Die Saltaten hatten Schichtwechsel betrieben, während sie darauf warteten, dass das kleinste Mitglied endlich aufwachte. Einzig Alea war nicht von der Seite seines Ehemannes gewichen, er hatte auch den Kaffee abgelehnt, der ohnehin nicht wirklich toll gewesen war.
Gerade fand einer dieser Schichtwechsel statt. Dieses Mal sollten Falk, Elsi und Till etwas frische Luft schnappen können und sich vielleicht beim nahgelegenen Bäcker einen kleinen Snack gönnen, als von dem Verletzten ein schmerzhaftes Stöhnen ertönte.
Mit einem Schlag, waren Alle aufmerksam und keiner dachte mehr daran, hinauszugehen. Am schlimmsten war Alea, der von seinem Stuhl aufgesprungen war und sich leicht auf die Matratze kniete und sich über Luzi beugte, der eine Grimasse schnitt während er langsam weder ins Reich der Wachen drang.
„Luzi", flüsterte Alea liebevoll und strich sanft über die Wange des Kleineren. Dieser müsste sich auch nochmal rasieren, stellte er dabei sinnloser Weise fest. „Hey Schatz. Alles gut... ganz ruhig. Ich bin ja bei dir." Er hatte alles Andere komplett ausgeblendet.
Luzi presste die Zähne stark aufeinander, öffnete nach einer gefühlten Ewigkeit dann seine Augen wenigstens einen spaltbreit, nur um sie dann direkt wieder mit einem Stöhnen zu schließen.
„Warte, ich mal das Licht aus", sagte Elsi und eilte schon zum Anderen Ende des Raumes, während Till die Vorhänge zuzog, so dass nur ein kleiner Spalt offen blieb, der aber nicht direkt auf das Bett und den Verletzten fiel. Jean drückte derweil den Knopf, um den Arzt zu rufen.
Dieses Mal klappte der Versuch die Augen zu öffnen dann auch schon um einiges besser. Luzi blinzelte ein paar Mal, sah sich verwirrt um und seine strahlendblauen Augen, die einen leichten Grauton noch hatten, blieben dann auf dem blonden Sänger liegen.
„Hey du", grüßte Alea, als er die volle Aufmerksamkeit seines Ehemannes hatte.
„Wo..." er sah sich wieder verwirrt um, „bin ich?"
Der Arzt hatte ihnen ja gesagt, dass Luzi orientierungslos sein könnte. Deswegen antwortete Alea ruhig: „Du bist im Krankenhaus... du warst in einem Autounfall verwickelt."
„Mhm", er machte ein nachdenkliches Geräusch. Dann wollte er Arme heben, um sich mal übers Gesicht zu streichen, musste aber feststellen, dass das nicht ging. Verwirrt sah er hinab, nur um festzustellen, dass eine seiner Hände festgehalten wurde. Seine Stirn runzelte sich und ein angestrengter Ausdruck machte sich auf seinen Zügen breit. „Was wird das?" fragte er etwas forsch und zog an seiner Hand.
Nun war es Alea, der verwirrt auf seinen Liebsten blickte. Aber er schüttelte den Kopf und schob es auf die Gehirnerschütterung. „Ich halte deine Hand?" er war mehr eine Frage, als eine Antwort gewesen.
„Das sehe ich selbst", fauchte Luzi. Das war wohl die erhöhte Reizbarkeit, die der Arzt erwähnt hatte. „Aber was soll das?"
Der Sänger tauschte einen verwirrten Blick mit Lasterbalk, der eine dunkle Vorahnung hatte. „Luzi... ich..." er räusperte sich und zwang sich in die böse funkelnden, blauen Augen zu sehen. Irgendetwas lief hier falsch.
„Luzi" der Bandpapa hatte beschlossen einzugreifen und seine Theorie zu testen. Sofort blickte der ehemalige Rotschopf zu ihm. „Erkennst du mich?"
„Nein... sollte ich? Sind Sie der Arzt?" sein Blick war zweifelnd, als er den Lästerlichen genauer ansah.
„Nein", der Lästerliche schüttelte den Kopf und warf sich der geweiteten und erschrockenen dunkelbraunen Augen seines langjährigen Freundes durchaus bewusst. „Ich bin Lasterbalk, einer deiner Bandkollegen. Wir ALLE sind deine Bandkollegen."
„Was? Ihr seid nicht meine Jungs von Schelmish!"
„Wir sind deine Jungs von Saltatio Mortis. Du hast Schelmish schon vor Jahren verlassen und die Band gibt es inzwischen auch nicht mehr", erklärte der große Trommler.
Ungläubig starrte Luzi ihn an. „Ihr verarscht mich! Und lass mich jetzt endlich los!" fauchte er dann noch den Sänger an, der daraufhin dreinblickte, als hätte Luzi ihn geschlagen. Aber er tat, wie ihm geheißen.
In just diesem Moment betrat ein Pfleger den Raum. Er stockte, da das Licht gedämpft war, schaltete es zum Leidwesen Aller wieder ein und merkte dann aber schnell, dass der Patient wohl aufgewacht war. Jedenfalls nickte er den Besuchern zu und verschwand dann genauso schnell, wie er gekommen war. Wahrscheinlich um den Arzt zu holen.
„Wer ist Alea?" hallte Luzis Stimme durch den Raum und sofort war die Aufmerksamkeit der anderen Saltaten wieder auf ihm. Sie sahen, dass er seinen Ring abgenommen hatte und ihn am Begutachten war.
„Ich", ertönte die Stimme des Sängers. Luzi blickte zu ihm und dann wieder zu dem Ring. Er bemerkte auch das identische Schmuckstück an der Hand des Blonden.
„Meine Bandkollegen sagtest du", er hielt sich den Kopf und hatte eine schmerzverzerrte Grimasse aufgesetzt. „Ist das... ein Freundschaftsring, oder...?"
„Ich glaube", schaltete sich schnell Falk ein, der den leidenden Ausdruck auf Aleas Gesicht gesehen hatte, „es ist besser, wenn wir den Beiden jetzt etwas Zeit alleine gönnen."
Die Zustimmung kam zögerlich, aber alle Saltaten verließen den Raum, bis nur noch Luzi und Alea zurückblieben.
Mit einem Seufzer ließ Alea sich auf den Stuhl fallen, der immer noch an Luzis Bett stand. Betreten schaute er auf seinen Schoß, wo er seine eigenen Finger knetete, ein klares Zeichen, dass ihm das Gespräch unangenehm war.
„Das ist kein Freundschaftsring", er hielt inne, um seinen eigenen Ring abzunehmen, in dem in geschwungener Schrift ‚Luzi' und das Datum ihrer kirchlichen Trauung eingraviert war. „Du... ich... wir sind verheiratet. Das ist unser Ehering."
„Das ist nicht lustig!"
Alea musste sich zwingen, nicht direkt wieder zu weinen. Das hier war sein Ehemann, sein liebster Mensch auf Erden und dieser konnte sich noch nicht einmal an ihn erinnern. Kein Wunder, dass es sich anfühlte als hätte man ihm das Herz aus der Brust gerissen. Der Sänger zwang sich aufzusehen.
„Das ist es nicht", stimmte er mit überraschend fester Stimme zu. „Es ist sogar verdammt traurig, dass du dich nicht mehr an mich und unsere Hochzeit, geschweige denn an die Anderen und die Zeit die wir Alle miteinander verbracht haben, erinnern kannst."
Blankes Entsetzen war auf dem Gesicht des ehemaligen Rotschopfes zu sehen. Dann begann er heftig den Kopf zu schütteln. „Ich kann nicht... du bist nicht... verdammt, ich bin nicht schwul!"
„Du bist bi", sagte Alea schwach. Das hatte Luzi ihm jedenfalls damals gesagt.
Entsetzt und angeekelt zugleich, war der Gesichtsausdruck des Kleineren. „Ganz sicher nicht."
„Aber..."
„Hör zu... Alea, ja? Ich hab es probiert, aber ich stehe nicht auf Männer... das ist..." er schauderte bei dem Gedanken.
Aleas gesamte Welt war gerade, binnen weniger Sekunden, zerstört worden. Tief im Innern hoffte er, dass Luzi sich über die Jahre verändert hatte und dass sein Ehemann ihn diesbezüglich nicht angelogen hatte. Aber warum sollte er? Es machte doch keinen Sinn. Warum sollte Luzi sonst eine Beziehung mit ihm eingegangen sein, warum sollte der Schwarzhaarige ihn sonst geheiratet haben, wenn er ihn nicht wirklich und aufrichtig liebte? Sicherlich nicht, weil er sich nicht getraut hatte ‚nein' zu sagen, oder? Und ganz sicher auch nicht wegen der Publicity? Das machte Alles einfach keinen Sinn.
Zum Glück trat in diesem Moment der Arzt von vorhin in den Raum und dem Sänger blieb jegliche Antwort erspart. Er konnte es sogar so drehen, dass er kurz flüchten konnte, nur um sich auf dem Flur dann in Lasterbalks Arme zu flüchten und sich an diesen zu krallen und seiner aufgestauten Emotionen freien Lauf zu lassen.
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Wenn Schicksalsschläge uns ereilen
RomanceFortsetzung zu „Auf Ewig Vereint" (und damit 4. Teil in der Aluzi Reihe... unglaublich, oder?), ich empfehle die anderen FFs zuerst zu lesen. Schicksalsschläge können Jeden zu jeder Zeit treffen. Und sie haben die schreckliche Angewohnheit, dass die...