Seit zwei Tagen habe ich nichts mehr von Emily gehört. Sie ist wohl zu sehr mit dieser Bella beschäftigt. Immerhin hatte ich Tae, der wann immer es ging mit mir geschrieben hat. Einmal hat er mich gefragt, was ich denn nach meinem Abitur machen würde. Ich konnte es in drei Worten zusammenfassen: Nach Seoul ziehen. Das einzige, das mir hier in Deutschland wichtig ist, ist meine Familie. Und wenn ich an Feiertagen zurückkomme habe ich alles, was ich brauche.
Tae hat sich natürlich riesig gefreut und meinte, dass ich gerne bei den Jungs einziehen darf. Es wäre schon cool, aber ein bisschen selbstständig zu sein wäre für den Anfang ganz gut. Notfalls könnte ich ja immer noch zu ihnen ziehen.
Ich saß gerade auf der Couch im Wohnzimmer und schaute mit Lea irgendwelche Kinderserien, als sich die Haustür auf einmal öffnet. "Wir sind da!", rief eine uns bekannte Stimme. Solea stand auf und lief aus dem Wohnzimmer. "Oma!" Meine Oma nahm meine Schwester in den Arm. "Hallo Lea. Bist du schon wieder gewachsen oder bin ich geschrumpft?"
Solea kicherte. "Ich bin gewachsen, keine Sorge." Nun wandte sich meine Oma zu mir. "Du bist auch groß geworden, Luna. Das letzte Mal warst du noch nicht so groß." Lachend umarmte sie mich. "Das letzte Mal war vor drei Wochen, Oma. Aber schön dich zu sehen."
Mein Vater, der zusammen mit meiner Oma durch die Tür gekommen war, räusperte sich. "So aber nun müssen Lea und Oma los. Die beiden haben noch etwas vor." Verwundert fragte meine Schwester: "Wohin denn?" Meine Oma beugte sich zu ihr runter. "Wir beide gehen heute Eis essen."
"Juhu! Ich kriege ein Eis! Kommt Luni auch mit?" Mein Vater antwortete für meine Oma. "Nein, Luna bleibt hier." Habe ich irgendwas angestellt? Mein Vater ist außerdem nie so früh zu Hause. Anscheinend habe ich wirklich etwas angestellt. "Am liebsten würde ich dir ein Eis mitbringen, aber bevor wir zu Hause sind, habe ich es schon aufgegessen." Ich wuschelte meiner Schwester durch ihre Haare. "Ist schon gut. Aber nächstes Mal gehen wir alle zusammen."
Meine Oma und meine Schwester verabschiedeten sich und gingen nach draußen. Ich stand nun mit meinem Vater im Flur. Wir sagten gar nichts, bis meine Mutter kam. "Das nenne ich mal eine Konversation. Jetzt kommt mit ihr beiden." Wir alle liefen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. Meine Mutter schaltete noch den Fernseher aus.
"Also...", begann ich, "was gibt's?" Mein Vater sah zu meiner Mutter. Langsam machte mir diese Situation angst. "Erinnerst du dich noch an das Telefonat, das ich vor ein paar Tagen geführt habe? Das in Englisch." Vorsichtig nickte ich. "Bei diesem Telefonat habe ich Sachen erfahren, die nicht sonderlich... toll für mich waren.
Einerseits bin ich echt sauer auf dich, aber andererseits ich froh, dass du so gute Freunde gefunden hast. Weißt du aber, wie viel hätte schiefgehen können? Natürlich, du bist schon 17 und wirst 18, aber einem Fremden so schnell zu vertrauen... und dann hast du uns auch noch angelogen."
Woher wusste meine Mutter von der ganzen Geschichte? Allerhöchstens hatte das Camp angerufen und hätte dann gesagt, dass ich nicht da war, wegen Platzmangel. Aber woher wusste sie die Geschichte?!
"Willst du uns nicht die ganze Wahrheit erzählen, bevor noch einer deiner Freunde anruft und es uns sagt?" Hatte Tae etwa hier angerufen und meiner Mutter die Wahrheit gesagt? Klar war ich ihm dafür dankbar, aber hätte er mir wenigstens bescheid gesagt, damit ich das Land hätte verlassen können?
"Also...", begann ich und sah dabei auf den Boden. "Ich habe Tae damals in einem Park kennengelernt. Er hat gefragt, warum ich traurig sei und dann habe ich ihm alles erzählt. Freundlicherweise hat er mich sogar in ein Café eingeladen, weil wir Hunger hatten." Meine Eltern unterbrachen mich nicht. Ich hätte als Mutter schon längst eine Tonne von Fragen gestellt.
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Lost and Found | BTS V FF |
Fanfiction"Tae kann ja reden, wie ein Wasserfall. Süß ist er", sagte sie verträumt. "Besonders süß fand ich es, als er dich am ersten richtigen Tag im Park wiedergefunden hat. So seid ihr also Freunde geworden?" "Ja und ich bin froh darüber, verloren gegangen...