36. Ihre Gefühle

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Ich sitze auf meinem Bett und versuche die Fakten zu verkraften. Emy ist weg. Sie ging. Vielleicht für immer. Sie ging, um vielleicht nie wieder zurückzukehren. Auf diesen Gedanken sammeln sich Tränen in meinen Augen und mein Brustkorb zieht sich schmerzhaft zusammen. Sowas spürte ich nach meinem Tod nie. Nach meinem Tod hatte ich das Gefühl leer zu sein. Eine leere Hülle. Ich starre nur mit leeren Augen auf meine Hände, während ich spüre, wie die Tränen mein Gesicht runter fließen und sie fallen auf meine Handfläche. Ich würde es jedoch nicht glauben, wenn ich es nicht spüren würde. Denn diese eine Träne ist durchsichtig. Sie ist einfaches Wasser und kein Blut. Überrascht reiße ich meinen Kopf hoch und schaue in den Spiegel. Statt den schwarzen Augen mit den roten Pupillen und dem blutüberströmten Gesicht, sehe ich goldbraune Augen und ein Gesicht, das an den Stellen glitzert, wo die Tränen geflossen sind. Kein Blut. Einfaches Wasser. Die Ohren sind nicht mehr spitz, sondern rund, wie von jedem Mensch. Bin ... Bin das etwa ich vor meinem Tod? Ich vergaß ja komplett, wie ich aussah. Ein leichtes Lächeln huscht über mein Gesicht und ich berühre mein Spiegelbild. Da muss ich blinzeln und als ich meine Augen wieder öffne, sitzt auf dem Bett wieder der Junge der stark an Link erinnert, nur seine Augen sind schwarz mit roten Pupillen und Blut fließt aus ihnen. Mein Lächeln verschwindet sofort und ich nehme meine Hand vom Spiegel. Nun sitze ich regungslos auf meinem Bett und starre ausdruckslos mein Spiegelbild an, als ein aufgeregter Jeff die Tür aufreißt und zu mir rennt.

»Ben! Du wirst es mir nicht glauben, aber Emy ist zurück.«

Ungläubig drehe ich meinen Kopf zu ihm. Seine Augen strahlen aufgeregt und er lächelt. Na gut, wann tut er es nicht? Als er sieht, dass ich nicht reagiere, nimmt er mein Handgelenk und zerrt mich aus meinem Zimmer.

»Emy ist gerade durch die Tür gekommen. Sie ist völlig erschöpft und sie will unbedingt dich sehen. Wir haben natürlich alle gesagt, dass sie zuerst was essen soll, aber sie hat darauf bestanden dich zu sehen. Komm schnell, bevor sie noch zusammenbricht oder so.«

Jetzt werde ich auch aufgeregt. Vielleicht hat Jeff Recht und Emy ist zurück, also laufe ich ihm hinterher die Treppe runter. Im Wohnzimmer bleibe ich stehen und schaue mich um, doch ich sehe nirgendwo Emy. Nur die Proxys, die Karten spielen und Sally, die ihre Puppen in Ordnung bringt. Bittere Enttäuschung breitet sich in meinem Inneren aus. Ich weiß, es ist unwahrscheinlich, dass Emy auf einmal wieder auftaucht, aber trotzdem habe ich die Hoffnung, dass es passiert. Ich atme tief ein und drehe mich erneut zur Treppe, die Tatsache ignorierend, dass Jeff sich kaputt lacht. Schon wieder kehrt das brennende Gefühl in meine Augen zurück, also sprinte ich in mein Zimmer zurück und schließe mich dort ein. Wenn die anderen sehen würden, dass ich nur wegen eines Mädchens weine, über dem wir fast nichts wissen, würden sie es nicht verstehen. Sie könnten es nicht nachvollziehen, dass mir jemand so wichtig ist. Und so wirklich kann ich es auch nicht. Ich seufze und lasse mich auf mein Bett fallen. In der Hoffnung, dass es hilft, drücke in mein Kissen fest an meinen Körper, aber die erhoffte Hilfe bleibt aus. Enttäuscht vergrabe ich mein Gesicht in diesem und lasse einen langen Seufzer raus. Was ist bloß los mit mir? Wieso fühle ich mich so schlecht, nur weil Emy weg ist? Ich könnte es einfach hinnehmen und weiter mein Ding machen, so wie ich es machte, bevor Emy auftauchte. Ach ich sollte es einfach mir selber zugeben; Emy ist mir verdammt nochmal wichtig und ohne ihr fühle ich mich wieder so einsam. Ob es ihr auch so geht?Die Zeit vergeht, ohne dass ich es bemerke und auf einmal ist es wieder hell, also ist es morgen. Völlig unmotiviert und schlapp setze ich mich wieder auf und starre einfach die Wand an, während komplett unnötige und immer wiederkehrende Gedanken durch meinen Kopf schwirren. Dies nimmt ein Ende, als jemand an meine Tür klopft. Ich stehe nicht auf, habe einfach keine Energie dafür. Als jedoch das Klopfen etwas aggressiver wird, stehe genervt auf und öffne mit Schwung die Tür.

»Was denn?«, blaffe ich unfreundlich.

Erst jetzt merke ich, dass mich Sally mit ihren großen, aber klugen Augen anschaut. Überrascht schaue ich in diese. Was will sie jetzt von mir?

Zerbrochene Seele || Creepypasta FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt