meiner aufgeschlagenen Lippe quoll.
Meine Beine schmerzten und ich begann schwer zu keuchen, als mein Atem bereits aufgebraucht zu scheinen schien.
Ich hasste mich dafür, dafür ständig zu weinen, dafür immer wegzulaufen, aber jedes mal zurückzukehren.
Doch ich war noch nicht bereit, der Schmerz war noch nicht stark genug, es war nicht der richtige Zeitpunkt sie zu verlassen.
Nicht weil ich es nicht wollte, ich wusste einfach nicht wohin, was brachte es mir zu fliehen, wenn ich dann unter einer Brücke verrecken würde.
Ich hatte niemanden der mir halt geben würde.
Ich war allein.
Ich wischte, während ich angsterfüllt von der noch immer, weit entfernten, jedoch vorhandenen Stimme, meines Vaters davon lief, über meine feuchten Wangen.
Ich lachte zynisch, eigentlich sollte ich gar nicht mehr weinen können, so viel Tränenflüssigkeit besaß ein Mensch doch gar nicht.

Es war dunkel, als ich durch die leeren Gassen Richtung Park steuerte und die Kälte sich unter meine Haut bohrte, weshalb ich anfing schneller zu laufen, ich wusste zwar nicht wohin, doch Hauptsache weg...weit weg.

~*~

Die Kraft verließ mich nach einer Zeit, somit konnte ich nur mehr gehen, vorbei, an Betrunken, Drogensüchtigen, Prostituierten und anderen Leuten, deren Lebenssituationen ich trotzdem mit meiner vergleichen konnte.
Klang absurd, aber so war es nun mal...
Erschöpft zerrte ich mich durch den kaum erhellten Park, den ich gerade erreicht hatte und setzte mich, auf die einzig sichtbare, durch eine Laterne beleuchtete, Bank.

Die kühle Nachtluft setzte mir zu, woraufhin ich die Arme noch stärker um meine angewinkelten Beine schlang und mich nun vorsichtig, auf dem, leicht feuchten Holz, hinlegte.
Lieber verbrachte ich die Nacht vor Kälte schaudernd unter freiem Himmel, als bei ihnen.
Ich schluchzte, (S/N) meinte ich sei stärker als sie...in diesen Momenten zweifelte ich daran.

~*~

,,Entschuldigen Sie, hallo? Hallo? Hören Sie mich?!“
Jemand rüttelte grob an meiner Schulter, mein Körper war förmlich eingefroren, weshalb es mir nur schwerlich gelang meine Augen wieder zu öffnen:
„(Y/N)?! Verdammt was tust du hier?“, meine Gesichtsmuskeln spannten sich an, als ich nach kurzer Zeit Namjoon erkannte und mich nur zwingen konnte, die Augenlider nicht sofort wieder zu schließen.
Mehr als mich nach Hause zu schicken könnte er nicht tun und selbst dieser Bitte würde ich nicht folgen.
Seine Stimme klang weder besorgt, noch erfreut, sie schellte so leer und uninteressiert wie immer um mich, als ich antwortete:
„Jeder Ort ist schöner, als der wo sie sind.“
Ich betonte den Satz derart abwertend, sodass mir gar nicht auffiel, dass ich währenddessen vor Kälte zu zittern begonnen hatte.
Sein Blick lag auf meinen versteiften Gliedmaßen, jedoch lachte er sarkastisch rau:
„Bitte? Du wohnst in einer Villa und übernachtest lieber auf einer Bank, wenn es gefühlte Minusgrade hat. Komm geh nach Hause, du erfrierst hier sonst noch.“
Ich schüttelte den Kopf und schauderte gleichzeitig:
„Nein, ich geh dort heute nicht mehr zurück, da sterbe ich lieber.“
„Dein Ernst?“, er erschein irgendwie ein wenig wütend, jedoch hauptsächlich verwirrt, als ich mich kein Stück rührte, wenn er nur wüsste.
Warum kümmerte es ihn überhaupt wo ich schlief, er kannte mich praktisch nicht und ich war fester Überzeugung, dass er dies auch nicht ändern wollte.
Leicht zornig griff der Blondhaarige nach meiner Hand und zerrte mich rücksichtslos von meinem geplanten Schlafplatz auf:
„Du wirst sicher nicht alleine in einem Park übernachten. Ist dir eigentlich klar wie gefährlich das ist, dir könnte jeder X-Beliebige etwas antun.“
Einige unnötige Person auf diesem überfüllten Planeten weniger.

Ich lachte abfällig:
„Und? Würdest du deine Sitznachbarin etwa vermissen? Du hast bis jetzt nur das Notwendigste mit gesprochen, mich wann immer du konntest ignoriert und...“
Ich schwieg...mich vor San Hee geschützt.
Wie als könnte er meine Gedanken lesen legte er den Kopf schief und flüsterte kaum hörbar in die Dunkelheit:
„Ich denke ich muss den Satz nicht mehr beenden richtig?“, ich sah zu ihm auf, meine Augen trafen erneut auf seine, so leer und doch so vertraut.

Er raufte sich verzweifelt durch das blonde Haar, als er erneut zu mir blickte, nachdem er für eine Weile verloren durch den Park gespäht hatte:
„Ich fasse es nicht, dass ich dir schon wieder helfe, ich nehme dich mit zu mir.“
Das konnte er doch nicht ernst meinen oder?
Ich bedeutete ihm gar nichts, ich konnte ihm nichts bedeuten, er wusste nicht wer ich war.
So war es doch, oder?
Ich verweigerte ungläubig, ich würde nirgendwo hingehen:
,,Wieso solltest du? Ich bleibe hier, es ist nicht so schlimm wirklich.“
Er wusste, dass ich nicht mitgehen würde.
Seufzend beäugte mich der Jeansträger:
,,Wie kann man nur dermaßen stur sein.“

Ein kleiner Schrei verließ meine Kehle, als der Junge plötzlich meinen fröstelnden Körper erfasste und mich im Brautstil in seinen Armen platzierte.
Ich biss mir auf die Lippe, er wusste, dass ich in diesem Zustand zu schwach war mich zu wehren.
„Auch wenn ich dich dafür hasse, danke.“
Einerseits wollte ich verärgert sein, andererseits wusste ich, dass er all dies tat, um mich zu beschützen.
Mich, ein Mädchen, welches ihr Leben lang, als minderwertig galt.

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