Kapitel 12

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Yoongi

Seit Seokjin's Erzählung über Jimin kreisten Yoongi's Gedanken nur noch. Er war sich plötzlich nicht mehr sicher, wie er sich Jimin gegenüber verhalten sollte. Klar, er blieb distanziert wie immer - soweit das auf so engem Raum eben möglich war - aber er fühlte sich auch damit nicht mehr wohl.

Der Gedanke, diese Horde irgendwann zu verlassen war quälend für ihn geworden, wenn er nur an Jimin's verletzten Gesichtsausdruck dachte.

Es bereitete ihm schließlich schlaflose Nächte. Dabei waren sein schlechtes Gewissen Jimin gegenüber und seine heimsuchenden Gedanken nicht sein einziges Problem. Seit Jungkook's und Taehyung's Einzug war es noch enger geworden.

Im Hochbett auf der oberen Fläche war nach wie vor Hoseok's Schlafplatz und er störte Yoongi's Schlaf nicht sonderlich, außer, wenn er mitten in der Nacht aufstand, um sich etwas zu trinken zu holen, dabei so einen Lärm machte, als hätte er die Anwesenheit der anderen völlig vergessen.

Im unteren Bett war Namjoon's und Seokjin's Quartier. Die beiden verhielten sich in Yoongi's Augen wie ein verliebtes Ehepaar - nicht, das es ihn störte, schließlich musste er sich nicht unfreiwillig bestimmte Momente mit anhören.

Auf dem winzigem Sofa war er, zusammen mit Jimin, und das jede gottverdammte Nacht. Es war nicht einfach nur bewegungseinschränkend, es war wirklich eng, so eng, dass er sich nicht umdrehen konnte, ohne Jimin kurz zu wecken. Das war dem Grund geschuldet, dass Jimin nämlich so gut wie immer halb auf ihm lag.

Aber sein wirkliches Problem war Taehyung auf der Matratze vor dem Sofa. Denn der schnarchte wie ein Weltmeister und mittlerweile fragte sich Yoongi ernsthaft, wie die anderen so schlafen konnten. Ganz besonders Jungkook war ihm da ein Rätsel, denn der schlief immer mit seinem Kopf auf Taehyung's Brust oder dessen Halsregion.

Es natürlich musste es auch diese Nacht so sein. Yoongi's Augenringe mussten inzwischen so tief sein, dass man damit leicht ein Kind erschrecken konnte, so lange hatte er nicht mehr richtig geschlafen.

Es musste jetzt ungefähr Mitternacht sein und Yoongi versuchte ein weiteres Mal, sich zu bewegen, ohne Jimin zu wecken. Ihm gelang es schließlich zumindest seinen Oberkörper leicht zu drehen, sodass seine linke Seite etwas entlastet wurde.

Er seufzte.

Er war so müde, und wollte endlich schlafen. Eigentlich stand dem ja auch nichts mehr im Weg, denn Taehyung hatte vor einer etwa halben Stunde endlich aufgehört zu schnarchen, aber natürlich ließen ihn seine Gedanken nicht in Ruhe.

Sein rechter Arm war mittlerweile eingeschlafen, da Jimin mit seinem vollen Gewicht seit einer gefühlten Ewigkeit auf ihm lag.

Ein weiteres Mal verließ ein Seufzer seinen Mund.

"Warum bist du wach, Hyung?"

Yoongi würde lügen, wenn er sagen würde, dass er sich mäßig erschrocken hatte. In Wirklichkeit hatte er fast geschrien und hatte sich erst im letzten Moment zurückhalten können.

Yoongi hustete leise und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.

"Wieso erschrecken mich immer alle?", zischte er flüsternd zu Jimin, der ihn mit großen Augen ansah.

"Tut mir Leid...", wisperte Jimin leise und sah absichtlich weg.

"Vergiss es...", meinte Yoongi, erneut hatte er ein schlechtes Gewissen. Warum eigentlich?

"Warum bist du wach?", fragte Jimin erneut, diesmal vorsichtiger und viel sanfter, immer noch flüsternd.

Yoongi überlegte, er brauchte eine überzeugende Lüge. Er würde Jimin niemals die Wahrheit sagen, nur über seine Leiche.

"Taehyung hat bis gerade eben geschnarcht."

Gut, das ist zumindest die halbe Wahrheit. Also nicht einmal völlig gelogen.

Jimin nickte und rückte etwas von ihm ab, um Yoongi's Arm zu entlassen.

Yoongi stöhnte leise, als wieder Blut durch ihn floss.

"Entschuldige.", meinte Jimin erneut, diesmal wohl wegen seinem Arm.

Yoongi winkte nur ab und im gleichem Moment fragte er sich, warum er Jimin nicht wie sonst auch anmeckerte und ihm sein Fehlverhalten vor die Füße spuckte.

Yoongi schüttelte seinen Arm.

Jimin lehnte sich noch weiter zurück und viel fast vom Sofa, wenn Yoongi ihn nicht im letzten Moment festgehalten hätte.

Jimin keuchte erschrocken.

"Ich hasse diese Couch.", gab Yoongi zu und rollte die Augen, während er zusah, wie Jimin wieder näher rückte, um sich in Sicherheit zu bringen.

"Wir müssen uns anders hinlegen...", murmelte Jimin so leise, dass Yoongi es fast nicht verstanden hätte.

"Wie denn?", fragte er zweifelnd.

Jimin drehte ihm den Rücken zu, und zuerst dachte Yoongi er hatte ihn irgendwie verärgert, aber Jimin's sanfte Stimme unterbrach seine Gedanken wieder.

"Dreh dich auf deine rechte Seite.", gab Jimin die Anweisung und Yoongi folgte.

Jimin rückte wieder an ihn heran, sodass sein Rücken schließlich seine Brust berührte - Yoongi hielt vor Schreck die Luft an.

"Ist das okay...?", fragte Jimin zaghaft.

Nein, das ist nicht okay!

"Jaa...", meinte Yoongi langgezogen und seine Stimme klang wackelig. Warum hatte er ja gesagt?

"Okay."

Dafür schien das Thema für Jimin erledigt.

"Versuch zu schlafen.", meinte er noch leise, dann hörte Yoongi nur noch sein leises Atmen.

Jimin hatte keine Minute gebraucht, um wieder einzuschlafen. Das Problem, dass Yoongi jetzt hatte, war größer als die Letzten zusammen. Die Pose, in der sie Lagen, war deutlich intimer als die davor und Yoongi fühlte sich furchtbar dabei. Das war der intimste Körperkontakt, den er seit Jahren gehabt hatte.

Und während Jimin es offensichtlich zu genießen schien, denn er seufzte zufrieden im Schlaf - war es für ihn Folter auf die schlimmste Art. Er wusste nicht wohin mit seinen Armen. Er wollte sie auf keinen Fall um Jimin legen, aber sie auf Dauer steif zu halten war auch nicht angenehm.

Yoongi zwang sich, sein inneres Widerstreben zu überwinden, den Ekel, der ihn überkam und schaffte es schließlich mach mehreren Anläufen, zumindest seinen linken Arm um Jimins schmale Taille zu legen.

Gott verdammt...wie soll ich so schlafen? , fragte Yoongi sich verzweifelt.

Es dauerte vermutlich sehr lange, bis er sich halbwegs entspannen konnte, er hatte sein Zeitgefühl verloren.

Aber schließlich kam er dann doch - der lang ersehnte Schlaf. Er war tief, noch viel tiefer als sonst und voller bunter Träume, die er in den einsamen Nächten draußen in der Kälte so vermisst hatte.

Er wusste nicht wieso, aber seit er Jimin umarmen konnte, brauchte er sich keine Gedanken mehr machen. Weder um sein schlechtes Gewissen, noch Hoseok's nächtliche Ausflüge oder Taehyung's Schnarchen, dass über Stunden anhielt.

Sein Schlaf war wieder tief und fest, wie damals, in seinem zuhause, bei seiner geliebten Mutter.

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Yo.

Ich hoffe es war unterhaltsam und so langsam gehts auch in die Richtung, warum die meisten denke ich hier auch hier sind...hehehee...

Anyways. Thank you for reading!

Akayanaro out 👌

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