3. Die Regeln

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 Eine Woche. So viel Zeit ist seit Emys Ankunft vergangen. In dieser Zeit konnten wir feststellen, dass sie komischere Gewohnheiten hatte als die Ich-ziehe-meine-Maske-nicht-mal-beim-Essen-aus. Sie verbringt fast nie Zeit mit uns. So bald wir mit Essen fertig sind schließt sie sich in ihr Zimmer ein und taucht meistens nur dann auf, wenn sie ins Bad muss oder wieder Essens Zeit ist. Das erkläre ich mir jedoch damit, was Slender mir sagte: Sie verbrachte die letzten Jahre ohne Kontakt zu Menschen. Aber wieso? Und wie viele waren diese «letzten Jahre»? Was bewegte sie dazu, sich von Menschen fernzuhalten? Fragen über Fragen und die Einzige, die diese beantworten kann ist Emy selbst. Sie scheint aber nicht redselig zu sein.Heute können wir aber etwas Neues über unsere neue Mitbewohnerin erfahren. Ich komme gerade aus der Küche, als Jeff mich an der Schulter packt und mit mir nach oben geht. 

«Bro, das musst du sehen. Das neue Mädchen ist echt durch mit der Welt», sagt er mit belustigter Stimme. 

«Wieso, was hat sie diesmal gemacht?» 

Jetzt kann Jeff sich kaum ein herzhaftes Lachen verkneifen. 

«Sie hat mitPost-Its ‹Regeln› an ihre Tür geklebt.» 

«Was für Regeln?», frage ich. 

«Wirst du gleich sehen», sagt mein grinsender Kumpel.

Wir kommen an Emys Zimmer an und Jeff log nicht. An der Tür kleben mindestens zehn Post-Its, nummeriert, mit verschiedenen «Regeln» wie es auf dem Post-It ganz oben steht. Und so sehen diese Regeln aus: 

Nummer 1:

Emys Gesicht ist tabu, auch beim Essen. Ich ziehe meine Maske nur beim Duschen und Schlafen aus. 

Nummer 2: 

Bitte klopft an meine Tür, bevor ihr mein Zimmer betretet. Wenn ihr keine Reaktion bemerkt sucht mich später, weil ich wahrscheinlich keine Lust auf euch habe oder unterwegs bin.

Nummer 3:

Ich rede nicht gerne über mich selbst. Also stellt bitte keine Fragen, weil sie sowieso unbeantwortet bleiben. 

 Nummer 4:

Emy vertraut nicht viele Menschen. Sie entscheidet es selbst, wem sie vertraut. Also macht keine Anstalten, damit ich mit euch Zeit verbringe. 

Nummer 5: 

Wenn ihr mich beleidigt oder verletzt, beleidige oder verletze ich euch auch. Und das ziemlich hart. 

Nummer 6: 

Noch etwas zu Nummer 5. Wenn ich in gute Laune bin, kann sein, dass ihr ein Albtraum mit eurer größte Angst bekommt. Wenn ich in sehr gute Laune bin, wird sie auch wahr^^. 

 Nummer 7, Nummer 8, Nummer 9 und Nummer 10 sind noch leer. Ihr fällt wohl nichts anderes ein.«Heiliger Zalgo, Nummer 5 ist echt behindert», lache ich. 

«Ja, aber was meint sie mit ‹größte Angst›?», fragt Sally.

Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie da ist. Auf ihre Frage erinnere ich mich daran, was Emy mit mir während unseres ersten gemeinsames Frühstücks zeigte und mir fährt ein Schauer über den Rücken. 

«Glaub mir... Das willst du nicht erfahren», sagt eine raue Stimme hinter uns. Emy.

Ich werde nie verstehen wie sie als Mädchen so eine raue Stimme haben kann. Ich drehe mich um und da steht sie. Mit einem schwarzem Leggings und ein grauer langärmiger Shirt, darüber ein schwarzes T-Shirt. Ihre dunkelblaue Haare sind zu einem Pferdeschwanz gebunden. Wieso achte ich darauf überhaupt? 

«Wieso sind eigentlich deine Haare dunkelblau?», fragt Sally. 

Stille. Ich denke schon, dass Emy die Frage unbeantwortet lässt, doch dann sagt sie: 

«Ich färbe sie. So kann man sie in der Dunkelheit schwerer erkennen. Meine eigentliche Haarfarbe ist zu hell.» 

«Was ist denn deine eigentliche Haarfarbe?» 

«Dunkelblond.»

Ich stelle mir eine Emy mit dunkelblonden Haaren vor. Ich versuche mir auch ein Gesicht dazu vorzustellen, aber es ist schwer. Die Augen jedoch sehe ich klar vor mir. Entweder leuchtende blau oder zarte nussbraun. Nussbraun gefällt mir aber besser. Und sie sieht ganz hübsch aus in meine Vorstellungen. Warte, was? 

«Was starrst du so? Habe ich was auf meinem T-Shirt?», fragt mich Emy etwas nervös. 

«Was, äh nein, gar nichts, ich denke nur nach.» 

Oh Zalgo, wie peinlich. Emy zuckt nur mit den Schultern und will schon in ihr Zimmer gehen, als Sally fragt, ob sie mit ihr spielen will. Emy guckt das kleine Mädchen durch ihre Maske an und dann fängt sie an zu lachen. Ihr Lachen ist so leise, aber trotzdem herzhaft und glücklich. Obwohl Emy bisher alles nur nicht glücklich wirkte. Sie bejaht Sallys Frage und zusammen gehen sie runter, wo Sallys Zimmer ist. Jeff und ich bleiben alleine zurück. 

«Kann das sein, dass du in sie verknallt bist?» 

«Was? Nein, ich kenne sie gar nicht. Ich weiß nicht einmal was ihre Augenfarbe ist.» 

«Wieso starrst du sie dann so an?» 

«Weil sie komisch ist. Komische Menschen starrt man in der Regel an.» 

Jeff lacht auf und verschwindet in seinem Zimmer. Ich betrete auch mein «Reich» und schmeiße mich auf das Bett.  

Hi!
Ich habe nicht alle Regeln aufgeschrieben, weil ich faul und unkreativ bin. Das kommt aber noch. Und ich möchte in diesem Buch die Creepypastas nicht soooooo verniedlichen. Also sie haben schon Gefühle und kümmern sich um den anderen, aber ja... ich hoffe ihr wisst was ich meine.
L.J: Nein, wissen sie nicht.
Halt's Maul oder ich schließe dich in deinen Box ein.
Ben: Ach es ist so niedlich, wenn ein kleines 14 jähriges Mädchen versucht gefährlich zu wirken.
🖕

Zerbrochene Seele || Creepypasta FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt