24. Schweigen

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Ich finde Emy einfach nicht. Sie ist nicht in ihrem Zimmer, nicht im Wohnzimmer. Draußen ist sie auch nicht, weil ihre Schuhe noch im Vorzimmer stehen. Ich guckte schon in allen Etagen, Dachboden, ich guckte sogar auf dem Dach nach, weil sie mir mal erzählte, dass sie gerne auf den Dach geht, wenn sie Ruhe braucht.
Jetzt gehe ich enttäuscht den Flur entlang und öffne einfach die Türen. Bis ich beim Badezimmer ankomme. Ich öffne die Tür. Vor mir steht Emy, mit dem Rücken zu mir, Oberkörper frei. Um ihre Brust, linke Schulter, linker Unterarm und rechter Oberarm sind Verbände gebunden. Geschockt gucke ich sie an, kann nichts sagen. Woher hat sie diese Verbände? Emy bemerkt mich und dreht sich um. Sie spannt sich sofort an, mit ihrer Hand zerknittert sie das Shirt, das sie in diese hält.
"Wa- was machst du hier?"
"Ich habe dich gesucht."
Ich betrete das Bad, Emy macht paar Schritte nach hinten, bis sie an den Waschbecken stößt. Sie fängt an zu zittern, je näher ich komme. Ich strecke meinen Arm und streiche über ihren Arm, worauf sie diesen wegzieht.
"Was willst du?", fragt sie ängstlich.
"Ich gucke mir deine Verbände an. Was hat du gemacht?", frage ich sie und nehme ihren linken Arm.
Sie zuckt zusammen, er tut bestimmt weh. Ich streiche sanft über die Verbände, Emy folgt mit ihrem Blick meine Finger.
"Nichts besonderes", antwortet sie.
"Also hast du aus Spaß Verbände um deinen Körper gewickelt?"
Sie schaut zur Seite und schluckt schwer.
"Ich bin von einem Baum gefallen", flüstert sie kaum hörbar.
"Du bist von einem Baum gefallen?", wiederhole ich ihre Aussage ungläubig.
Sie nickt nur, macht dabei paar Schluchzgeräusche. Ich drücke sanft ihr maskiertes Gesicht zu mir und gucke sie besorgt an. Ich weiß, dass sie nicht von einem Baum gefallen ist. Dafür sah ich zu oft, wie geschickt sie sich auf den Ästen bewegt. Ich streiche immer wieder über ihr dunkelblaues, nasses Haar. Sie legt ihr Kopf auf meinen Schulter und fängt an zu weinen.
"Es tut mir leid. Es tut mir so leid", murmelt sie.
"Was tut dir leid? Emy, was ist los?", frage ich, aber ich bekomme keine Antwort.
Sie schweigt, dieses Schweigen bringt mich fast um den Verstand. Was ist schon wieder mit ihr passiert? Sie redet nicht, aber wieso. Ich drücke sie fest gegen mich, damit sie sich in Sicherheit fühlt. Erfolgreich. Sie beruhigt sich, darauf entfernt sie sich von mir und zieht ihr T-Shirt an, dann verlässt sie flüchtig das Bad. Sie gibt mit keine Möglichkeit ihr weitere Fragen zu stellen.

"Seit wann verstehen sich Emy und Toby so gut?"
"Keine Ahnung. Ich glaube seit dem Emy mit diesen Verletzungen zu mir gekommen ist."
"Was für Verletzungen?"
Überrascht sehe ich Eyeless Jack an. Er trägt seine Maske nicht, also sehe ich, dass er das nicht sagen wollte.
"Vergiss es. Ist nicht wichtig. Wieso fragst du eigentlich wegen Toby? Bist du eifersüchtig?", versucht er mich mit einem frechen Grinsen abzulenken.
Ich falle jedoch nicht rein. Was stellte Emy bloß an, dass sie sich verletzte? Vielleicht trug sie diese Verbände deshalb vor einigen Tagen.
"Jack, was weißt du über Emys Verbände?", frage ich ihn.
Der augenloser Kannibale schweigt Minuten lang, er guckt nur Emy und Toby zu, die miteinander reden. Er wird nicht antworten, denke ich, oder die Antwort wird eine ausführliche Erklärung sein. Doch seine Antwort ist nur ein einziges Wort.
"Nein."
"Lüg' mich nicht an!"
"Das tue ich gar nicht!"
"Jack, du bist hier der Einzige, der sic etwas mit Verletzungen und deren Behandlung auskennt. Du kannst mir nicht erzählen, dass Emy sich selbst einen Verband um den Schulter gebunden hat."
Jack senkt seinen Kopf und beißt sich auf die Unterlippe. E kämpft mit sich selbst, das sehe ich. Womit Emy ihn wohl bedrohte, damit er schweigt. Er tut mir leid. Ich weiß, dass der Kannibale es hasst, sein Wort zu brechen. Ich muss aber Emy helfen, und das schaffe ich nur, wenn ich weiß, was sie bedrückt.
"Bitte Jack", bettele ich ihn an, "Ich muss wissen, was mit ihr los ist."
"Verzeih mir Ben, aber ich habe ihr versprochen nichts zu sagen. Sie meint, es sei das Beste für dich. Du weist schon, damit du dir keine Sorgen machst", sagt Jack.
Er hebt den Kopf. Vorsichtig lächelt er mich an, aber er erreicht damit nichts. Denkt Emy tatsächlich, ich mache mir keine Sorgen, wenn mich alle anschweigen? Ich mache mir dann erst recht Sorgen! Schweigen heißt doch, es ist etwas passiert. Etwas unangenehmes, worüber man nicht reden will. Etwas, was man verschweigen und mit in den Grab nehmen will.
"Du denkst ich mache mir keine Sorgen? Emy denkt das? Gut. Sie denkt also, wenn ich nichts weiß, habe ich auch nichts, worüber ich mich sorgen kann. Die Frage ist nur... denkt sie ich bin blöd? Ich merke es doch, wenn etwas nicht stimmt. Und ich will auch wissen, was nicht stimmt."
Damit gehe ich zu die zwei, mit dem Ziel endlich zu erfahren, was mit Emy los ist. Es scheinen aber jetzt alle gegen mich zu sein, denn ich werde von Toby aufgehalten, noch bevor ich den Sofa erreichen kann. Ich versuche an ihn vorbei zu kommen, aber er versperrt jedes mal den Weg.
"Lass mich durch", sage ich, während ich mich bemühe einen kühlen Kopf zu bewahren.
"T- träum' weiter G- giftzwerg. Emy hat keinen Lust mit dir zu r- re- reden, also hör' auf sie die gan- nze Zeit zu bedrängen."
"Du hast mir nichts zu sagen", zische ich aufgebracht.
"Bist-t du dir da sicher?"
Ich drücke meine Stirn gegen Tobys und funkele ihn böse an. Ich will ihn schon schlagen, doch da werden wir auseinander gedrückt.
"Jungs, ist schon gut! Ihr braucht euch nicht gegenseitig schlagen!", sagt Emy wütend, "Ben, ich bin wirklich jetzt nicht in Verfassung mit dir über meine Sorgen und Probleme zu reden. Las mich etwas mit Toby klären, und dann sehen wir weiter. Du musst keine Angst haben, du wirst noch genug rechtzeitig erfahren. Komm Toby, wir gehen in dein Zimmer."
Emy umarmt mich schnell, dann verschwindet sie mit Toby auf dem zweiten Stockwerk. Ich balle meine Hände zu Fäuste, um die Versuchung widerstehen, nach Emy zu rufen. Ohne mich an Jack zu wenden sage ich:
"Jack, sobald du Zeit hast, komme in mein Zimmer."
Ich erwarte keine Antwort, sondern verschwinde nur in mein Zimmer.

Jo Schokokekse, was geht? Nach einer Woche lasse ich mich wieder blicken. Ein Grund dieser Verzögerung war, dass mein Hand wieder abgenommen wurde. Dabei bin ich ein ganz braves Mädchen. Daher bin mir nicht sicher, wie oft ich updaten kann. Wahrscheinlich sehe ich mein Handy nie wieder, bis ich volljährig bin. Also, ich kann nur schreiben, wenn ich alleine zu Hause bin. Ich freue mich schon, wenn ich ausziehen kann. -.- Und joa... Ben amüsiert sich sehr in meinem Schrank.

Ben: Das ist eine Lüge! *flüsternd* Rettet mich bitte.

LG Emy

Zerbrochene Seele || Creepypasta FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt