„Wenn du irgendwelche Fragen hast, kannst du sie gerne jederzeit stellen", meinte Alea mit einem freundlichen Ton, zu dem skeptischen Dudelsackspieler, der den unschuldigen Kuss nicht vergessen hatte.
Aber er ging nicht darauf ein, sondern sah sich in dem Wohnzimmer um, dass der Größere ihm gerade genauer gezeigt und ‚erklärt' hatte. „Was ist das?" kam dann auch prompt die erste Frage von ihm.
Alea lachte als er dem Blick des Kleineren gefolgt war. „Das ist ein Miniaturgarten... tatsächlich habe ich den von dir zum Geburtstag geschenkt bekommen."
Luzi hob eine Augenbraue und musterte die Schublade die man mit verschiedenen Blümchen und Pflanzen dekoriert hatte. Selbst Miniaturgartenmöbel standen in der Mitte des ‚Gartens', sowie zwei Figuren, die ihnen verdächtig ähnlich sahen. „Und warum?"
„Weil ich einen eigenen Garten wollte, zum Trainieren und Meditieren. Das ist momentan aber nicht möglich, wegen der Wohnung. Und in ein Haus ziehen, wollten wir nicht."
„Ah ja..." der Schwarzhaarige legte den Kopf schief, befand es aber dann für besser, nicht weiter darauf einzugehen. Stattdessen ließ er seinen Blick weiter durch den Raum gleiten.
Er blieb auch kurz an dem Regal mit den Büchern hängen, aber da sich schon wieder leichte Kopfschmerzen anbahnten, stellte er auch hier keine Fragen mehr.
„Ja..." Alea räusperte sich und gewann so die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen wieder, der ihn erwartungsvoll anblickte. „Ich hab da übrigens noch was für dich."
„Oh?" er war neugierig geworden, aber innerlich fürchtete er sich auch ein wenig vor diesem ominösen ‚Geschenk'. Würde das wieder so eine Kuss-Aktion werden? Falls dies der Fall sein sollte, würde er dem Sänger aber mal ordentlich die Leviten lesen, soviel stand fest. Einmal war ja bekanntlich kein Mal und er konnte den Anderen ja auch verstehen. Auf eine gewisse Weise. Aber er sollte es nicht übertreiben! Auch wenn es ganz süß war, dass er die Decke nochmal gerichtet hatte...
„Warte kurz", und mit diesen Worten, war Alea auch schon im Flur verschwunden und ließ einen verdutzten Luzi zurück, der ihm verwundert nachsah. Was hatte Alea nur vor?
Luzi musste nicht lange warten, bis der Sänger wieder langsam ins Wohnzimmer trat. Ein Grinsen war auf seinem Gesicht erschienen und er verbarg Etwas hinter seinem Rücken.
„Also... es war zwar nicht abgemacht und wir haben auch nicht drüber gesprochen, aber... naja", er räusperte sich und holte das unbekannte Objekt hervor.
Zum Vorschein kam eine Transportkiste, die er ohne weitere Worte auf den Boden vor Luzis Füße stellte. Dieser blickte skeptisch zu der Box, aus der es leicht rappelte. Derweil war Aleas Grinsen noch ein wenig breiter geworden, während er sich auf den Boden kniete, etwas weiter entfernt und ungeduldig darauf wartete, dass Etwas passierte. Er wollte unbedingt die Reaktion seines Liebsten mitbekommen.
Zögerlich ließ Luzi sich ebenfalls auf die Knie sinken und fing an die Transportbox zu öffnen. Er war sich der dunkelbraunen Augen bewusst, die ihn haargenau beobachteten, aber er ignorierte sie gekonnt. Zu groß war seine Neugierde. Er wollte unbedingt herausfinden, was denn da in der Kiste raschelte, obwohl er schon so eine Ahnung hatte.
Endlich war die Transportbox offen und Luzi wich ein wenig zurück. Er wollte das Tier ja nicht einschüchtern, sondern dafür sorgen, dass es zu ihm herauskam. Dabei musste man Geduld haben. Bei Maia hatte es einen halben Tag gebraucht, bis sie sich endlich hinaus getraut hatte und ihre ersten Schritte in ihrer neuen Heimat gemacht hat. Muffi war da etwas mutiger gewesen. Kaum hatte Luzi mit den Leckerließ geraschelt, war der damals noch nicht kastrierte Kater – den er eigentlich nur angeschafft hatte, damit Maia nicht alleine war – aus der Box gesprungen und hungrig auf ihn zu gekommen. Jedes Tier war nun mal anders, wie auch jeder Mensch anders war.
Zu seiner großen Überraschung dauerte es nicht lange, bis ein junges Kätzchen aus der Box tapste. Es war größtenteils rötlich, aber hier und da hatte es schwarze Akzente. Um das linke Auge, war das Kätzchen schwarz, wie auch die Ohren und die kleinen Pfötchen. Auch die Schwanzspitze war dunkel. Alles in Allem, sah sie furchtbar süß aus, mit ihren dunklebraunen Augen, die ihn neugierig musterten. Das kleine Kätzchen, es war ein Weibchen, stellte Luzi fest, setzte sich vor ihn und miaute ihn einmal an, bevor sie weiter auf ihn zu stolperte. Sie schnüffelte neugierig an der Hand, die der Schwarzhaarige ihr hinhielt und schien zufrieden mit dem zu sein, was sie roch. Denn als nächstes schmiegte sie sich eng an und schnurrte glücklich als der Dudelsackspieler begann, sie zu streicheln.
Alea konnte nicht anders und zückte unauffällig sein Handy, um ein paar Bilder zu schießen. In diesem Moment, war er sich nicht sicher, wer süßer war. Sein Luzi, oder die kleine Miezekatze. Da hatten sich scheinbar Zwei gesucht und gefunden, so wie sein L strahlte und die Katze schnurrte.
„Wie heißt sie?" fragte das L schließlich.
„Sie hat keinen Namen. Becca, also meine Schwester, hat sie bei sich zu Hause im Garten gefunden und ich dachte... ich dachte du würdest dich freuen. Stubenrein ist die kleine Katzendame schon, dafür hat Becca gesorgt und beim Tierarzt war das Knäuel auch schon längst."
„Okay", antwortete Luzi. Der größte Teil seiner Aufmerksamkeit lag auf dem kleinen Stubentiger. Die kleine Katze hatte es sich nun auf seinem Schoß gemütlich gemacht hatte und sich zu einem Ball zusammengerollt. Ihre dunklen Augen waren geschlossen, doch sie schnurrte immer noch leise, während Luzi sie hinter den Ohren kraulte. „Wie wäre es mit... Salome?"
Alea blinzelte ein paar Mal. „Wie..." er musste sich räuspern, da seine Stimme drohte zu versagen, „wie kommst du auf den Namen?"
Der Jüngere zuckte jedoch nur mit den Schultern und sah ihn auch nicht an. „Keine Ahnung. Schoß mir einfach durch den Kopf."
„Okay." Ein kleiner Hoffnungsschimmer machte sich in der Brust des Sängers breit und drohte zu einem ausgewachsenen Feuer zu werden. Das musste er jedoch verhindern, er durfte seinen Ehemann nicht zu sehr drängen, das hatte der Arzt ihm gesagt. „Ist ein schöner Name." Er lächelte. Genau rechtzeitig, denn Luzi blickte in diesem Moment zu ihm, ebenfalls mit einem Lächeln.
„Danke schön", nuschelte er verlegen.
„Kein Problem." Er wusste doch, wie sehr sein kleines L und auch Muffi nach Maias Tod gelitten hatten. Muffi sogar so schlimm, dass er kurz darauf an Trauer gestorben ist. Und Alea kannte seinen Mann nun lange genug um zu wissen, dass er gelogen hatte. Er hatte gesagt, dass er erst einmal abwarten wollte. Aber er war durchschaut. Er wollte nur nicht, dass ein weiteres Tier starb. Aber so war das Leben. Mit jedem Tier und jedem Menschen, den man in sein Leben ließ, holte man sich auch ein kleines Stückchen Tod hinein. So war das. Aber das war kein Grund sich abzuschotten, oder sich zu isolieren.
„Also für die Katze..." fügte das L noch schnell hinzu.
Alea nickte bestätigend. „Gerne doch." Und wie gerne er jetzt den Abstand zwischen ihnen überbrückt hätte, einzig um seinen Lieblingsmenschen in eine dicke Umarmung zu ziehen. Aber selbst das war ihm wohl verwehrt.
Der Sänger erhob sich schließlich, um die Box wieder zu verstauen. Die brauchten sie jetzt wohl nicht mehr. Außerdem hatte Salome den Behälter sowieso nicht gemocht. Es war schon ein Akt gewesen sie beim ersten Mal da hinein zu bekommen, als er sie bei Becca abgeholt hatte, geschweige denn jetzt, weil er Luzi ja hatte überraschen wollen. Bis dato hatte die Katzendame nämlich bei ihm im Gästezimmer genächtigt, versteckt vor ihrem neuen Herrschen. Es waren ja auch nur zwei, drei Tage gewesen, mehr nicht. Und jetzt würde sie ja auch den Rest der Wohnung zur freien – fast komplett frei jedenfalls, denn in der Speisekammer wollte Alea sie definitiv NICHT haben – Verfügung haben.
Als er dann wieder ins Wohnzimmer kam, saß Luzi immer noch auf dem Boden, mit dem Rücken an der Couch angelehnt. Die Katze hatte er auf den Arm genommen und sie kuschelten zufrieden miteinander. Schnell schoss der Sänger noch ein Foto ohne das der ehemalige Rotschopf es mitbekam und stellte es sich als neuen Hintergrund für sein Handy ein. Er hatte sowieso ein Neues machen wollen und das bot sich doch an. Und die restlichen Fotos konnte man später in die Fotoalben kleben. Er nickte innerlich. Das war doch mal ein Plan.
Und während er das dachte, beschloss Luzi für sich, dass dieser Alea doch eigentlich ein ganz Netter war.
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Wenn Schicksalsschläge uns ereilen
RomanceFortsetzung zu „Auf Ewig Vereint" (und damit 4. Teil in der Aluzi Reihe... unglaublich, oder?), ich empfehle die anderen FFs zuerst zu lesen. Schicksalsschläge können Jeden zu jeder Zeit treffen. Und sie haben die schreckliche Angewohnheit, dass die...