Wir sitzen in meinem Zimmer und spielen Mario Kart. Emy ist zu meiner Überraschung ziemlich gut und ich bin bisher nur zweimal gerade mal zweiter Platz geworden. So nett wie sie ist, lacht sie mich auch noch aus und macht sich über mich lustig. Es stört mich jedoch nicht besonders. Ich bin froh von Emy aus Emotionen sehen zu können. Wie sich Lachfalten an ihren Augen bilden und sie ihre Tränen vom Lachen wegwischt, ist für mich zwar etwas Neues, aber es macht glücklich. Das schönste ist jedoch zu sehen, wie ihre Augen vor Freude glitzern und das auch unterschiedlich. Als würden die verschiedenen Farben auch verschiedene Gefühle spiegeln. Emy runzelt wieder ihre Stirn, was sie immer macht, wenn sie sich konzentriert. Dann kneift sie auch etwas ihre Augen zusammen, wobei das grüne Auge dabei etwas mehr zu glänzen scheint und sie presst ihre Lippen zu einer schmalen Linie. So sehr, wie sie sich konzentriert, ist sie ziemlich gut, aber auf einmal muss sie gähnen, weswegen ich es schaffe sie vom Bahn zu schubsen. Als sie dies merkt, gibt sie ein empörtes Geräusch von sich und guckt mich mit gefährlich funkelnden Augen an.
»Das war unfair!«
»Das nächste Mal musst du eben aufmerksamer sein«, erwidere ich frech grinsend, worauf ich ein Kissen gegen mein Gesicht geworfen bekomme und im nächsten Moment wirft sich Emy schreiend auf mich. Das Spiel ist vergessen und jetzt kämpfen wir darum, wer schneller den anderen vom Bett schubst. Emy schafft dies natürlich, nachdem sie mich mit einem gezielten Schlag am Hinterkopf trifft. Während ich so mit schmerzenden Kopf auf dem Bode liege, guckt mich Emy mit frech glitzernden Augen an. Ihre mandelförmige Augen, verengen sich wieder zu schmalen Schlitzen wegen ihres Lächelns und man sieht nur ein schwaches Funkeln zwischen die Augenlider. Dann gähnt sie wieder und dreht sich zurück auf mein Bett. Als ich aufstehe, um selber ins Bett zu klettern, liegt sie schon unter der Decke und ihre Augen sind geschlossen. Ich lege mich neben ihr und gucke sie lange an, bis sie wieder ihre Augen öffnet und mich frech anlächelt. »Was starrst du so, du Creep?« Sie lacht wegen ihrer eigene Frage und ich weiß, dass sie eigentlich keine Antwort erwartet, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich muss ihr eine Antwort geben. Mir fällt jedoch keine ein. Emy schloss inzwischen sowieso ihre Augen und in paar Minuten atmet sie ruhig. Ich lächele nur wegen ihres ruhigen Anblickes, dann drehe ich mich von ihr weg und schließe selber die Augen.
Am nächsten Morgen merke ich, dass Emy nicht mehr neben mir liegt. Ich denke mir, dass sie schon unten ist, aber dann hätte sie mich geweckt. Ich strecke mich und gehe nach unten, jedoch ist der Platz rechts von mir, Emys Platz, leer.
»Wo ist Emy?«, frage ich verwundert. Darauf drehen sich alle Anwesenden zu mir um und manche gucken mich sogar komisch an.
»Wer?«, fragt Jeff.
»Emy.«
»Ben, hast du gestern zu lange gezockt? Wir kennen hier keine Emy.« Mein Magen zieht sich zusammen. Wie sie kennen keine Emy? Sie lebt doch schon über ein Jahr bei uns, wieso sollten sie nicht kennen? Nein, das ist nur ein schlechter Witz. Emy hat das sich bestimmt nur ausgedacht, um mich zu ärgern. Ich schüttele lächelnd meinen Kopf und setze mich hin, dabei merke ich an, was für ein schlechter Witz das ist. Darauf gucken alle nur noch verwirrter und Eyeless ergreift das Wort. »Ben. Wir kennen hier wirklich niemanden, der Emy heißt? Wer ist das?« Das Blut gefriert in meinen Adern. Unser Kannibale ist nicht der Typ Person, der gerne andere verarscht. Das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist, verstärkt sich und die Blicke der anderen verbessert es gerade nicht. Schließlich ertrage ich es nicht und ich springe hoch, um hoch zu rennen und die Tür zu Emys vermeintlichem Zimmer aufzureißen. Es ist sauber, aber man sieht trotzdem, dass es unbenutzt ist. Ich öffne verzweifelt den Schrank und sehe, dass er leer ist. Eigentlich sollte er mit den schwarzen oder grauen, mal auch weißen Klamotten von Emy gefüllt sein. Ich lasse die Griffe des Schrankes los und sinke auf die Knie. Kann es sein? Kann es wirklich sein, dass ich die Ereignisse eines ganzen Jahres mir vorgestellt habe? Sowas ist doch gar nicht möglich. Niedergeschlagen gehe ich zurück in mein Zimmer und gucke das Datum an meinem PC an. 26. Februar 2018. Ich seufze und lege meinen Kopf auf den Tisch. Es war also doch alles eine Vorstellung, schließlich ist heute der Tag, an dem Emy eigentlich zu uns kam. Oder nicht kam. Auf einmal fühle ich mich so energielos, so niedergeschlagen. Als würde ich nie wieder lachen und glücklich sein können. Ich zwinge mich in mein Bett und rolle mich in die Decke ein. Gerade wünsche ich mir, ich würde einfach nur verschwinden.
Leute, kommt mal kurz runter, es gibt etwas, was ich euch zeigen will. Ich öffne meine Augen, als ich Slendermans Stimme in meinem Kopf höre. Ein unzufriedenes Geräusch verlässt meinen Mund und ich drehe mich samt Decke vom Bett. Ich lag den ganzen Tag nur da und habe nichts gemacht, außer mich an das erinnert, was ich mir bisher mit meiner imaginären Freundin Emy vorgestellt habe. Die Bilder verblassen jedoch langsam, wie von einem Traum und die letzten Details sind ihre Augen. Diese Kombination vom schimmernden Grün, das immer hervorstach und der warme und sanfte Braun begeisterten mich immer noch. Mit etwas Ächzen setze ich mich auf und schaue in den Spiegel. Zerzauste Haare und verwischtes Blut in meinem Gesicht. Ich sehe ja wie immer toll aus. Paar Momente später stehe ich an der Treppe und ich schwebe einfach nach unten. Ich habe nicht mal dafür Energie, ich fühle mich einfach so, als wäre ich unter drei Minuten 800 Meter gelaufen. Und das fünfmal. Im Wohnzimmer sind schon fast alle versammelt und Slenderman steht mit einer anderen Person vor dem Sofa, auf diese achte ich jedoch nicht. Alles, was ich sehe, sind schwarze Schuhe, da ich eh nur den Boden angucke. Als ich mich auf der Lehne des Sofas setze und hochgucke, verschlucke ich mich fast an meinem eigenen Speichel. Vor mir steht ein Mädchen mit dunkelblauen Haaren, schwarzen Klamotten und mit einer blau-schwarzen Maske. Sie stellt sich nervös von einem Bein auf das andere und es scheint so, als würde hinter dem abgedunkelten Auge ihrer Maske etwas Grünes aufblitzen. Ich halte meinen Atem an, aber ich will mir keine Hoffnung machen.
Es sind noch nahe nicht alle da, aber das ist jetzt egal. Das ist unsere neue Mitbewohnerin Emy. Sie ist etwas zurückhaltender, also lässt ihr erstmal etwas Abstand. Möchtest du noch was ergänzen Emy?
Emy schüttelt nur den Kopf, aber dann hört man doch ein leises »Ich bin übrigens 17.« von ihr, aber das war es dann. Auf den Rest achte ich gar nicht mehr, denn ich senke meinen Kopf und lächele vor mich hin, während ich mir denke:
Keine Angst Emy. Ich weiß, was ich diesmal tun muss, um dir zu helfen.
DU LIEST GERADE
Zerbrochene Seele || Creepypasta FF
Fanfiction»Sie ist wie ein zerbrochenes Glas. Du klebst es zwar vielleicht wieder zusammen und gehst damit vorsichtiger um, aber es wird nie wieder das gleiche Glas sein, es wird nie wieder sein Zweck richtig erfüllen. Am Anfang dachte ich, ich könne ihr helf...