Emy und ich sitzen am See und sie wirft Steine ins Wasser, während ich nur Löcher in die Leere starre. Ich könnte eigentlich auch Steine ins Wasser werfen, aber ich sehe irgendwie nirgendwo Steine. Woher Emy sie nimmt, weiß ich also daher nicht. Obwohl, es würde mich nicht überraschen, dass sie extra welche in ihren Hosentaschen hat, damit sie dann in Seen werfen kann. Ich kann es mir eigentlich ganz gut vorstellen. Und je länger ich darüber nachdenke, desto absurder wird der Gedanke, bis ich nur noch lachend da sitze. Darauf dreht sich Emy zu mir und guckt mich nur schweigend an. Als ich dann auch noch liegend im Gras liege, beugt sie sich über mich und fragt mit einer besorgten Stimme:
»Ben, alles klar bei dir? Soll ich eventuell einen Arzt rufen? Oder vielleicht einen Psychologen?«
Wegen dieser Fragen muss ich nur noch mehr lachen und paar Minuten später zappele ich nur noch auf dem Boden rum. Ich spüre Emys verstörte Blicke auf mir, aber ich kann mich einfach nicht darum kümmern. Als ich dann auch noch anfange zu husten, höre ich, wie Emy weggeht. Ich will mich schon aufsetzen und ihr sagen, dass sie zurückkommen soll, da spüre ich kaltes Wasser auf mein Gesicht. Empört schnappe ich nach Luft und gucke zu Emy, die neben mir steht.
»Hast du dich endlich beruhigt oder hätte es mehr Sinn dich komplett in den See zu werfen?«, fragt sie mit einem genervten Ton und sie verschränkt ihre Arme vor ihrer Brust.
»Versuch es nur und dann landest du ganz schnell da drin«, erwidere ich mit einem frechen Grinsen und stehe auf.
Darauf weicht Emy paar Schritte nach hinten, als hätte sie Angst, dass ich sie wirklich in die Tiefe werfe. Ich lache nur und setze mich wieder hin. Emy zögert kurz, dann setzt sie sich auch, nur mit einem gewissen Abstand zu mir. Frech lächelnd nähere ich mich und in einem unerwarteten Moment hebe ich sie hoch, werfe sie über meine Schulter und unter ihre protestierende Schreie gehe ins Wasser. Je tiefer ich dringe, desto panischer wird sie und schließlich zappelt sie so heftig rum, dass ich sie kaum festhalten kann, da stelle ich sie lieber ab. Sobald sie auf festem Boden steht, fängt sie an mich zu schlagen, wo sie nur kann. Es scheint sie nicht mal zu interessieren, dass sie in hüfthohem Wasser steht und dementsprechend ihre Hose und Schuhe komplett durchnässt sind.
»Du scheiß Arschloch, weißt du, was für ein Schreck du mir eingejagt hast?«, schreit sie völlig außer sich und schlägt dazu auch noch kräftig gegen meinen Arm, »Stirb!«
Damit schubst sie mich, ich verliere mein Gleichgewicht und falle ins Wasser. Sofort springe ich wieder auf und schon will Emy mich wieder unter Wasser drücken, da halte ich ihre Hände fest und ich schaue ihr in die Augen. Zumindest dahin, wo ich sie vermute.
»Was soll das? Ich habe mir nur ein bisschen Spaß erlaubt.«
»Schön, aber du weißt ganz genau, dass ich nicht schwimmen kann.«Ich beiße mir auf die Unterlippe und lasse ihre Hände los. Natürlich weiß ich das und ich hatte auch nicht vor das auszunutzen. Ich wollte sie nur ein bisschen Ärgern. Wir starren uns in Stille noch etwas an, dann macht sich Emy auf dem zurück zum Ufer, was im Wasser und auf dem schlammigen Boden etwas schwer ist. Aber nur etwas. Zugegeben, sie hätte es leichter, wenn sie lieber dahin schwimmen würde, aber na ja... Sie kann nicht. Darauf kommt mir eine Idee, die genauso absurd, wie dumm ist.
»Emy, warte!«, schreie ich und folge sie.
Sie ist schon ein gutes Stück vor mir, aber sie dreht sich trotzdem um und wartet geduldig, bis ich sie einhole. Als ich bei ihr ankomme, lege ich meine Hand auf ihre Schulter.
»Willst du denn nicht jetzt schwimmen lernen?«, frage ich sie, nicht einmal wissend was für eine Antwort ich erwarte.
Emy senkt nur ihren Kopf und fixiert mit ihrem Blick das Wasser, was uns inzwischen nur noch bis zu den Knien reicht. Unsicher lächele ich sie an und langsam bekomme ich Angst, dass sie mich allein wegen dieser Frage wieder ertränkt. Doch dann hebt sie ihren Kopf wieder und dreht sich zu mir.
»Ich- ich kann es versuchen. Eigentlich wollte ich schon immer schwimmen lernen, aber ich habe mich nicht getraut, weil ich Angst hatte jemanden in Gefahr zu bringen. Ich und Wasser kommen eigentlich nicht so gut aus.«
»Guck, ich verstehe, dass der Fall mit deiner Mutter dich verunsichert hat, aber das war nur ein Vorfall.«
Darauf erwidert Emy nichts und ich weiß auch nicht was gerade in ihrem Kopf abgeht. Blöde Maske. So kann man doch mit niemandem ein normales Gespräch führen. Als die Stille schon seit Minuten andauert, fange ich an auf meine Unterlippe zu kauen, bis ich Blut schmecke. Das habe ich auch gut gemacht. Emy sagt immer noch nichts und ich vermute, sie ist gerade total in Gedanken versunken, also will ich was sagen, aber genau dann fängt Emy an zu erklären.
»Das war nicht der einzige Vorfall. Einmal habe ich in der Küche ein Glas Wasser ausgeschüttet und als mein Vater rein gekommen ist, ist er ausgerutscht und ist fast so geendet, wie meine Mutter. Oder ein anderes Mal habe ich Toms Auge fast mit einem zu starkem Wasserstrahl aus dem Wasserschlauch getroffen. Aber wir hatten auch mal einen Hund, den ich aus Versehen ertränkt habe, als ich ihn gebadet habe.«
Okay, vielleicht kommen sie und Wasser doch nicht so gut aus. Trotzdem versuche ich sie vom Gegenteil zu überzeugen.
»Ist doch nicht schlimm. Kann sein, dass du noch jung warst.«
»Ich war zehn, als mein Hund ertrunken ist«, gibt Emy gelangweilt zurück und ich kann mir schon einen skeptischen Blick ihrerseits denken.
»Oh.«
Das ist das einzige was ich sagen und darauf gehe ich paar Schritte von ihr zurück. Nur so als Sicherheit. Es ist so scheiße Emys Gesichtsausdrücke bei solchen Aktionen von mir nicht sehen zu können. Ich könnte mich bestimmt toll darüber amüsieren.
»Äh Ben, was wird das?«
»Sicherheitsabstand.«
»Junge, bist du dumm, du bist doch schon gestorben!«, schreit Emy mit einem verkneiften Lachen, aber dann bricht es aus ihr heraus.
»Zalgo weiß nur, was du anstellen könntest«, erwidere ich, ebenfalls lachend.
So stehen wir für einige Minuten im Wasser und lachen uns den Arsch ab. Als das Emy anscheinend langweilig wird, fängt sie an Wasser auf mich zu spritzen. Ich wackele darauf nur dumm mit meinen Händen vor meinem Gesicht, wie ein geistlich zurückgebliebenes Kind. Dann trete ich an sie, schmeiße sie um und fange an sie zu kitzeln, stets darauf achtend, dass kein Wasser in ihr Gesicht kommt.
»Nein, bitte nicht«, lacht sie mit einer hohen Stimme.
Ihr Lachen steckt mich an, so lege ich mich einfach neben sie ins Nasse und lache mit ihr. Unsere Klamotten sind ganz durchnässt, was in der Kälte nicht ganz so angebracht ist und dazu habe ich noch schon Schmerzen und mein Körper kribbelt etwas. Als ich auf meine Hände gucke, sehe ich nur kleine, große Quadrate. Darauf seufze ich nur und stehe auf. Ich helfe Emy hoch und wir gehen zurück ans Ufer. Ich sage, wir sollen zurück nach Hause gehen, aber sie scheint das nicht zu wollen.
»Willst du mir jetzt nicht das Schwimmen beibringen?«, fragt sie mit einer etwas enttäuschten Stimme.
»Na ja, irgendwie schon, aber es wird jetzt kalt und mein Körper verträgt nicht so gut viel Wasser«, sage ich nervös lachend und zeige ihr meine Hände.
Sie schnappt nach Luft, aber fängt dann sofort an zu lachen.
»Wir legen dich einfach in Reis.«
Ich gucke sie nur verwirrt an, aber dann verstehe ich die Anspielung und lache mit ihr. Inzwischen habe ich schon richtige Bauchschmerzen und Emy scheint es genauso zu gehen, da sie ihre Hände gegen ihren Bauch drückt und sich etwas krümmt, aber sie lacht trotzdem weiter. Als wir uns einigermaßen beruhigen, gehe ich Richtung Mansion, aber Emy springt vor mich und fragt aufgeregt:
»Aber das nächste Mal bringst du es mir bei, okay?«
»Okay, versprochen«, antworte ich lachend.
Ich muss natürlich darauf denken, dass es mit der Zeit wieder kälter, aber wir lösen das schon irgendwie. Ich darf ja meine Freundin nicht enttäuschen. Auf diesem Gedanken muss ich lächeln und so folge ich Emy nach Hause.
DU LIEST GERADE
Zerbrochene Seele || Creepypasta FF
Hayran Kurgu»Sie ist wie ein zerbrochenes Glas. Du klebst es zwar vielleicht wieder zusammen und gehst damit vorsichtiger um, aber es wird nie wieder das gleiche Glas sein, es wird nie wieder sein Zweck richtig erfüllen. Am Anfang dachte ich, ich könne ihr helf...