Kapitel 19

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Yoongi

Kälte.

Das war das Einzige, was er spürte. Da half die Tasse mit heißem Pfefferminztee in seinen Händen, die warme Decke, in die er gewickelt war und auch Jimin, der dicht neben ihm saß, nichts.

Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Das Feuer im Kamin war längst heruntergebrannt, aber niemand hatte genug Kraft oder Motivation, um es wieder in Gang zu bringen.

Taehyung und Jungkook hatten sich in eines der notdürftig zusammengebauten Betten bequem gemacht. Jungkook's Augen waren rot umrandet, sein Blick starrte leer aus dem Fenster, während Taehyung dessen Rücken streichelte, auch dessen Augen aufgequollen.

Yoongi wurde abgelenkt von Seokjin, der in der anderen Ecke des Raumes in einem Sessel saß. Ein gequältes Schluchzen verließ dessen Lippen und Namjoon, der sich vor ihn gekniet hatte, streichelte über dessen Hände, während er ihm etwas zuflüsterte, das Yoongi nicht verstehen konnte, aber er wusste ohnehin, wovon sie sprachen.

Hoseok.

Hoseok's Tod war jetzt drei Tage her. Seitdem schien die Zeit stillzustehen und selbst Yoongi war erschüttert über diesen Verlust. Ihm war bewusst geworden, wie wenig er Hoseok gekannt hatte - aber dessen positiver Einfluss auf alle war nicht am ihm vorbeigegangen.

Jimin, der immer noch neben ihm saß und seinen Kopf auf Yoongi's Schulter gelegt hatte, bewegte sich. Er sah auf den Schlafenden hinab.

Jimin's Gesichtszüge verkrampften sich kurz, bevor er die Augen langsam öffnete.

Yoongi legte einen Arm um seine Schultern, streichelte über den Oberarm des Jüngeren und versuchte, ihn anzulächeln.

Jimin lächelte zurück, kurz und kaum merkbar - aber er tat es. Gleich danach füllten sich dessen Augen aber wieder mit Tränen, die dann sturzbachartig über seine Wangen liefen.

Yoongi wusste, worauf das wieder hinauslaufen würde. Jimin würde sich wie die anderen Male zuvor wieder in den Schlaf weinen. Er griff also nach dem Körper des Jüngeren, zog ihn näher an sich heran und wisperte Dinge wie alles okay und ich hab dich in sein Ohr, während er unaufhörlich über Jimin's Oberarm streichelte. Er konnte ihn nicht wirklich beruhigen, aber zumindest nahm seine hektische Atmung etwas ab.

"Ich vermisse ihn...", schluchzte Jimin leise, verschluckte sich fast an den Worten.

"Ich weiß, ich weiß.", meinte Yoongi und schaukelte Jimin leicht hin und her.

Jimin antworte nicht mehr. Stattdessen vergrub er sein Gesicht in Yoongi's Halsbeuge und atmete kräftig, ein, um danach die Luft wieder zittrig zu entlassen. Yoongi wusste, dass er versuchte, sich selbst zu beruhigen.

"Leute, ich glaube wir müssen reden..."

Namjoon Stimme zerschnitt die Luft wie ein scharfes Messer.

Jimin zuckte zusammen und Yoongi wollte Namjoon deswegen bereits angehen, aber er hielt sich zurück. Alle waren angespannt und es würde Jimin nicht helfen, wenn er auch noch durchdreht.

Hoseok lag immer noch draußen im Schnee und sie alle wussten, dass sie ihn entsorgen mussten bevor seine Leiche weiter Untote anlockte.

"Wir müssen jagen gehen...unsere Vorräte auffrischen, und so weiter. Wir müssen Teams einteilen.", meinte Namjoon, dessen Gesicht deutliche Spuren von Schlaflosigkeit aufwies.

Es bliebt still.

Namjoon seufzte.

"Ich weiß, dass es schwer ist..."

Noch immer sagte niemand etwas, selbst Seokjjn blieb still.

