22. Glücklich

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Die Töne des Spiels blenden alle andere Geräusche des Hauses aus. Das beruhigt mich, so bin ich in der Lage einige Dinge zu vergessen. Ich sage nur Emy. Ich fange gar nicht an darüber zu erzählen, wie sehr ihr Verhalten mich aufregt. Das wissen einige schon. Beim Frühstück ließ ich sie auch deutlich spüren, wie angepisst ich bin. Es schien sie nicht zu kümmern. Oder sie lässt mich das glauben. Ich seufze, schließe meine Augen, versuche alles auszublenden. Ich denke darüber nach wie es war, bevor Emy zu uns kam. Es war viel ruhiger. Wenn ein Haus voller Mörder ruhig bezeichnen kann. Ich lege die Konsole weg und denke nach.
Vielleicht war ich zu hart zu Emy. Sie ist schon ohnehin fertig, da braucht sie es nicht noch von ihren einzigen Freund angeschrien werden. Ich sollte mich bei ihr entschuldigen. Ja das tue ich. Ich stehe auf, plötzlich wird meine Tür aufgerissen. Ich erwarte schon, dass Eyeless oder so da steht und mich über Emy ausfragt, aber diese höchstpersönlich steht in der Tür. Sie starrt mich durch ihre Maske an. Ich verschränke meine Arme vor der Brust und frage verspottend:
"Denkst du, Regel Nummer 2 gilt nur bei dir? Hier bist nicht nur du die einzige, die es nicht mag, wenn Menschen einfach so in ihr Zimmer platzen."
"Tschuldigung", murmelt sie kaum hörbar und will schon die Tür schließen und wieder gehen.
"Warte!", rufe ich, "Wieso bist du hier?"
"Ich wollte mit dir über Gestern reden."
Ich nicke. Sie kommt rein und setzt sich auf mein Bett. Ich setze mich neben sie.
"Ich wollte ehrlich gesagt auch mit dir darüber reden", platzt es mir raus.
Emy kichert.
"Telepathie", sagt sie.
Ich muss auch lächeln.
"Also, was wolltest du genau sagen?", frage ich.
"Ich muss mich bei dir entschuldigen", fängt sie an, "Es ist nicht richtig, wie ich mit dir umgehe. Du bist immer so nett und geduldig mit mir, während ich dich meistens anschreie, obwohl ich kein wirklichen Grund dazu habe. Du achtest darauf, dass ich mich wohl fühle, du kümmerst dich um mich, passt auf mich auf. Ich bin dir sehr dankbar dafür. Auch wenn ich das nicht zeige. Außer meinem Bruder und Vater haben Menschen sich nie wirklich um mich gekümmert, deshalb weiß ich auch nicht, wie man in diesem Fall verhalten muss. Ich nehme es dir überhaupt nicht übel, dass du mich gestern beleidigt und angeschrien hast. Ich denke, ich habe es verdient. Aber ab heute verhalte ich mich gegenüber dich genauso, wie du es tust. Oder ich versuche es zumindest. Schließlich bin ich auch deine Freundin."
Ihre Worte dringen in meinen Kopf ein, klammern sich dort fest und bleiben dort. Ich gucke Emy lange an bis ich etwas sage.
"Ich verstehe, dass es für dich schwer ist unter Menschen zu sein, auch wenn ich den Grund nicht weiß."
Ich glaube Emy lächelt jetzt.
Unsicher lege ich einen Arm um ihre Schulter. Sie zuckt ein bisschen zusammen, aber sie lässt es zu. Also ziehe ich sie zu mir und umarme sie. Nach einigen Sekunden erwidert sie die Umarmung. Jetzt kann ich ihren Geruch identifizieren, sie riecht nach Wald. Nach trockenem Laub, der im Herbst den Boden schmückt. Sie riecht, wie der nasse Boden nach einem Regenschauer. Ich vergrabe mein Gesicht in ihre Haare. Ich bin froh Emy zu haben. Sie ist eine gute Freundin. Meine beste Freundin. Ich hätte nicht gedacht, dass mir jemals jemand so wichtig sein wird.
Nach langen Minuten löst Emy die Umarmung und fragt, ob wir rausgehen wollen. Ich sage Ja, so gehen wir raus. Es ist bereits Ende Sommer, dementsprechend ist es draußen angenehm warm. Nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt. Emy ist ganz lebhaft. Sie springt rum, jagt Schmetterlinge nach, sammelt die erste bunte Blätter vom Boden auf. Wie ein kleines, neugieriges Kind. Trotzdem kann man den Fakt nicht vergessen, dass in eine Scheide, die an ihr Gürtel befestigt ist, ein Dolch steckt. Und nur Zalgo weiß wie viele Leben dieser Dolch schon nahm. Wer weiß auch schon wie viele Leben ich am Gewissen habe. Ich lasse mich nicht von diesen Gedanken ablenken, jetzt ist es wichtig, dass ich mit Emy eine schöne Nachmittag verbringe. Die kleine Emy, die gar nicht so klein ist. Lächelnd folge ich das hüpfende Mädchen, bis wir an diese bestimmte Lichtung ankommen. Sie erzählte mir, dass sie mit Tom oft hier gewesen war. Und jetzt ist sie mit mir hier. Wir liegen im weichen Gras und gucken uns den hellblauen, schon fast weißen Himmel an. Diese Farbe beruhigte mich schon immer, Emy scheint es genauso zu gehen.
Nach langem Anstarren dreht sie sich zu mir und fängt an zu reden.
"Früher habe ich gedacht, dass ich immer ein Einzelgänger sein werde, dass ich keine Gesellschaft brauche. Aber jetzt sehe ich, es macht viel mehr Spaß mit jemand anderem Psychos zu sein."
Sie lacht und boxt mir freundschaftlich in den Schulter. Ich lache mit und piekse ihr in den Bauch, worauf sie aufquiekt. Wir halten jetzt unsere Bäuche vor lachen.
"Ja, zusammen scheiße anstellen ist viel lustiger, als alleine."
Plötzlich springe ich auf, hebe Emy hoch und werfe sie über meine Schultern. Sie schreit erschrocken auf, was dann sich in ein glückliches Lachen verwandelt. Mit ihren kleinen Händen schlägt sie gegen meinen Rücken, damit ich sie in Ruhe lasse, aber ich tue das nicht.
"Du Arschloch, jetzt lass mich runter!", schimpft sie, lacht jedoch dabei.
"Was kriege ich dafür?"
"Einen Tritt in die Eier."
Ich lache auf. Man kann Emy nicht ernst nehmen, wenn sie sowas sagt, aber man sollte es. Auch wenn sie zierlich und dünn ist, versteckt sich jede Menge Kraft in ihr. Ich frage mich, ob sie schon immer so war. War sie irgendwann mal do lebensfroh? Verbrachte mit ihr jemand jemals so viel Zeit? Sie hätte es verdient. Sie war sicher ein tolles, liebenswürdiges Mädchen. Das ist sie jetzt auf jeden Fall, abgesehen von ihren Wutausbrüchen. Sie verdient es nicht bei uns leben zu müssen, mit so viel Hass und Abscheu. Keiner von uns verdient das. Wir waren alle mal Menschen, die nur so leben wollten, wie alle andere. Wir hatten Hoffnungen, Träume, Ziele. Sie wurden uns genommen. Für "normale" Menschen sind wir nur gefühlslose Monster, die andere töten. Dabei sind wir nicht weiter mehr, als sie. Wir wurden enttäuscht, betrogen, belogen, vergessen. Getötet. Wir rächen und nur. Aber das verstehen nur die wenigsten.
Ich trage sie bis nach Hause, vor der Tür lasse ich sie runter. Ich glaube sie wirft mit jetzt einen Todesblick entgegen, lächelt aber trotzdem. Bevor ich die Tür aufmache, umarmt sie mich so stürmisch, dass ich paar Schritte nach hinten gehen muss, und flüstert:
"Danke für alles Ben. Einen besseren Freund als dich kann man sich gar nicht wünschen. Du hast einen richtigen Talent dafür Menschen zu helfen. Und mit dir kann man echt Spaß haben."
Ich erwidere ihre Umarmung.
"Ich danke dir auch für alles Emy. Dank dir bin ich nicht mehr so allein."

Hey Schokokekse!
Ich brauche auch einen besten Freund, mit dem ich scheiße machen kann. (T^T)
Wattpad ist behindert, nach seiner Meinung habe ich "Geheime Gedanken" zweimal veröffentlicht. Really? (T-T) Und ich habe eine neue Geschichte. My completely normal life with Ben Drowned.

Joa, würde mich freuen, wenn ich vorbei schauen würdet, damit ihr sieht, dass ich nicht nur depressive Scheiße schreiben kann, sondern manchmal ziemlich lustig bin

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Joa, würde mich freuen, wenn ich vorbei schauen würdet, damit ihr sieht, dass ich nicht nur depressive Scheiße schreiben kann, sondern manchmal ziemlich lustig bin. (^~^)
Ben: Ha, genau. Du und lustig.
Shut the fuck up bitch!

Äh, yeah I think said everything. Oh warte, morgen fahren wir auf Klassenfahrt nach Berlin, also wird wahrscheinlich nicht viel kommen. Nicht, dass ich besonders oft update.
Bye Schokokekse.

LG Emy

Zerbrochene Seele || Creepypasta FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt