9.Chapter

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9.Chapter - Beschützer

Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus, nachdem ich mir einbildete, eine Gestalt vernommen zu haben, folgte mir jemand?
Meine Gänsehaut verstärkte sich, ohne nachzudenken sprang ich auf und stürmte den Waldweg zurück.
Ich achtete dabei nicht auf den unebenen Boden unter mir und stolperte über jede zweite Wurzel, die sich unter mir erstreckte.
Warum hatte ich nun immer Gedanken, dass mir jemand folgen konnte?
Woher kam dieses Denken so plötzlich?
Und die wichtigste Frage...war es nur Einbildung oder...?
Ich hörte die Blätter, die sich auf den Grund befanden, laut rascheln, ich durfte mir nichts verschweigen, da war jemand.
Verzweifelt wurde ich schneller und streifte an einem Ast nach dem anderen...was wollte diese Person von mir, ich war doch unwichtig.
Plötzlich traf es mich, was tat ich hier eigentlich?
Wie gesagt ich war einer der unwichtigsten Personen dieser Erde, wer oder was sollte mir etwas anhaben wollen?
Richtig, niemand.
Ich hielt, die Schritte hinter mir erloschen und ich flüsterte mir selber entschlossen zu:
,,Dir wurde schon so viel Schmerz hinzugefügt, der Tod kann nicht schlimmer sein.“
Ich drehte mich selbstsicher um und wie erwartet, erblickte ich nur gewöhnlich herbströtlich gefärbte Laubbäume, die friedlich im Wind schepperten:
,,Wer auch immer du bist, was willst du von mir?“
Keine Antwort, was für eine Überraschung.
,,Glaub nicht, dass ich Angst habe!“, meine laute Stimme halte durch den schweigenden Wald und tatsächlich, ich spürte keinerlei Furcht, ich fühlte mich stark, stärker als je zuvor.
,,Gut, dann versteck dich eben, aber vertrau mir, wir sehen“, ich machte eine Pause, ,,wir spüren uns wieder.“
Es war komisch es auszusprechen, doch so fühlte es sich an, ich sah ihn nicht, aber ich wusste er war da.
Woher ich wusste, dass es sich um eine männliche Person handelte und woher ich wusste, dass ich ihn wieder sehen/spüren würde?

Die Stimme sagte es mir.

~*~

Nachdem ich zurückgekommen war, hatte ich mich den restlichen Abend in meinem Zimmer eingeschlossen, ich wollte nicht riskieren, die heutige Nacht von meiner Familie ermordet zu werden. Ich hatte ihnen genug Gründe geliefert, mir den Hals umzudrehen, aber es hatte sich gelohnt, die Schläge würde ich einstecken.
Ich blickte aus dem weiß umrahmten Glas in die dunkle Nacht hinaus, als ich hörte, wie sich meine Eltern von unseren Verwandten verabschiedeten.
Sie waren unfassbar gut darin anderen Menschen etwas vorzuspielen.
Der Mondschein erhellte meine Erscheinung, weshalb ich mein erschöpft aussehendes Gesicht im gegenüberstehenden Spiegel vorsichtig betrachtete, ich sah erschöpft aus, kraftlos, verloren.
Ich erschrak etwas, als ich eine Haarsträhne hinter mein Ohr strich und meine dicken Augenringe sichtbar wurden, ich sah wirklich schrecklich aus.
Noch einige Minuten starrte ich meinen schlaffen Körper an, bis ich mir das dunkelblaue Kleid, das ich trug, von der Haut strich und somit meine dazu passenden blauen Flecken freigelegt wurden.
Wenn ich zuvor gesagt hatte, dass ich schrecklich aussah, hatte ich gelogen, nun erkannte ich erst richtig, was ich alles mit mir machen ließ.
Alle diese Abdrücke des Hasses die mich kennzeichneten, sie versetzen mir schmerzhafte Stiche, jedes Mal, wenn ich sie mir ansah.
Sie waren ein Zeichnen, ein Zeichen, wei schwach ich doch eigentlich war.
Meine Gedanken fühlten sich an, als würde ein Monster mich innerlich zerfressen, weshalb ich mich in mein Bett verfrachtete und seufzend den Mond noch einmal ein trauriges Lächeln schenkte.

Sie sagte, dort draußen sei eine Person, dich mich brauchte, meine Liebe brauchte...wann kam diese Person...?

~*~

Die Augenringe waren deutlich schmäler geworden, als ich am nächsten Tag in den Spiegel blickte und ich beschloss, mich wieder etwas zu schminken.
Ich verspürte den unfassbaren Drang, wieder etwas normal zu sein oder mich wenigstens so zu fühlen.
Überrascht wie viel frischer ich mit leichter Wimperntusche  aussah, begann ich vorsichtig zu lächeln, möge ich diesen Tag genauso wie die zuvor überleben.

So geräuschlos wie möglich zwang ich mich durch die große detailbesetzte Holztür und drehte mich erleichtert seufzend zum Ausgang, ich hatte es fast geschafft.
Mein Herzschlag beruhigte sich, als ich durch das Metalltor unseres Vorgartens geschritten war, erneut hatten sie mich verpasst.
Ein wenig Glück besaß ich also doch noch.

~*~

Dort standen sie, starrten mich an mit ihrem verlogenen Grinsen auf den Lippen, warteten nur darauf, mir Schaden zuzufügen, sie warteten, auf meinen schmerzvollzogenen Gesichtsausdruck, den ich jedes mal auf mir trug, wenn sie mir weitere blaue Flecken zufügten.
Ich senkte meinen Kopf nicht wie sonst, nein, ich hob mein Kinn, höher, als je zuvor, sah dem Mädchen, das mich immer schikaniert hatte, tief in die Augen.
Ich werde kämpfen, ich werde leiden und auch wenn ich als unwichtig gesehen werde, es vielleicht auch bin, ich werde leben, für dich S/N.

Sie kamen auf mich zu, jede Sekunde, in der sie näher kamen fühlte ich mich stärker, weil ich die Kraft hatte, ihre Kraft, sie wird mich beschützen.
,,Was starrst du so hässliches Entlein?“, San Hee zog genervt eine Augenbraue nach oben, als sie meinen Arm packte und mich eindringlich musterte.
Ich atmete tief durch und sah zu der Orangehaarigen hinauf:
,,Stört es dich?“
Lachend und verwirrt zugleich presste sie meinen Arm stärker:
,,Was willst du Y/N? Glaubst du, wenn du aufhörst dich zu wehren, dass ich den Spaß daran verliere dir weh zu tun? Ich nehme dir nur ungern Hoffnungen.“
Ihre Nachläuferinnen begannen zu kichern, als sie mir gegen das Bein trat und mir einen Tritt in den Bauch versetzte, sodass ich am Boden zusammensank.
Immer und immer schlug sie zu, mit tobenden Zuschauern dahinter, doch es tangierte mich nicht weiter, ich spürte, dass ich lebte und das reichte mir, selbst wenn ich es durch Schmerz erfuhr.
Ich schrie vor Schmerz auf, als sie meinen Kopf nach oben riss:
,,Du bist so erbärmlich Y/N, so schwach und schutzlos.“
Nein, ich kämpfte, ich tat das Richtige, ich verletzte sie nicht, das erforderte mehr Kraft, als ein Schlag je haben könnte...

,,Du bist erbärmlich, niemand anders“, eine tiefe Stimme erklang, als plötzlich San Hee von mir weggezogen wurde und das Gelächter um mich herum verschwand.
Diese tiefe Stimme, seine...
Er drückte das Mädchen grob gegen die blau gefärbten Metallkästen:
,,Du hast es notwendig Menschen du verletzen, damit du dich gut fühlst, das ist krank, du bist krank“, der Blondhaarige wurde lauter, ,,Es ist erbärmlich wie du um Aufmerksamkeit bettelst...“
Entsetzt blickte San Hee den Jungen an:
,,Erbärmlich hast du gehört!“
Wut zierte sein Gesicht, als er leicht mit den Zähnen knirschte und verärgert keifte:
,,Und jetzt geh mir aus den Augen.“
Sie starrte ihn nur überfordert an:
,,Ich hab gesagt du sollst gehen!“
Vor Angst löste sie sich aus seinem Griff und stürmte aus der Reihe, gleich ihrer Schar nach, die zuvor abgehauen war, als es ernst wurde.
Auch wenn ich wusste, dass sie sich normalerweise von niemandem etwas sagen ließ, mein Verstand sagte mir, dass sie mich ab dem heutigen Tag in Ruhe lassen würde...weil jemand sich für mich eingesetzt hatte.
Weil jemand da gewesen war, um mich zu beschützen.

Mit Tränen in den Augen, die von den Tritten eingesetzt hatten, schaute ich ungläubig in das Gesicht des
18-Jährigen:
,,Namjoon...ich“, ich begann vor Freude und Trauer gleichzeitig wieder zu weinen, ,, ...danke“, ich wimmerte zittrig, während ich zusammengekauert meine Arme um mich schlang, ,, ...danke.“
Mit leerer Mimik erwiderte er meinen Blick, für eine gefühlte Ewigkeit sahen wir uns stumm an, so, wie wir es immer taten und selbst, als er sich umdrehte und das Gebäude verließ, fühlte ich dieses unglaubliche Gefühl beschützt zu werden.

Er sprach fast nichts, war kalt, doch ich fühlte etwas, das ich nicht beschreiben konnte, jemand beschützte mich.
Mich...(L/N) (Y/N).

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