Was soll ich nur machen

286 11 0
                                    

Nachdem Raphael gegangen war lag ich einfach nur so da und starrte an die Decke. Mir gingen tausend Fragen durch den Kopf, doch ich konnte mir keine Beantworten. Ich weiß nicht wie lange ich so da lag und nichts machte, als eine Krankenschwester ins Zimmer kam. „Guten Abend. Ist bei ihnen alles in Ordnung?“  Ich antwortete ihr wie automatisch „Ja alles ok.“.
Warum fragten immer alle ob alles in Ordnung ist? Ich meine sah man mir nicht an das es mir wohl ziemlich beschissen geht und ich ganz gerne meine Ruhe hätte. „Okay kann ich ihnen irgendwas bringen?“ fragte sie mich, es klang weniger nett sondern mehr als ob sie mich das fragen müsste. 
„Nein ich hätte ganz gerne meine Ruhe.“ zickte ich die Krankenschwester an, ich hatte wirklich keine Lust mehr auf sie.
„Na dann will ich sie beim allein sein nicht weiter stören.“ und schon war sie aus dem Zimmer verschwunden. Na die muss ihren Beruf aber wirklich lieben dachte ich sarkastisch. Auf einmal fühlte ich mich ziemlich allein und ich wollte einfach nur ein wenig Gesellschaft, aber die würde ich heute wohl nicht mehr bekommen, also versuchte ich zu schlafen. Nachdem ich mich erst nur hin und her wälzte schaffte ich es tatsächlich noch in einen leichten und traumlosen Schlaf zu finden.

Ich wachte am nächsten Morgen durch ein klopfen an der Tür auf, so rief ich ein verschlafenes „Herein!“. Es trat ein Mann im mittleren Alters ein, er sah sehr Freundlich aus und er lächelte mich an 
„Guten Morgen Ms. Shepard. Ich bin Dr. Hawkins und ihr Arzt. Ich habe sie auch schon gestern untersucht, was sie sicher nicht mitbekommen haben. So wie es aussieht, können sie heute schon wieder nach Hause, allerdings werde ich sie für den Rest der Woche krank schreiben. Sie müssen sich noch ausruhen und vor allem genug essen und trinken, sie haben ein wenig Untergewicht und Eisenmangel, dadurch ist ihr Kreislauf nicht wirklich gut. Sicherlich wird es ihnen auch gut tun, wenn sie einmal Täglich eine Eisentablette zu sich nehmen. So und jetzt hab ich genug geredet und sie dürfen sich fertig machen, wenn sie wollen kann ich ihre Eltern anrufen, damit sie abgeholt werden können.“
Okay das waren viele Informationen auf einmal, dennoch antwortete ich ihm „Okay alles klar. Danke es wäre sehr nett wenn sie meine Eltern anrufen würden.“ 
„Gut, dann hoffe ich, dass sie sich schnell erholen werden und wünsche ihnen Gute Besserung. Auf Wiedersehen.“
„Danke. Auf Wiedersehen.“  murmelte ich, dann stand ich auf und sah mich um. Ich hatte keine Ahnung was ich anziehen sollte und meinen Schlafanzug konnte ich ja schlecht anbehalten. Moment, ich hatte meinen Schlafanzug an. Wahrscheinlich hatten meine Eltern ihn mir mitgebracht und vielleicht ja auch noch Sachen die ich jetzt anziehen könnte. Ich sah mich ein weiteres mal um, dann sah ich eine meiner Taschen neben dem Bett. Ich schaute rein und tatsächlich war eine Jeans und ein Pullover drin. Also ging ich in das Bad, machte mich ein wenig frisch und zog mich um. Als ich wieder raus kam, war meine Mom schon im Zimmer und wartete auf mich. Ich nahm meine Sachen und wir fuhren nach Hause. 
Dort angekommen zwang meine Mom mich regelrecht etwas zu essen. Ich stopfte alles in mich hinein, was sie mir hin stellte und das war gewiss nicht wenig. Anschließend ging ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Ich wollte einfach allein sein und nachdenken. 
Was sollte ich nur machen? Ich war wirklich verwirrt. Einerseits war ich froh, dass Raphael so offen zu mir gewesen war und mir die Wahrheit gesagt hatte und vor allem, dass er in mich verliebt war, denn ich konnte es nicht mehr leugnen, ich hatte mich ebenfalls in ihn verliebt und zwar ziemlich heftig. Aber ich war auch ein wenig enttäuscht, dass er Gideon so etwas antun konnte, das hätte ich wirklich nicht von ihm gedacht. Was wäre wenn ich das alles vergessen würde und mich einfach auf Raphael einlasse? Meint er das wirklich ernst? Hat er sich verändert oder ist er immer noch so wie er es in Frankreich war?
Ich fing an zu weinen, ich konnte nicht mehr. Warum musste das Leben nur so kompliziert sein? Konnte nicht einmal was einfach sein, ohne das irgendwas schief geht? 
'Oh Gott Gwendolyn! Jetzt verfalle mal nicht in Selbstmitleid, so schlimm war dein Leben bis jetzt  doch gar nicht. Nein, im Gegensatz bis jetzt war immer alles schön und ziemlich unkompliziert. Nur weil einmal was nicht glatt lief ist dein Leben doch nicht gleich scheiße!´ rief ich mich selbst zur Ordnung. Und trotzdem konnte ich mich mit diesen Worten nicht wirklich selber beruhigen, also beschloss ich Les eine SMS zu schreiben :
Hey Les!
Ich bin wieder zu Hause und du glaubst nicht was Raphael mir gestern erzählt hat. Ich bin wirklich verwirrt kannst du bitte bitte nach der Schule zu mir kommen?
Hdgdl:*
Sie saß zwar gerade im Unterricht, aber das war mir ziemlich egal, die meisten Lehrer waren so oder so zu dumm um zu kapieren das wir fast immer SMS während des Unterrichts schrieben.  Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, kam auch schon Leslies Antwort:
Hay Gwen
Natürlich komme ich zu dir. Was hat er den erzählt, darf ich ihn dafür umbringen? 
Ida:*
Ich musste schmunzeln, das war echt typisch Les, jeden der mir hätte wehtun können wollte sie direkt umbringen. Sie war wirklich die beste beste Freundin dieser Welt. Doch bevor sie ihren Plan in die tat umsetzten wollt schrieb ich ihr nochmal:
Nein bitte bring ihn nicht um! Ich erkläre dir gleich was passiert ist dauert zu lange
Bis später :*
Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es erst 13 Uhr war und Les war vielleicht um halb drei hier. Super dann konnte ich mich jetzt noch 1 ½ Stunden langweilen. 
Schon wieder wanderten meine Gedanken zu Rapha. Was soll ich nur machen? Irgendwie hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, schließlich hatte ich ihm ja versprochen, ihn nicht für seine Taten zu verurteilen. Und was hatte ich getan? Ihm gesagt, dass ich das nicht konnte und ich nahm es ihm übel. Während ich so hier gelegen hatte, hatte ich gar nicht gemerkt, dass ich total müde geworden war und so schlief ich, immer noch in Gedanken vertieft, ein.

De Villers Brüder - Wer ist der Richtige?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt