Es kommt wie's kommt!

Kapitel 22

"Sera?" ungläubig starrt mich der alte Greisgram an und ich laufe auf ihn zu. Freudig springe ich hoch und falle ihm um den Hals. "Oh Nick! Ich hab dich so vermisst!" ich vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter und fange an zu schluchzen. Ich höre sein typisches Grunzen dass er hat, wenn er sich bei etwas nicht sicher ist. Doch trotzdem legt er seine Arme um mich und drückt mich fest an sich. "Sera... was machst du nur hier? Es ist viel zu früh für dich!" flüstert er und ich sehe ihn verwirrt an. Er lässt mich los und plötzlich befinden wir uns nicht mehr in der schwarzen angenehmen dunkelheit, sondern in der alten Bar! Nick dreht sich um und geht hinter die Theke. Mit seiner typischen weißen schürze steht er da und säubert eines der Gläser. Ich folge ihm und setze mich vor die Theke auf einen der sitzhocker. "Was meinst du mit 'viel zu früh für mich'?" Besorgt sieht er mich an und stellt mir dann einen Krug mit Bier hin. "Kein selbstgebrannter?" frage ich schmunzelnd und er fängt an zu lachen. "Nein... du wirst hier so oder so nicht betrunken!" Ich verharre in meiner bewegung nach dem Krug zu greifen. Stirnrunzelnd blicke ich ihn an. "Und was meinst du mit 'hier'? Nick?!" Das Bier schiebe ich mit einer Handbewegung auf die seite und sehe ihn misstrauisch an."Was zu hölle ist hier los!" Der alte Griesgram hört auf mit dem Gläser putzen und beugt sich zu mir hinunter auf die Theke. "is dir nichts aufgefallen? Du hattest doch früher so einen wunderbar scharfen verstand!" Mich wundernd sehe ich mich um und schüttle dann den Kopf. "Es ist nur aussergewöhnlich leer. Das ist alles!" Er lacht. "Seh ich nicht verdammt lebendig aus für einen Toten?" Erst lege ich den Kopf schief doch dann geht mir ein Licht auf. "Bin... Bin ich Tod?" Nick sieht mich ernst an. "Noch nicht. Du stehst an der schwelle. Ich weiß nicht wohin es dich ziehen wird. Aber meiner meinung nach...." er richtet sich wieder auf und sieht mich streng an. "solltest du das Leben wählen! Du kannst noch lange genug mit mir saufen wenn du alt bist! Lebe dein leben meine kleine! Finde deinen Grund dieses Leben zu beschützen und vor allem..." er kommt um die Theke herum und umarmt mich fest. "vergiss nie, was ich dir die jahre über beigebracht habe. Und vergiss auch mich nicht klar kleine?" Ich nicke an seiner brust. Tränen laufen mir die wangen hinunter und mein Herz droht zu zerbrechen. Dann sehe ich schief lächelnd zu ihm hoch. "Du bist der einzige der mich 'kleine' nennen darf! Und ich wollte dir noch etwas sagen..." Ich löse mich von ihm und sehe ihn dann ernst an. "Du bist für mich wie ein Vater... ich will dass du das weißt!" Nick lächelt mich an. "Das weiß ich doch schon längst...!" seine stimme wird immer leiser und langsam fangen seine umrisse an, zu verschwimmen! "Nick?! Was ist hier los?!" etwas Panisch sehe ich mich um und reibe mir die Augen, in der hoffnung es läge an ihnen! "Schön dass du dich für das Leben entscheidest kleines!" das letzte Wort kann ich nur noch knapp hören und schon ist anstatt der Bar wieder diese schwarze dunkelheit um mich. Vollkommen überfordert drehe ich mich im kreis und sinke dann auf meine Knie. Plötzlich sehe ich sein Gesicht und automatisch strecke ich meinen Arm nach ihm aus!

"Nick!" rufe ich und reisse meine Augen auf! Doch statt nick sehe ich eine graue gemauerte Wand vor mir. Ich blinzele und schüttle den Kopf. "Was zur hölle...?" Mein blick wandert von rechts nach links. Ich sitze in einer Zelle! Vor mir eine verdammte Mauer, rechts die gleiche und als ich hoch sehe bemerke ich, dass ich auch mit dem rücken an der gleichen Mauer lehne! Das einzig andere hier sind die Gitterstäbe auf der linken seite. Sie gehen über die gesamte breite der Zelle und sind leider zu eng aneinander liegend, als dass ich mich hindurch quetschen könnte! Dann bemerke ich etwas, das ich nicht für möglich gehalten hätte. "Die schweine haben mich verbunden...?" Verwundert sehe ich an mir hinunter. Jeder einzelne schnitt scheint ordentlich gesäubert und verpflegt worden zu sein! Mein rechter Arm liegt in einer schlinge und meine schulter ist ebenfalls verbunden. Genau so wie mir ein Verband über den kompletten unteren Teil meines Bauches gebunden wurde! "Auf der höhe wurde ich von der Kugel am Rücken getroffen..." murmle ich und versuche dann aufzustehen. Langsam stämme ich mich an der Wand entlang hoch und stehe endlich auf meinen zitternden Beinen! Mein Kopf dröhnt nun und mir ist leicht schwindlig. An der Wand entlang schleifend torkele ich zu den stäben und lasse mich dort wieder auf meinen Hintern fallen. Erschöpft sehe ich durch die Gitter. Ein langer gang erstreckt sich von hier aus. Links und rechts ist dieser gesäumt mit Zellen, die parallel dazu gegenüber liegen. Ich bemerke dass die gefangenen, die ich sehen kann, Handschellen tragen! Stirnrunzelnd sehe ich auf meine hinunter. Keine von diesen beschissenen Dingern... was ist hier los? Meine Zelle liegt am ende des langen Ganges und ich sehe in das Verlies, das gegenüber von mir liegt. Ich entdecke dort drinn, an der Wand gelehnt eine Frau. Sie starrt einfach nur gerade aus und hat einiges an verletzungen, ein paar sogar recht frisch! Ihre weißen haare sind lang und verfilzt. Dreckklumpen haben sich in ihnen verfangen und ihre kleidung hat auch schon bessere Tage gesehen. Man könnte annehmen, dass sie gebrochen ist. Doch hin und wieder sehe ich ein Feuer in ihren saphirblauen augen. Trotz einer gewissen trübe in ihnen kann ich sehen, dass sie noch nicht ganz aufgegeben hat! Plötzlich dreht sie ihren Kopf zu mir und ich schrecke zurück! Mit einer so plötzlichen bewegung habe ich nicht gerechnet und automatisch stütze ich mich mit meinem rechten Arm ab. Aufflammender schmerz durchzuckt meinen gesamten körper und ich zische mit schmerzverzerrter Miene auf. "Verfluchte scheiße!" Ich rutsche an die Wand und lege meinen Arm wieder in die schlinge. Mit der linken Hand halte ich mir meine rechte schmerzende schulter und ich lege meinen Kopf in den Nacken. Wo bin ich? Wieso bin ich hier? Wieso bin ich noch nicht Tod und was zur hölle geht hier eigentlich ab?