Taehyung
Die Situation blieb angespannt. Inzwischen fielen die Temperaturen nachts in den zweistelligen Minusbereich und es wurde schwer, ohne trockenes Holz das Haus warm zu halten. Inzwischen ging es schon so weit, dass sie wie die Pinguine schlafen mussten, um sich vor der Kälte zu schützen.
Ganz besonders schlecht ging es jedoch Jimin. Zwar fiel es ihm wieder leichter, sich nach dem Kälteschock ihrer Flucht zu bewegen, aber eine vollständige Erholung war laut Seokjin nicht mehr in Sicht, dafür dauerte der Prozess bereits zu lang. So blieb es Jimin unmöglich, allen bei der Arbeit zu helfen.
"Taehyung?"
Jungkook's Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Der Jüngere sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
Taehyung erwiderte ein Lächeln.
"Namjoon-hyung meinte wir sollen etwas Holz sammeln gehen und zum trocknen lagern.", meinte Jungkook und zog sich bereits eine dicke Jacke über. Er schlüpfte in die Stiefel, die neben dem Kamij standen und sah Taehyung erwartungsvoll an.
"Ich komme gleich.", antwortete er schnell und verließ dann das Wohnzimmer, um sich seine eigenen Klamotten zu besorgen. Routinemäßig schnappte er sich eine alte Pistole, die wohl Namjoon gehörte und ein Jagdmesser.
Jungkook wartete bereits im Flur auf ihn und beäugte kurz Taehyung's Waffen, sagte allerdings nichts.
"Ich will vorbereitet sein.", beantworte er Jungkook's stille Frage.
Jungkook lächelte nur und stieß dann die Tür auf, nachdem Taehyung seine Jacke geschlossen hatte.
Der frisch gefallene Schnee knirschte unter ihren Schuhen, sonst war alles beängstigend still. Aber für diese Jahreszeit war das auch kein Wunder. Je weiter sie in den Wald hinein gingen, desto unruhiger wurde Taehyung. Ein seltsamen Gefühl beschlich ihn, wie jedes Mal, wenn er das halbwegs sichere Haus verließ. Jungkook hingegen sah recht ruhig aus. Auch seine Augen zuckten in jede Richtung, aber Taehyung konnte in seinem Blick keine Nervosität erkennen.
Er fühlte sich plötzlich total bescheuert. Was war aus seinem alten Ich geworden, dass so furchtlos durch die Wälder gestapft war? Jetzt war der Jüngere derjenige, der hier die Professionalität zeigte.
Ihm blieb nicht länger Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn plötzlich stoppte Jungkook abrupt und Taehyung stolperte fast in ihn hinein. Er wollte sich schon beschweren, aber Jungkook hob die Hand, um ihm zu signalisieren, still zu sein. Adrenalin floss durch seinen Körper. Mit einem Mal war er hellwach und bereit, so schnell es ging zu verschwinden. Er schaute umher, folgte am Ende der Blickrichtung seines Freundes.
Dort, nicht weit von ihnen, vielleicht so um die dreißig Meter, stand jemand. Er hatte den Rücken zu ihnen gedreht, aber Taehyung erkannte anhand der gebückten, schiefen Haltung, was sie da vor sich hatten.
Jungkook machte bereits langsam einen Schritt zurück, bedeutete Taehyung, dasselbe zu tun. So langsam und leise wie es ging, liefen sie rückwärts, weg von dem Vieh, dass inzwischen die Nase in die Luft reckte und schnüffelte.
Sie duckten sich, als der Untote sich langsam drehte.
Aber es war zu spät.
Bevor sie überhaupt richtig reagieren konnten, rannte das Ding in ihre Richtung und ließ dabei ein grauenvolles Gebrüll los. bei dem Tempo, dass es drauf hatte, würde es keinen Sinn haben, wegzulaufen.
Jungkook hatte sich bereits umgedreht und wollte davonlaufen, hatte Taehyung gepackt und wollte ihn mitziehen, aber er riss sich los, zückte seine Pistole und zielte auf den Kopf des Untoten, der keine zehn Meter mehr entfernt war. Der Schuss löste sich instinktiv, ließ den Untoten auf der Stelle verstummen, als sein Kopf förmlich zerplatzte. Der Knall verursachte ein Echo in den Bäumen, während Taehyung's Herz wie verrückt klopfte.
Es war wieder still.
Taehyung konnte Jungkook's Blick im Nacken spüren.
Bevor er darüber nachdenken konnte, drehte sich sein Körper wie von selbst herum. Er packte den Arm seines Freundes und dann rannten sie, so schnell es ging, zurück zum Haus. Taehyung wusste, dass der laute Schuss eine ganze Horde von Untoten anlocken würde und er wäre lebensmüde, länger als nötig dort zu bleiben. Es dauerte nicht lange, bis sie das Haus erreichten, ihre Lungen brannten aufgrund der kalten Luft.
Sie waren kurz davor, die Tür zu erreichen, als sie den Schrei hörten.
Sie stoppten, schauten sich an, bis ein einzelner Name Jungkook's Lippen verließ.
"Jimin"
Taehyung brach kalter Schweiß aus. Bevor er wusste, was er tat, rannte er in die Richtung, aus der sie den Schrei gehört hatten. Er spürte, dass er Jüngere ihm folgte. Die Pistole wieder im Anschlag, umrundeten sie das Haus in Windeseile und blieben wie angewurzelt stehen, als sie sahen, was passiert war.
Hoseok lag auf dem Boden, der Schnee um ihn herum hatte sich rot gefärbt, eine Bisswunde prangte auf seinem halb zerfetztem Arm. Neben ihm lag ein Untoter, der sich nicht mehr regte, ein Loch im Kopf. Jimin saß fünf Meter weiter auf dem Boden und sah verstört zu ihrem Freund, dessen Blick leer in den Himmel starrte.
"...Hoseok-", wisperte Jungkook, der inzwischen neben Taehyung stand, aber bevor sie irgendetwas tun konnten, regte sich ihr Freund. Er zuckte, Schaum bildete sich vor seinem Mund und eine Sekunde später stand er wieder, Haltung in sich zusammengesunken. Ein Knurren war zu hören.
Taehyung zielte mit der Pistole auf den Kopf ihres Freundes, der sich gerade vor ihren Augen in einen Untoten verwandelt hatte, aber der Finger am Abzug wollte sich nicht bewegen. Jimin schrie wie am Spieß, als Hoseok auf sie zu rannte, Arme verlangend nach ihnen ausgestreckt, um ihnen die Kehle zu zerfetzen.
Ein Schuss ertönte.
Hoseok stoppte, seine Augen verdrehten sich und im nächsten Moment sackte sein Körper zusammen, fiel schwer zurück auf den Boden, während Blut in einem Bach aus einem Loch in seiner Schläfe lief.
Taehyung drehte sich herum, erkannte Namjoon, der schräg hinter ihnen stand, Seokjin und Yoongi im Schlepptau und Pistole noch immer im Anschlag.
Jimin's Schluchzen riss sie aus ihrer Trance. Der verstörte Blick ihres Freundes lag auf Hoseok, der regungslos im Schnee lag. Tränen liefen in Sturzbächen seine Wangen hinunter und erst jetzt erkannte Taehyung, was passiert war.
Hoseok war tot. Körper kalt und leblos, geschunden durch Verletzungen, die niemals wieder heilen würden.
Er ging auf die Leiche ihres Freundes zu, ließ sich vor ihr nieder und starrte auf sie herab. Er konnte hören, wie Jungkook nun ebenfalls anfing, zu weinen, wie Namjoon Seokjin beruhigen musste, damit dieser nicht anfing zu schreien, wie Yoongi, selbst den Tränen nahe, Jimin in den Arm nahm.
Taehyung war sich nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, als er Jungkook neben sich spürte, der ihn sanft am Arm griff. Er starrte noch immer aus Hoseok hinab, in der Hoffnung, dass er sich wieder bewegen würde, aufstehen und ihn wie sonst immer so liebevoll ansehen würde, Witze riss und sie zum Lachen bringen würde. Aber er blieb regungslos liegen, während weitere Tränen aus Taehyung's Augen flossen.
"Wir müssen reingehen...bitte, komm...", meinte Jungkook, dessen Stimme stark zitterte.
Wie ferngesteuert stand er auf, ließ sich von Jungkook führen, zurück ins warme Haus.
In dieser Nacht schlief niemand von ihnen.
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I'm sorry, please don't hate me.
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WELCOME IN HELL
FanfictionDie Welt ist im Chaos versunken. Für Kim Taehyung gibt es, außer dem Ring seiner Mutter, nichts mehr, dass ihn an sein altes Leben erinnerte. Kurz bevor er beginnt, seinen Verstand zu verlieren, läuft ihm der verletzte Jeon Jungkook über den Weg und...