13. Freunde?

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"Und Ben, wie war es alleine zu sein?", fragt Slender während dem Frühstück.
Als die anderen Creeps wieder zu Hause waren, "schlief" ich bereits und sie wollten mich nicht stören.
"War ganz nett, aber ich war nicht allein. Emy war bei mir."
Jeff verschluckt sich vor Überraschung an sein Wasser. Natürlich fängt er an heftig zu husten. Toby fängt darauf an richtig komisch zu lachen und Clocky guckt ihn nur mit einem gestörtem Blick an. Slender schafft es alle zu beruhigen, dann sagt er zu mir mit einer skeptischen Ton:
"Wie kann es dann sein, dass es nett war? Ich dachte, meistens, wenn ihr redet, endet es mit einem Wutanfall von Emy."
"Nicht immer, wir haben ein ganz nettes Gespräch geführt."
Jetzt gucken mich alle so an, wie "Man kann mit Emy ein nettes Gespräch führen?". Sie wissen wahrscheinlich nicht einmal so viel, wie ich. Wissen sie überhaupt mehr, als das, was Emy uns allen sagte? Oder vertraut sie nur ganz besonderen Personen ihre Geheimnisse an? Falls ja, wieso redet sie mit mir? Kann sein... kann sein deshalb, weil ich sie an ihren Bruder erinnere, so wie sie es mir sagte, als sie noch krank war.
"Guten Morgen euch allen!", sagt jemand singend von der Tür.
Wir drehen uns alle in die entsprechende Richtung. Dort steht eine anscheinend fröhliche Emy. Sie kommt tanzend zu ihrer Platz und setzt sich. Sie nimmt sich ein Brötchen und fängt an dies summend mit Butter zu beschmieren.
"Ach Emy du hast gute Laune heute. Das freut mich. Was ist der Grund?", fragt Slender.
"Oh nichts besonderes, ich habe nur gut geschlafen", sagt Emy.
Damit schiebt sie ihre schwarze Maske hoch und fängt an zu essen. Nach den ersten Bissen dreht sie sich zu mir und fragt mich leise:
"Wie hast du geschlafen?"
Da ist kein böses Unterton oder etwas Ähnliches. Nur einfacher Neugier.
"Ähm gut. Sehr gut", sage ich etwas unsicher.
"Musst du überhaupt noch schlafen? Du... du weißt schon wieso."
"Nein, muss ich nicht, aber ich kann."
Emy nickt und beißt in ihr Brötchen.

