Kapitel 13

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Taehyung

Es war gerade einmal eine Woche her, seit er mit Jungkook hier eingezogen war. Aufgrund der Tatsache, dass die immer jemanden von den Anderen um sich herum hatten, konnten sie nicht wirklich in Privatsphäre miteinander sprechen.

Aber Taehyung spürte, dass es nötig war. Jungkook sah gestresst aus und er schien Namjoon immer noch nicht zu vertrauen was man sehr oft beobachten konnte.

Zudem redete Jungkook kaum noch. Wenn man ihn etwas fragte, antwortete er so knapp wie möglich und zog sich danach sofort in seine eigene Welt zurück.

Taehyung würde lügen, wenn er sagen würde, dass er sich keine Sorgen machte.

Es war inzwischen spät in der Nacht und diesmal konnte Taehyung dem Zwang nach einem klärenden Gespräch nicht mehr widerstehen. Nachdem Seokjin mit Namjoon ins Bett verschwunden war und er sich sicher war, dass sie schliefen, weckte er Jungkook, der an ihn gekuschelt eingeschlafen war.

"Mhmm...was ist denn?", brummte er und im nächsten Moment blinzelte er Taehyung verwirrt an.

"Komm...", forderte Taehyung flüsternd, zog den Jüngeren auf die Füße, der sich nur leicht sträubte.

Gemeinsam verließen sie die Hütte, Taehyung schnappte sich noch eine Taschenlampe, bevor sie die knarzende Tür sorgfältig verschlossen.

Es war kalt und Jungkook fröstelte sofort.

"Was wollen wir hier draußen?", fragte er immer noch leicht schlaftrunken.

"Ich wollte mit dir sprechen. Allein.", meinte Taehyung, erntete einen genervten Blick Jungkook's.

"Und damit hättest du nicht bis morgen warten können?", fragte er brummend.

Taehyung schüttelte den Kopf.

"Ich muss dich etwas fragen."

Jungkook sah nur noch verwirrter aus und starrte Taehyung mit leicht geöffnetem Mund an, wartete scheinbar auf die Auflösung des Rätsels.

"Warum misstraust du Namjoon?"

Gut, das war eigentlich nur eine seiner vielen Fragen, die er an Jungkook stellen wollte, aber diese brannte ihm am meisten auf der Zunge. Dass Jungkook mit den Anderen nicht warm wurde, könnte früher oder später zu ihrem Verhängnis werden.

Jungkook sagte zunächst nichts, hatte seinen Kopf allerdings reuevoll gen Boden gerichtet und sah plötzlich wieder genauso verwundbar aus, wie an dem Tag, an dem Taehyung ihn aufgelesen hatte.

"Ich weiß es nicht...", flüsterte er dann leise. "Er hat dir weh getan..."

Taehyung runzelte die Stirn.

"Deswegen misstraust du ihm? Er hat sich doch bereits entschuldigt.", meinte Taehyung in einem liebevollen Ton.

Jungkook hob den Blick und sah Taehyung jetzt genau in die Augen.

"Ich weiß, nur...ich weiß nicht warum es so ist, aber Er macht mir Angst...er hat dich so grob behandelt...", sagte Jungkook und seine Augen füllten sich mit Tränen.

"Es ist alles gut, okay? Alles ist gut. Namjoon wird weder dir noch mir weh tun.", versicherte Taehyung in Eile, strich über seine Schulter und sah ihn aufmunternd an, so gut es eben ging.

Jungkook sah leicht panisch aus, aber er beruhigte sich langsam wieder, Erleichterung kletterte in Taehyung empor.

"Hör zu. Namjoon ist sicherlich nicht ungefährlich, aber du siehst doch, wie er Seokjin behandelt, oder nicht? Dann ist er der reinste Softie. Und Hoseok ist wie die Sonne persönlich. Und Yoongi und Jimin sind zwei verliebte Idioten. Von ihnen geht keine Gefahr aus!", beteuerte Taehuyng erneut, in der Hoffnung, jedes Fünkchen Angst in Jungkook vernichten zu können.

Gut, er wusste nicht, ob Jimin und Yoongi wirklich verliebt waren, aber es sah ziemlich danach aus.

Jungkook nickte, sah aber dennoch nicht überzeugt aus.

"Ich sagte doch, ich werde dich immer beschützen.", meinte Taehyung in leisem Ton.

Wieder nickte Jungkook, diesmal sah er wirklich ein wenig erleichtert aus. Er lächelte Taehyung leicht an.

Taehyung lächelte zurück.

"Ist dir kalt?", fragte er, als Jungkook wieder fröstelte.

Der Jüngere nickte leicht.

"Wir gehen gleich wieder rein, okay? Eine Frage habe ich noch...", meinte Taehuyng.

"Schieß los.", verlangte Jungkook, aber seine Stimme war wackelig.

Taehuyng runzelte erneut die Stirn. Er wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte, erst recht nicht in seiner Gegenwart.

"Warum redest du nicht mit mir? Du kannst immer zu mir kommen, wenn du etwas auf dem Herzen hast. Und ich vermute, dass auch Jimin dir zuhören würde.", meinte Taehyung.

"Keine Ahnung...ich fühle mich einfach unwohl...aber das wird sich bessern, denke ich...", antworte Jungkook leise. "Es liegt nicht an dir oder den anderen...Ich glaube es ist eher wegen..."

Jungkook brach ab und blieb stumm.

Taehyung nickte verständnisvoll.

"Du musst mir jetzt nichts erklären, wenn du es nicht möchtest. Ich kann warten.", sagte Taehyung und lächelte ihn noch einmal an. "Komm, wir gehen lieber wieder rein, ich will nicht, dass du hier draußen erfrierst."

Jungkook ließ sich von Taehyung zurück in die Hütte ziehen.

Sie kuschelten sich zurück auf die Matratze, aber nicht, ohne vorher noch einmal Jimin und Yoongi zu beobachten, die eng umschlungen auf dem winzigen Sofa lagen.

Taehyung sah, dass Jungkook bei diesem Anblick lächelte und auch er selbst konnte ein Grinsen nicht zurückhalten. Die zwei waren definitiv ineinander verknallt, vielleicht wussten sie es einfach nur noch nicht.

Nachdem sie sich hingelegt hatten, dauerte es nicht lange, bis Jungkook sich wieder aufgewärmt hatte.

"Taehyung?", fragte er flüsternd.

"Mhmm?", brummte Taehyung schon fast schlafend.

"Du wirst mich immer beschützen?"

Taehyung lächelte.

"Immer.", antworte er mit fester Stimme, strich Jungkook über die schwarzen Haare und schloss danach seine Augen.

Er spürte, dass Jungkook sich in eine bequemere Position rückte.

Taehyung's Lächeln verschwand nicht. Es war, als ware er plötzlich steif geworden.

"Gute Nacht, Kookie.", wisperte er, aber er bekam keine Antwort.

Jungkook war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.

Taehyung's Lächeln verschwand langsam, aber es hinterließ dennoch ein Gefühl der Freude. Er fühlte sich Jungkook wieder so nah wie zu der Zeit, die sie gemeinsam im Bunker verbracht hatten.

Jungkook war für ihn zu einem kleinen Rettungsanker geworden, der ihn vor dem Ertrinken bewahrte und Taehyung war unendlich dankbar für dieses wertvolle Geschenk. Er konnte sich ein Leben ohne den Jüngeren nicht mehr vorstellen und es fühlte sich seltsam an, so zu fühlen, da sie sich erst seit so kurzer Zeit kannten.

Aber Taehyung reichte das vollkommen, um zu wissen, dass er in Jungkook vermutlich so etwas wie einen Seelenverwandten gefunden hatte.

Und er konnte sich deshalb wirklich glücklich schätzen.

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