Yoongi (zwei Wochen später)
Die Situation hatte sich beruhigt. Der Stress, den sie gehabt hatten, verflog langsam und wurde von einer fast friedlichen Atmosphäre abgelöst.
Ruhe war in das kleine Haus eingekehrt. Seokjin und Taehyung verbrachten die meiste Zeit damit, aufzuräumen und das Haus wieder richtig bewohnbar zu machen, während Hoseok und Namjoon zusammen mit Jungkook die meiste Zeit die Umgebung durchstreiften um Nahrung zu besorgen und ihre Vorräte wieder aufstocken zu können.
Jimin hingehen hatte nach der anstrengenden Flucht einen Kälteschaden in den Beinen und Armen erlitten, der sich erst ein paar Tage später heftig bemerkbar gemacht hatte. Ihm fiel das laufen und bewegen so schwer, dass es ihm unmöglich geworden war, den anderen zu helfen. Zwar hatte sich sein Zustand gebessert, aber Seokjin hatte ihm dennoch strenge Bettruhe verordnet, bis sein Körper sich vollkommen erholt hatte.
Yoongi's Bein brauchte seine Zeit, um zu heilen. Er war auf einem guten Weg, aber die Entzündung hatte die Heilung stark verzögert. Die Infektion war innerhalb weniger Tage durch Seokjin's Kenntnisse in Sachen Kräuterkunde besiegt und er litt nicht mehr unter diesen furchtbaren Schmerzen. Auftreten konnte er dennoch noch nicht.
So waren Yoongi und Jimin gezwungen, über Stunden hinweg gemeinsam in einem Zimmer zu liegen, während alle anderen ihrer Arbeit nachgingen. Sie schwiegen sich an, Jimin hatte ihm die meiste Zeit sogar den Rücken zugedreht, um ihn nicht ansehen zu müssen und das schlechte Gewissen wuchs in Yoongi immer weiter heran.
Er versuchte, es zu unterdrücken. Er wollte zu seinem alten, berechneten und rationalem Ich zurück und endlich wieder seine eigenen Entscheidungen treffen und nicht mehr an diese Horde aus zusammengewürfelten Menschen gebunden sein.
Gleichzeitig wollte er bleiben. Er wollte den energetischen Jimin zurück und er sehnte sich nach einer harmonischen Atmosphäre zwischen ihnen und auch in ihrer Gruppe.
Aber er hatte seine Chance, so wie es aussah, vertan. Seokjin hatte schon lange bemerkt, dass zwischen Yoongi und Jimin Funkstille herrschte, aber er hatte nicht nachgefragt. Er taktierte sie dennoch mit Blicken der Warnung, die eindeutig an Yoongi's Adresse gingen.
"Wir gehen jetzt, sind sicherlich erst am Abend zurück.", meinte Namjoon, der sich seine Handschuhe anzog. Er gab Seokjin einen Kuss, während Jungkook und Hoseok sich von Jimin verabschiedeten.
Taehyung beobachtete die Szene und wartete auf Seokjin, um die Küche weiter auf Vordermann zu bringen.
"Seid vorsichtig.", meinte Seokjin und lächelte Namjoon an, danach sah er zu Hoseok. "Und du machst keinen Quatsch."
"Ja, Eomma.", murmelte Hoseok und kassierte dafür eine Nackenschelle.
Taehyung und Jungkook lachten gespielt gehässig, umarmten sich dann ebenfalls, bevor sie sich Yoongi zuwandten, der in seinem Nachtlager lag.
"Bis später, Hyung.", lächelte Jungkook und machte sich dann mit Hoseok und Namjoon auf den Weg.
Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, war es still. Taehyung und Seokjin gingen ihrer Reparatur in der Küche nach und Yoongi blieb allein mit Jimin zurück. Wie jeden Tag.
Jimin saß auf einem Stuhl am Fenster, eine dicke Wolldecke um den Unterkörper geschlungen, der Oberkörper mit einem Pullover vor Kälte geschützt. Ein Feuer flackerte in dem kleinen Kamin neben der Tür und hielt den Raum konstant angenehm warm.
Er hörte, wie Jimin seufzte.
Sein Innerstes krampfte sich zusammen und eine Welle der Scham überkam ihn, aber er schluckte das Gefühl herunter.
Seine Augen hefteten sich an Jimin. Der Jüngere hatte sein Gesicht weggedreht, sodass er nur seinen Hinterkopf sah, und schaute aus dem Fenster. Schneeflocken tanzten im Wind und dieses Bild hatte etwas Majestätisches an sich. Hatte Yoongi eine Kamera gehabt, würde er ein Bild machen wollen.
Aber er besaß Keine. Und deshalb existierte das Bild nur in seiner Erinnerung, denn im nächsten Moment bewegte sich Jimin.
Langsam rutschte er herum, positionierte vorsichtig die Beine auf dem Boden, um aufzustehen. Yoongi wollte nach ihm rufen und sagen, dass er sitzen bleiben solle, aber kein Wort trat aus seiner Kehle.
Jimin erhob sich, wackelig und ungeschickt, die Beine zitterten unter seinem Gewicht.
Er fiel.
Ein dumpfes Geräusch ertönte, als sein Körper auf dem Boden aufschlug und Jimin's Mund entfloh ein kleiner Schmerzenslaut. Für einen Moment bewegte er sich nicht mehr.
"Jimin!", rief Yoongi jetzt. Panik packte ihn, bei dem Gedanken daran, das Jimin sich ernsthaft verletzt haben könnte. Aber seine Besorgnis wurde gelindert, als der Jüngere antwortete.
"Mir geht es gut, Hyung..."
Das Wort Hyung aus Jimins Mund fühlte sich fremd und dennoch sehr vertraut an und Yoongi erkannte, wie sehr er es vermisst hatte.
Yoongi atmete bemüht kontrolliert aus, versuchte, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen.
Jimin kniete sich langsam hin und sah in Yoongi's Augen. Der Ältere starrte zurück und ganz kurz schien die Zeit stehen zu bleiben.
Der Moment wurde von Seokjin zerstört, der trampelnd in das Wohnzimmer gestolpert kam.
"Ah, dir geht es gut! Ich habe ein Poltern gehört und dachte schon, es sei etwas passiert!", rief er hysterisch.
"Ich bin nur hingefallen...", murmelte Jimin mit einem entschuldigenden Ton.
"Schon gut. Du sollst mich doch rufen, wenn du Hilfe brauchst.", meinte Seokjin tadelnd, aber Jimin senkte nur seinen Kopf, gab keine Antwort.
Yoongi wusste, dass Jimin sich schlecht fühlte, weil er ihnen zur Last fiel und keine Arbeit verrichten konnte.
Seokjin half Jimin wieder auf die Beine und brachte ihn zu seinem Lager, dass neben Yoongi's lag. Er sah den Älteren kurz mit einem vielsagendem Blick an, bevor er den Raum wieder verließ, um Taehyung zu helfen.
Es blieb still. Aber komischerweise war diese Stille diesmal nicht unangenehm. Es war, als würde die Mauer zwischen ihnen langsam zu bröckeln anfangen.
Jimin sah ihn zwar nicht an und hatte seinen Kopf wie sonst von ihm weggedreht, aber Yoongi wurde das Gefühl nicht los, dass Jimin lächelte.
Auch auf sein Gesicht schlich sich ein Lächeln, wenn auch nur klein und kaum sichtbar. Aber er war sich sicher, dass Jimin es bemerken könnte, wenn er ihn ansah. Und vielleicht fühlte er es ja auch, so wie Yoongi selbst.
Stunden zogen vorüber und sie schwiegen noch immer, aber kleine Blicke in die Richtung des jeweils Anderen und die Sanftheit in Ihnen bestätigten Yoongi's gutes Gefühl.
DU LIEST GERADE
WELCOME IN HELL
FanfictionDie Welt ist im Chaos versunken. Für Kim Taehyung gibt es, außer dem Ring seiner Mutter, nichts mehr, dass ihn an sein altes Leben erinnerte. Kurz bevor er beginnt, seinen Verstand zu verlieren, läuft ihm der verletzte Jeon Jungkook über den Weg und...