1 Sprachen

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"Wieso möchtest du das denn überhaupt machen?", fragte mich meine beste Freundin Emily. "Wieso denn nicht? Unsere Klasse ist, was Sprachen angeht, sehr vielfältig. Und ich kann nur Deutsch, Englisch und Französisch. Da noch eine Sprache zu lernen ist doch etwas."

Eher verständnislos sah meine Freundin mich an. "Ich kann auch nur die drei Sprachen und bin glücklich damit. Obwohl... mit meinen Französischkenntnissen glücklich sein..."

"Na siehst du: Noch eine Sprache wäre doch cool. Und dann auch noch eine mit Schriftzeichen. Das wäre dann unsere Geheimsprache. Also, was sagst du?" Emily sah nach oben. Das macht sie immer, wenn sie nachdenkt. Mit ihr eine neue Sprache zu lernen, wäre wirklich cool.

Denn wir machen viele Dinge gemeinsam. Und damit meine ich wirklich viele Dinge: Wir fahren zusammen mit unseren Familien in den Urlaub. In der 7. Klasse hatten wir zusammen Reitstunden genommen und sogar an einer Kunstausstellung teilgenommen.
Aber auch Sachen für die Schule machen wir zusammen: lernen, Hausaufgaben oder Projekte und Partnerarbeiten. Deswegen wollte ich mit ihr auch eine neue Sprache lernen.

Immer noch nach oben blickend, fragte sie: "Luna, du weißt, dass ich es hasse zu lernen, oder?"

Natürlich wusste ich das. Emily ist eine dieser begabten Menschen, die sich einen Text einmal durchlesen und ihn danach schon auswendig können. Trotzdem hasst sie das Lernen ungemein.

"Luna kann ich über diese Entscheidung vielleicht eine Nacht schlafen? Ich würde ja gerne mit dir eine Art von Geheimsprache haben, aber... ich mag lernen nicht." Sie quengelte den letzten Satz, wie ein kleines Kind.

"Ja natürlich. Das ist keine Entscheidung, die man einfach so fällen kann." Okay ich konnte das, aber es würde es nicht bringen, wenn ich es ihr aufzwängen würde.

Eine Zeitlang schwiegen wir. Ich blickte mich in ihrem Zimmer um, in der Hoffnung ein Gesprächsthema zu finden.

"Welche Sprache möchtest du denn lernen?", fragte Emily aus dem Nichts heraus. "Chinesisch, Japanisch oder vielleicht Koreanisch? Oder noch etwas ganz anderes?"

Ich setzte mich nun aufrecht hin. "Hm gute Frage... also Chinesisch auf keinen Fall. Ich will ja eine Sprache mit Schriftzeichen lernen, aber die Schriftzeichen da, sehen einfach zu kompliziert aus. Das fällt also raus." Emily nickte zustimmend. "Dann hätten wir Japanisch. Da ich aber nicht viel mit Manga- und Animeserien zu tun habe und auch nicht vorhabe damit anzufangen, brauche ich diese Sprache auch nicht."

"Wenn du ehrlich bist brauchst du keine dieser Sprachen, oder?", entgegnete Emily. "Ja... aber...", wollte ich sagen, nur fiel mir auf, dass sie Recht hatte. "Wir hätten dann unsere Geheimsprache." Ein viel schlechteres Argument hatte ich nicht, oder? Emily sah das genau so. Sie sah mich wieder mit diesem du-weißt-dass-das-null-Sinn-ergibt-Blick an.

"Gut", sagte ich entschlossen, "wir machen es so: Wir entscheiden jetzt, welche Sprache wir nehmen." Emily nickte leicht mit dem Kopf, um mir zu zeigen, dass sie damit schon einmal einverstanden war. "Dann werde ich nach Hause gehen und mich über diese Sprache informieren. In der Zeit überlegst du, ob wir das wirklich machen sollen, okay?"

Emily sah wieder zur Decke. "Gut okay, aber... Welche Sprache würden wir dann nehmen? Also Japanisch oder Koreanisch?"

Nachdenkend guckte ich durch Emilys Zimmer, bis mein Blick auf das kleine Spar-Schweinchen fiel, dass ich ihr letztes Jahr zum Geburtstag gekauft habe. Mit Emilys fragenden Blicken im Rücken, nahm ich mir dort einfach eine Münze raus und setzte mich zurück auf ihre Couch. Ich fragte sie: "Möchtest du die Münze werfen oder soll ich es tun?"

"Ach, mach du ruhig."

"Okay Kopf ist Japanisch und Zahl Koreanisch", sagte ich und schaute meine Freundin an und als diese nickte, warf ich die Münze in die Luft. Da ich als Mädchen leider nicht unbedingt die Fähigkeit besitze, geworfene Dinge aufzufangen, fiel das Geldstück von der Couch, bevor ich es fangen konnte. Emily und ich sprangen von der Couch auf und liefen der Münze hinterher. Sie drehte sich noch kurz im Kreis und blieb dann liegen.

"Zahl!", rief ich erfreut. "Also Koreanisch. Das wird cool." Ich hob die Münze von Boden auf zu und steckte sie zurück ins Spar-Schwein.

"Gut ich würde mich dann mal auf den Weg machen. Außerdem ist es schon...", ich sah auf mein Handy, "fast 17:45. Meine Mutter meinte, dass es um ungefähr 18 Uhr Abendessen geben würde. Und ich will pünktlich sein."

"Wieso? Kommen Gäste zu Besuch?", fragte Emily und wir machten uns auf den Weg zur Haustür. Mit einem verlegeden Lächeln antwortete ich: "Nö, nicht ganz. Es gibt einfach nur selbstgemachte Pizza." Emily verstand sofort. "Falls was übrig bleiben sollte: Ich nehme es gerne."

"Ich weiß. Auch wenn ich mich bis heute frage, warum du so gerne meine Pizza isst. Da ist doch nur Salamie und Käse drauf. Wenn deine Mutter mal Pizza macht, ist deine mit Käse, Brokkoli, Tomate, Ananas und Sachen die man nicht mal aussprechen kann."

Emily schüttelte den Kopf und grinste: "Meine Pizza ist lediglich mit Käse, Tomaten, Scampi,
Ananas, Paprika, Brokkoli und Knoblauch." Wir beide fingen an zu lachen. "Sagte ich doch." Obwohl wir beide manchmal sehr unterschiedlich sind, haben wir uns von der ersten Sekunde an prima verstanden. Man sagt doch, dass sich Gegensätze anziehen.

Emily öffnete mir die Haustür, nachdem wir uns von einander verabschiedet haben. Ich winkte ihr noch einmal zu und machte mich auf den Weg nach Hause.

Ich hoffe Koreanisch ist keine allzu schwere Sprache. Immerhin werde ich dieses Jahr sehr viele Prüfungen schreiben. Hoffentlich entscheidet sich Emily dafür, mit mir zusammen Koreanisch zu lernen.

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912 Wörter

Das erste Kapitel ist nicht das spannendste, aber so ist jeder Anfang. Ich hoffe die Geschichte war für den Anfang in Ordnung, wenn nicht ist konstruktive Kritik immer gerne erwünscht.

~🌹LY🌹~

Lost and Found | BTS V FF |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt