Kapitel 5

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Taehyung

Jungkook regenerierte seine Kräfte erstaunlich schnell. Die Wunde an seinem Arm war bereits nach wenigen Tagen fast verheilt und seine dünne Gestalt sah jetzt auch um einiges kräftiger aus. Taehyung fiel auf, wie muskulös der Jüngere eigentlich war.

Der Schwarzhaarige saß am Tisch und schien in Gedanken versunken. Taehyung beobachtete ihn, während er die Rucksäcke mit den wichtigsten Sachen packte.

Es würde schwer werden, den Bunker zu verlassen, aber da mussten sie durch. Er hatte es so entschieden und von dieser Entscheidung wollte er nicht zurücktreten.

Wäre Jungkook nicht bei ihm, würde er den Winter hier durchaus überstehen. Taehyung war Hunger gewohnt und er wusste, wie er den Winter überstand, auch wenn das bedeutete, nur Wurzeln essen zu können. Aber dem Jüngeren wollte er das nicht zumuten, unter keinen Umständen.

Taehyung war zudem davon überzeugt, dass sie hier nicht mehr lange sicher sein würden. Nach seiner Entdeckung auf der letzten Essenssuche im nächsten Dorf durchzog ihn eine gewisse Daueranspannung, die an seinen Kräften zerrte. Noch immer wurde ihn leicht schlecht, als er an die Massen von verreckten Untoten dachte, deren Arme und Beine...

Nein, stopp. Du tust es schon wieder.

Er wollte nicht daran denken. Er war schon glücklich, dass ihm diese Geschichte gegenüber Jungkook nicht herausgerutscht war.

"Ich will hier nicht weg..."

Jungkook's Stimme durchschnitt die Stille wie ein scharfes Messer und der Inhalt seiner Aussage ließ Taehyungs Magen rebellieren.

"Ich weiß, Kookie, aber es geht nicht anders."

"Ich habe kein Problem damit, mich von Wurzeln zu ernähren.", beharrte er Jüngere.

Taehyung seufzte.

"Wir gehen nicht nur deshalb.", meinte der Ältere und schloss demonstrativ den Klippverschluss des Größeren Rucksacks.

"Du hast mir nie gesagt, warum du so Angst hast.", sagte Jungkook, es lag kein Vorwurf in seiner Stimme, aber Taehyung hatte trotzdem das Gefühl, in die Enge getrieben zu werden.

"Ich habe keine Angst."

Lüge.

Er log Jungkook mitten ins Gesicht, und das nur, weil er nicht wollte das er Angst bekam.

"Lüg' mich bitte nicht an...", bat der Jüngere.

Taehyung seufzte laut, dann sah er Jungkook direkt an.

"Tut mir leid, aber es ist besser so."

Jungkook gab auf, er ließ den Kopf hängen und sackte etwas in sich zusammen. Taehyung stand auf und ging auf den Tisch zu, zog sich den Klappstuhl neben Jungkook und setzte sich darauf, legte eine Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen.

"Du weißt, dass ich dich beschützen werde, oder?", fragte er, sah den Jüngeren sanft an.

Jungkook bekam rote Wangen, drehte sich leicht weg und murmelte dann ein leises Ja.

Taehyung kicherte. Auch wenn sie noch immer nicht viel voneinander wussten, so konnten sie doch locker miteinander umgehen und er mochte es, Jungkook in Verlegenheit zu bringen.

Er stand wieder auf und schnappte sich die Rucksäcke, verstaute sie erst einmal im Schrank, ehe er sich Jungkook wieder zuwandte, dessen Wangen noch immer ein zartes rosa aufwiesen. Taehyung lächelte.

"Was denkst du? Bleiben wir noch eine Nacht hier und machen uns eine schöne Zeit?"

Jungkook nickte sofort und lächelte nun ebenfalls.

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Yoongi

Namjoon war groß. Viel zu groß, für seinen Geschmack.

Er war ein Berg von einem Mann und selbst Seokjin mir seiner einnehmenden Persönlichkeit und breiten Schultern sah fast winzig neben ihm aus.

Vielleicht lag es auch daran, dass Namjoon ihn ansah, als wollte er ihn tot sehen. Nun, bestimmt war es auch genau das.

Yoongi schluckte. Er wusste genau, wann er unterlegen war und gegen diesen Typen würde er mit Sicherheit verlieren.

Namjoon's Augen waren zusammengekniffen und er sah - nein, starrte - ihn prüfend an. Seokjin hielt seinen rechten Arm, plapperte Nonstop darüber, wie nett und zuvorkommend Yoongi doch war und das er ihnen niemals wehtun würde.

Yoongi hätte gelacht, wenn Namjoon nicht vor ihm stehen würde. Wenn Seokjin nur wüsste, wozu er fähig war...

Jimin, der neben ihm saß und seinen Knöchel neu verband, hörte ihnen angespannt zu.

"Du."

Namjoon's Stimme war kalt und sie zeigte sehr deutlich seine Missgunst gegenüber seinem neuen Gast.

Yoongi dachte kurz an seine Zeit in der Schule zurück, als alles noch in Ordnung gewesen war. Da hatte es einen Typen gegeben, der ähnlich war, wie Namjoon. Groß gebaut, immer ein vorlautes Mundwerk und eine Scharr von Mitläufern hinter sich - Gott, Yoongi hatte ihn gehasst. Jeder hatte diesen elenden Mistkerl leiden können. Und dann hatte Yoongi ihn sterben sehen. Eine Horde von Untoten hatten den Schulcampus überrannt und den großen Kerl unter sich begraben, der mitleidserregend nach Hilfe geschrien hatte.

Yoongi's Aufmerksamkeit flog zurück zu Namjoon, dessen tiefe Stimme wieder ertönte.

"Sei' froh, dass ich dich nicht gleich erschossen habe. Wenn nicht ein paar Kilometer von hier die Untoten durch die Gegend gekrochen wären, hätte ich vermutlich nicht einmal eine Sekunde gezögert."

Namjoon's rechter Arm schlängelte sich besitzergreifend um Seokjin's Taille und zog ihn nah zu sich. Er benahm sich wie ein hungriges Raubtier, dass einen Feind verscheucht, der ihm das Futter neidisch machte.

Namjoon war definitiv kein Feigling, so viel hatte Yoongi jetzt verstanden.

"Joonie, meine Güte, jag' ihm keine Angst ein.", meinte Seokjin beschwichtigend und lächelte den Größeren an.

Namjoon's Blick ließ tatsächlich für einen Moment von ihm ab, um Seokjin anzusehen. Ein mildes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, ehe er Yoongi wieder eisern niederstarrte.

"Verletze Seokjin, Jiminie oder Hobi und ich werde dich so lange foltern, bist du um den Tod bettelst. Sie sind meine Familie und ich werde sie nicht wegen eines dahergelaufenen Krüppels in Gefahr bringen, alles klar?"

Yoongi hatte bemerkt, wie Jimin bei dem Wort Krüppel zusammengezuckt war.

Namjoon mochte sich vielleicht eisern und stark geben, aber er hatte eine ganz entscheidende Schwachstelle, die jeder mit einem IQ über achtzig leicht erraten konnte.

Würde Seokjin, Jimin oder Hoseok etwas zustoßen, wäre er am Boden zerstört. Nicht, dass Yoongi davon Gebrauch machen wollte - es war lediglich eine Sicherheit, die er ausnutzen konnte, wenn es keinen Ausweg geben sollte.

"Besser du hörst auf ihn.", meinte jemand, der hinter Namjoon und Seokjin auftauchte. Er war kleiner als die Beiden und schmächtiger, aber er hatte dennoch einen trainierten Körper, dass sah man auf Anhieb. Seine blaue Jeans war zerrissen und seine dicke Jacke wies ebenfalls starke Gebrauchsspuren auf. "Ich bin Hoseok, aber du kannst mich Hobi nennen."

Der Typ lachte eine schräges Lachen, dass beinahe etwas verrückt klang.

Yoongi's Blick flog zu Jimin, der noch immer seinen Knöchel fixierte, obwohl er ihn schon längst fertig verbunden hatte. Seine Lippen waren zu einem seligem Lächeln verformt - Yoongi wurde warm ums Herz.

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Yo.

Jesus f** Christ, das war ein gutes Stück Arbeit... Mein Praktikum ist bald zu Ende, dann sind Ausbildungsferien und ich habe ENDLICH mehr Zeit zum Schreiben, dem Himmel sei Dank...

Ich hoffe, es hat euch gefallen, bis zum nächsten Mal :)

Eure Akayanaro

WELCOME IN HELLWo Geschichten leben. Entdecke jetzt