"Gut, dann werde ich wohl die Teams einteilen...", began Namjoon. "Yoongi, da dein Fuß noch immer nicht verheilt ist und Jimin sich wohl auch nicht richtig bewegen kann, wäre es von Vorteil, wenn ihr euch um das Haus kümmert."

Yoongi nickte nur, antwortete auch für Jimin, denn dieser hatte sein Gesicht noch immer nicht aus seiner Halsbeuge genommen.

"Seokjin, ich, Taehyung und Jungkook werden auf Nahrungssuche gehen und uns dabei in Zweierteams aufteilen, damit wir den Suchradius vergrößern können."

Die anderen willigten ebenfalls mit einem Kopfnicken ein und Namjoon seufzte dann.

Yoongi beobachtete ihn, wie er sich durch die leicht fettigen Haare strich, um dann erneut Seokjin zu streicheln, der völlig regungslos auf seinem Sessel saß und keinen Ton von sich gab.

Jimin's Hand suchte unter der Bettdecke nach Yoongi's, und er gewährte dem Jüngeren die stille Bitte.

"Hyung...", flüsterte Jimin leise.

"Hm?", brummte Yoongi, drückte, ohne darüber nachzudenken, einen Kuss auf Jimin's Scheitel.

"...sag mir, dass du bei mir bleibst..."

Yoongi hielt die Luft für einen kurzen Moment an. Er konnte Jimin mein leeres Versprechen geben. Er wusste, dass er jeden Moment wie Hoseok enden konnte, an einer Krankheit starb oder Ähnlichem.

"Ich versuche es.", meinte er mit fester Stimme und drückte Jimin's Hand leicht, um seine Aussage zu untermauern.

Jimin schien das fürs erste zu reichen. Auch er wusste, dass ein Versprechen in einer Welt wie dieser nicht viel Wert war.

Yoongi sah zu Taehyung, der ihn ebenfalls ansah. Er lächelte, zeigte auf Jimin um ihm dann einen Daumen hoch zu geben.

Yoongi rollte mit den Augen und setzte dann seine Streicheleinheiten fort.

Er erkannte sich selbst kaum wieder, aber seltsamerweise fühlte sich das nicht einmal so schlecht an. Jimin war warm und sein Körper passte perfekt neben seinen, sodass er sich einfach nur wohlfühlen musste.

"Hyung...?"

Noch einmal erklang Jimins Stimme und Yoongi antwortete abermals mit einem Brummen.

"Ich bleibe auch bei dir."

Yoongi's Herz flatterte bei diesen Worten und Schmetterlinge stoben in seinem Magen auf. Dieser Junge würde irgendwann seinen Tod bedeuten, ganz sicher. Yoongi kicherte leise und das wiederum brachte auch Jimin zum Lachen.

Die Stimmung hatte sich gelockert und Yoongi war dankbar dafür.

Taehyung und Jungkook, die ihr kleines Gespräch belauscht hatten, lächelten jetzt ebenfalls.

Zwar kam die bedrückte Atmosphäre in den nächsten Minuten zurück, aber die kleine Auszeit ihrer Sorgen hatte dafür gesorgt, dass es ihnen allen zumindest ein wenig besser ging.

"Danke, Hyung...", meinte Jimin leise und gähnte dann herzhaft, drückte einen Kuss auf Yoongi's Hals, bevor er sich wieder mit seinem vollen Gewicht gegen ihn lehnte, um einschlafen zu können.

"Gern geschehen."

Innerhalb weniger Minuten war Jimin eingeschlafen und seine ruhigen Atemzüge verleiteten auch Yoongi dazu, schläfrig zu werden. Also schloss er ebenfalls seine Augen und konzentrierte sich auf die Wärme, die Jimin ausstrahlte. Es dauerte nicht lange, bis er ein wenig in sich zusammensackte. Kurz, bevor er einschlief, wurde er noch ein paar letzte Worte los.

"Ich danke dir auch, Jimin."

Und obwohl der Jüngere ihn nicht hören könnte, fühlte sich sein Gewissen etwas leichter an.

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