"Ben! Ben wo bist du?", schreit Emy durch das ganze Haus.
Ich will schon mein Zimmer verlassen, um zu gucken was sie will, da reißt sie meine Tür auf. Ich stehe nur überrascht neben meinem Bett und Emy, etwas unsicherer, schließt die Tür und kommt zu mir.
"Hättest du Lust mit mir rauszugehen? Es regnet, und ich mag Regen. Sehr", sagt sie ängstlich.
Sie schaut zu mir hoch, was nicht so schwer ist, schließlich ist sie nur zwei oder drei Zentimeter kleiner als ich. Ich nicke und sie hüpft zufrieden aus meinem Zimmer. An der Tür sagt sie noch, dass sie im Wohnzimmer auf mich wartet. Ich nehme die nötige Sachen zu mir und begebe mich ins Wohnzimmer. Emy liegt auf dem Boden und murmelt irgendetwas. Die Anderen schauen mich fragend an, in der Hoffnung ich kann Emys verhalten erklären, doch ich schüttele nur lächelnd meinen Kopf.
"Emy ich bin bereit, wenn du bereit bist."
Das Mädchen springt auf und rennt zur Eingangstür.
"Slender, ich und Ben sind im Wald!", schreit sie, denn der Gesichtsloser ist nicht im Zimmer.
"Wer ist 'ich'?"
"Emy."
"Ok viel Spaß euch. Spätestens bei Dämmerung seid ihr zurück."
Emy rennt raus und ich folge ihr. Ich kann nur hoffen, dass jemand hinter uns die Tür zu macht. In einigen Minuten ist Emys schwarze Kapuzenjacke komplett durchnässt. Ihre Haare, die sie zu einem Zopf band, klatschen ihr nass auf den Rücken, während sie rennt. So nass sehen sie ganz schwarz aus. Sie rennt, und rennt, und rennt, als würde die Bedrohung gar nicht bestehen auf dem nassen, dunkelgrünen Gras auszurutschen. Dann, auf der gleichen Lichtung wie letztens, lässt sie sich fallen. Einfach so. Ins nasse Gras und auf den mit Schlamm bedeckten Boden. Und sie lacht. Ganz herzhaft. Die Regentropfen prasseln leise auf ihre Maske. Sie zieht diese aus, die Augen sind geschlossen. Die kalte Regentropfen treffen nun ihr Gesicht. Sie kullern an ihre blasse Wangen runter, wie Tränen.
"Kannst dich ruhig neben mich legen. Und ich weiß, dass du mein Gesicht gesehen hast. Ist aber nicht schlimm. Mir ist nur wichtig, dass meine Augen versteckt sind."
Ich setze mich neben sie und schaue hoch, auf den Himmel. Das Wasser, was aus den Wolken fällt, landet kalt auf mein Gesicht. Ich stelle mir vor, wie es sich mit dem Blut aus meinen Augen vermischt, und hellrot runter fließt.
"Was ist eigentlich deine Augenfarbe?". frage ich.
"Rate mal", sagt Emy geheimnisvoll.
"Na ja, ich habe auf blau oder braun gedacht."
Sie lacht.
"Ja, Braun stimmt ein bisschen. Ich habe braun-grüne Augen."
Ich gucke sie verwundert an.
"Das ist doch völlig normal. Wieso versteckst du sie dann?"
"Das wirst du noch erfahren. Denke ich. Wenn ich mich so entscheide", sagt sie nachdenklich, "Tom hat immer gesagt, dass meine Augen ganz besonders sind. Er hat sowieso alles alles an mir besonders gefunden. Sogar meine Haare. Dunkelblond. Die hat doch jeder. Was ist eigentlich deine wahre Augenfarbe?"
Ich denke lange nach. Dann fällt mir ein, dass ich es vergessen habe.
"Ich weiß es nicht mehr", antworte ich.
"Wie kannst du es nicht mehr wissen?"
"Na ja, wenn du 16 Jahre lang im Spiegel nur schwarze Augen mit roten Pupillen siehst, dann vergisst du nach einiger Zeit deine eigentliche Augenfarbe."
"Das ist traurig", sagt Emy.
"Ja schon, aber man gewöhnt sich daran."
Wir bleiben noch Stunden lang im Wald. Als es Emy etwas langweilig wird, tötet sie zwei Jugendliche. Der Regen lässt nach, also beschließt Emy, dass wir nach Hause gehen. Zu Hause schreit sie nur einen flüchtigen"Wir sind wieder da" und rennt schon sie Treppen hoch. Vor meine Tür bleibt sie stehen und fragt, ob sie rein darf. Ich sage Ja. Im Zimmer setzt sie sich auf's Bett und guckt sich meine Spiele an.
"Es sind wohl neue The Legend of Zelda Teile veröffentlicht worden", stellt sie fest.
"Ja da hast du recht. Willst du spielen?"
"Ich... ich darf spielen?", fragt Emy verwundert.
"Ja, wieso denn nicht?"
"Jeff hat mir gesagt, dass niemand mit deine Konsolen spielen darf."
"Jeff würde auch meine Konsolen abstechen, wenn er verliert", lache ich, "Nimm dir irgendein Spiel.
Emy betrachtet lange mein Regal, und schließlich nimmt sie Twilight Princess raus.
"Das ist auch neu oder?", fragt sie.
Ich nicke und nehme den DVD von ihr. Ich lege es in den Player. Das Mädchen ist sichtlich aufgeregt und hält unsicher die Konsole.
"Keine Sorgen, ich helfe dir", sage ich zu ihr.
Das übliche Intro kommt und das Spiel fängt an. Emy macht zuerst echt viele Fehler und stirbt oft, aber nach eine halbe Stunde mit Übung und meine Hilfe schafft sie es zu spielen. Nach einigen Stunden schwindet ihre Aufmerksamkeit wegen Müdigkeit.
"Du kannst dein Fortschritt jetzt speichern und morgen spielst du einfach weiter", sage ich und nehme ihr die Konsole weg.
Ich lege die DVD in die Hülle. Als ich mich umdrehe steht Emy direkt hinter mir und schaut mir wahrscheinlich in die Augen.
"Jetzt bist du nicht mehr alleine oder?", fragt sie mich.
"Ja ich denke schon", sage ich verlegen.
Sie senkt ihren Blick, dann wirft sie ihre Arme um meinen Hals und umarmt mich. Sie drückt ihr Gesicht fest gegen mein Schulter. Ich bin zuerst ganz überrascht doch dann umarme ich ihren Rücken.
"Ich weiß, dass es scheiße ist allein sein zu müssen. Das musste ich auch sein, während die Jahre, die ich alleine verbracht habe. Diese Gedanken, die dich zerfressen. Diese Gedanken, die sagen: 'Niemand ist da für dich. Niemand. Und es wird auch niemand für doch da sein. Niemals.' Ich will nicht mehr einsam sein", sagt sie traurig.
"Wieso wolltest du dann im Wald leben? Wieso hast du dich so entschieden, wieso hast du die Einsamkeit gewählt?"
"Weißt du wie es ist ausgegrenzt zu sein? Wenn die Menschen Angst vor dir haben, weil du anders bist. Du unterscheidest dich ein bisschen von der Menge, und schon will niemand etwas mit dir zu tun haben. Deshalb habe ich die Einsamkeit gewählt."
Sie fängt wieder an zu weinen, darauf streiche ich ihr beruhigend durch den Rücken. Nach Minuten, wenn sie sich beruhigt, löst sie sich von der Umarmung.
"Ich denke, ich gehe jetzt dann", sagt sie und klemmt eine Strähne hinter ihr Ohr.
Sie geht zur Tür und ich setze mich auf mein Bett. Bevor sie die Tür aufmachen und gehen kann, will ich ihr eine Frage stellen. Eine Frage, die vielleicht alles verändert.
"Darf ich eine Frage stellen?"
"Klar", sagt Emy und dreht sich um.
"Freunde?"
Emy kommt zurück zum Bett und setzt sich gegenüber mich. Sie legt ihre Hände auf meinen Schultern, guckt mich lange an und sagt schließlich:
"Freunde."

What's up!
Ich habe den letzten teil dieses Kapitels geschrieben, während ich mit meine Freunde ein Liebesfilm geguckt haben. Ich hasse Liebesfilme (ಥ_ಥ). Und erwartet von mir nicht, dass ich die Spielverläufe beschreibe. Ich habe keine der spielte durchgespielt, denn bis kurz nachdem wir nach Deutschland gekommen sind wusste ich gar nicht was ein Nintendo ist XD. Das Lied habe ich nur hinzugefügt damit ihr alle Depressionen bekommt.

LG Emy

Zerbrochene Seele || Creepypasta FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt